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Wohin schauen wir morgen?

Von Klaus Buttinger, 08. Jänner 2022, 00:04 Uhr
Wohin schauen wir morgen?
Bild: Cultura / Image Source

Wohin führt der Weg in die Zukunft? Was kommt auf uns zu? Antworten, an die wir uns herantasten und die wir heraushören wollen. Die Augen bleiben dabei zu. Man sieht ja ohnehin nur mit dem Herzen gut.

Gefühle stehen derzeit hoch im Kurs. Das Bauchgefühl scheint die vernunftgesteuerte, faktenbasierte Erkenntnis abzulösen, vielleicht weil die Sehnsucht nach der Normalität schon so ausgeprägt ist, dass manche von der "guten, alten Zeit" zu halluzinieren beginnen. Doch das Alte war erstens nicht so gut, wie man meint, und zweitens kommt es nie zurück – zumindest nicht in der ersehnten Form. Geschichte wiederholt sich manchmal, nicht aber deckungsgleich. Besser also man fokussiert auf eine neue Normalität. Wie die aussehen wird? Schwer zu sagen. Aber vielleicht hilft ein Perspektivenwechsel – von der Außenwelt in die Innenwelt?

Neuen Umfragen zufolge sehen die Österreicher ihre nahe Zukunft zunehmend pessimistisch. Gleichwohl bezeichnen sie sich als ähnlich glücklich wie zum Jahreswechsel 2019/20. Kurz: Noch geht es uns halbwegs gut, aber ob das so bleibt?

Den Zweifel nähren viele unbeantwortbare Fragen, die im Raum stehen: Wie wirkt sich die Omikron-Virusvariante aus? Wie entwickelt sich die Inflation? Passiert endlich etwas gegen den Klimawandel und das Artensterben? Ausblicke, die für Menschen, die Augen haben zu sehen, schon diffus genug sind. Wie mag es dabei blinden Menschen gehen? 

Bei den ersten Lockdowns ist man sich vorgekommen wie an einem Sonn- oder Feiertag“, erinnert sich Alexander Niederwimmer (54), Obmann des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Oberösterreichs. Doch das war nicht das Einzige, auf das sich blinde Menschen sehr rasch einstellen mussten. „Die Kommunikation durch Masken ist schwer verständlich geworden“, sagt der Linzer, der seit seinem 19. Lebensjahr blind ist. „Wenn beide Gesprächspartner Masken aufhatten, musste man mehrmals nachfragen, was gemeint war. Dadurch konnte es zu Missverständnissen und Anspannung kommen.“ Auch die Abstandsregeln führen vereinzelt zu Problemen, etwa wenn Blinde mit Assistenten oder Begleitpersonen unterwegs waren. „Da gibt es keinen Abstand“, sagt Niederwimmer.

Laute Gehörnebel

Aus der Gesellschaft sei eine gewisse Grundaggression heraushörbar geworden, wobei: „Die Blinden spiegeln dasselbe Meinungsspektrum wider wie Sehende“, relativiert der Obmann. Man fühle sich vielleicht in letzter Zeit mehr isoliert, „aber es gibt immer noch viele Menschen, die hilfsbereit sind.“

Menschenansammlungen meidet Niederwimmer aus Gründen der Reizüberflutung. „Da ist eine irre Konzentration notwendig.“ Aber ist es nicht so, dass Blinde besser hören? „Mag sein“, sagt Niederwimmer. „Vor allem hören sie konzentrierter.“

„Wir sehen mit unserem Gehirn, nicht mit unseren Augen. Wie ein Eindruck das Gehirn erreicht, ist dabei nicht wichtig“, sagt der US-Neurophysiologe Paul Bach-y-Rita, Pionier in der Erforschung der Neuroplastizität. Damit ist die enorme Anpassungsfähigkeit des Gehirns gemeint. Forscher der Georgetown University in Washington stellten mit Hilfe der Magnetresonanztomographie fest, dass von Geburt an blinde Menschen auch ihr Sehzentrum im Kopf nutzen, wenn sie taktile oder akustische Reize erfahren.

Grundsätzlich hätten blinde Menschen ein geschärftes Hörvermögen, so Brigitte Röder, Psychologin an der Universität Hamburg. „Sie haben gelernt, ihr Gehör effizienter zu nutzen. Die Blinden können Sprachsignale schneller verarbeiten und Schallquellen besser orten.“
Auf faszinierende Weise zeigt sich die Orientierung über Schall anhand der Klicksonar-Methode, die der US-Amerikaner Daniel Kish in seiner Organisation „World Access for the Blind“ entwickelt hat und propagiert. Das Prinzip ist das gleiche wie bei Fledermäusen oder Walen. Die Umgebung wird mit einem Ton, in diesem Fall mittels Zungenschnalzen, beschallt und aus dem Echo erkennen Blinde blitzlichtartig ein grobes Bild ihrer Umgebung. Die Methode bedarf einiger Übung, zeigt aber rasch gute Ergebnisse. In Österreich ist „Sonar Vision“ noch sehr wenig verbreitet.

Vielleicht lässt sich daraus auch eine Metapher für die Zukunft ableiten, die bekanntlich das ist, was wir daraus machen: Klicken wir künftig – insbesondere in den sozialen Medien – vorrangig auf jene Seiten und in jene Foren, die uns guttun; ob als Einzelnem oder der ganzen Gesellschaft.

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Autor
Klaus Buttinger
Redakteur Magazin
Klaus Buttinger

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