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Die sizilianische Trilogie

Von Josef Lehner, 17. Februar 2018, 00:04 Uhr
Die sizilianische Trilogie
Die schlichte Schönheit griechischer Tempel in Agrigento. Bild: OÖN/lehn

Die größte Mittelmeerinsel ist viel zu schön, um die kostbaren Urlaubstage mit Baden zu vergeuden. Die Herausforderung ist dreifach: Kultur, Natur, Essen.

Waren Sie schon einmal auf Trinacria? Viele waren es, wissen es nur nicht. 1282 inszenierte das wehrhafte Inselvolk die blutige "Sizilianische Vesper" gegen den ungeliebten französischen Herrscher Karl von Anjou und holte Peter von Aragon aus Spanien als Beschützer ins Land. Ab dann nannte sich die Insel einige Zeit nach dem Dreibein, das noch heute Wappen der autonomen italienischen Region ist (siehe Info-Box).

Sizilien erzählt noch viel mehr sagenhafte und spannende Geschichten, an jeder Ecke eine andere, über alte Helden, Künstler, arme Leute, mysteriöse Mafiosi.

"Italien ohne Sizilien macht gar kein Bild in der Seele: Hier ist erst der Schlüssel zu allem." Das schrieb einer der ersten Touristen, der Geheimrat Johann Wolfgang von Goethe, als er im April 1787 nach stürmischer Überfahrt von Neapel in Palermo landete. In ihm brannte sich im Prinzip dasselbe Bild ein wie uns Neckermännern: erstens eine vielfältige, bizarre, farbenprächtige und anmutige Landschaft, die zweitens meist in einem sanften oder strahlenden, jedenfalls betörenden Licht schwebt, und die drittens mit den allerschönsten Resultaten menschlichen Kulturschaffens gefüllt ist. Die perfekte Symbiose aus diesen drei Aspekten zeigt sich an den antiken griechischen Stätten. Im Tal der Tempel in Agrigento schimmern die Säulen und Kapitelle am Abend in zartem Rosa. Morgen kann es schon ein frisches Orange sein. "Ein so herrlicher Frühlingsblick wie der heutige bei aufgehender Sonne ward uns freilich nie durchs ganze Leben", schrieb Goethe.

Die sizilianische Trilogie
Der Händler bringt Obst und Gemüse ins Haus. Bild: OÖN/lehn

Viele antike Städte sind zerstört worden, etwa von den erstarkenden Römern, später von den muslimischen Eroberern. Nicht minder schmerzlich sind die Verluste der Vulkanausbrüche am Ätna und der Erdbeben ausgefallen, die die Insel immer wieder heimgesucht haben. Im Südosten ist aus dem Elend wunderschönes Neues erblüht. Nachdem 1693 ein Erdbeben weite Landstriche verwüstet hatte, wurden die Städte Ragusa, Modica und Noto im damals barocken Stil neu erbaut. Kaum wo in Europa finden sich so geschlossene Bauensembles.

Das fruchtbarste Zwischenspiel lieferten die Sarazenen, die 827 Sizilien in Beschlag nahmen: In Kultur und Lebensstil blieb ihr Fingerabdruck bis heute. Ab 1200 mussten sie immer mehr den normannischen Rittern weichen, den Söldnern aus dem Norden, die von Päpsten und Adel ins Land gerufen wurden. Sie errichteten ihr eigenes Reich und hinterließen herrliche Schätze wie den Palast in Palermo, das Kloster Monreale oder den Dom von Cefalù. Gepriesen wird, dass es keine Rückeroberung war, sondern dass die arabische mit der neuen Kultur verschmolz.

Die Bewunderung gilt dem letzten großen Herrscher, dem Staufer Friedrich, der als Federico secondo ab 1220 römisch-deutscher Kaiser war. An seinem Grab im Dom zu Palermo werden noch heute Blumen und Briefbotschaften hinterlegt. "Ich brauche nicht Gottes Paradies, weil ich zufrieden bin mit Sizilien", schrieb Friedrich.

Hetzen und trödeln

So beschaulich ist es heute nicht überall: Autofahrer drängeln, hupen, gestikulieren. Menschen hasten und lamentieren. Wir hören zwar, dass Sizilien wirtschaftlich abgehängt ist, dass der Norden das Land von den Faulenzern im Süden abspalten wolle. Doch die Insel liefert ein Bild von steter Eile.

Ein Nationalsport sei aber genauso "tambasiare", herumtrödeln, schreibt der aus Porto Empedocle stammende Erfolgsautor Andrea Camilleri. Über seinen Commissario Montalbano erfahren wir seit mehr als 20 Jahren, mittlerweile in 20 Büchern, wie es Land und Leuten geht. Und welche kulinarischen Genüsse Sizilien bietet: Einmal entzückt sich der missmutige Bulle an Polipetti affogati – kleinen Tintenfischen in Tomatensauce und Tinte, ein andermal an Sarde a beccafico – gefüllte Sardinen –, ein andermal an Pasta alla Norma. Solche Verführungen sind nicht exklusiv, sie eröffnen sich dem Touristen in den vielen Trattorien an Landstraßen und in Küstenorten.

Die größte Dichte an Restaurants – und kulturellen Spuren – findet sich in der Altstadt von Syrakus, einem der liebenswürdigsten Flecken der Insel. Hier wird die 2500 Jahre alte Geschichte eines üblen Burschen erzählt, der die Stadt nicht nur zu großer Blüte führte, sondern in den Steinbrüchen, die für die spektakulären Bauten gebraucht wurden, seine Gefangenen ausbeutete. Schiller reimte dazu die Ballade von der Bürgschaft, die mit ihren 20 Strophen viele Generationen von Schülern zur Verzweiflung brachte, weil sie auswendig rezitiert werden musste: "Zu Dionys dem Tyrannen schlich..." Bei Schiller endete die Geschichte nett: "Ich sei, gewährt mir die Bitte, in eurem Bunde der Dritte." Wir sind wieder bei der Trilogie – und der Trinacria.

 

Trinacria

Das griechische Dreibein ist Wappen Siziliens, in der Mitte mit Abbild von Ceres, der römischen Göttin des Ackerbaus. Viele Jahre trug Sizilien den Namen Trinacria. Die drei angewinkelten Beine sollen für den Lauf des Lebens stehen und für die Sonne. Da die Figur nie kniet, wird sie als Symbol für die Unbeugsamkeit der Sizilianer interpretiert. (Als Triskele ist diese Figur seit Jahrtausenden auch ein Symbol im keltischen Kulturraum.)

Die Insel hat das ganze Jahr Saison. Auch bei oberösterreichischen Reisebüros ist sie im Angebot, etwa bei Sab-Reisen vom 19. bis 25. März, also sieben Tage, ab 895 Euro: www.sabtours.at

Gruppe oder individuell?
Zuerst sollte eine grundsätzliche Auswahl getroffen werden: Gruppenrundreise im Bus, meist mit Schwerpunkt Kultur und Natur oder individuelle Route? Es gibt viele Arrangements von Mietwagenrundreisen mit vorgebuchten Hotels. Eine Hotelreservierung ist zu Saisonspitzen im Frühjahr (z. B. Karwoche) wichtig.

Auskunft und Buchung in allen Reisebüros und im Internet.

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