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8 Monate nach Brand: "Wir haben das noch nicht verarbeitet"

Von Lena Gattringer, 26. April 2024, 11:57 Uhr
Symbolbild Bild: VOLKER WEIHBOLD

LINZ/ST VEIT IM MÜHLKREIS. Vor acht Monaten brannte ein Radlader am Hof der Familie Rechberger lichterloh. Manche Brände können laut Experten mit den richtigen Präventionsmaßnahmen vermieden werden.

Es war der 13. August 2023 als um 14:40 Uhr die Sirenen der Feuerwehr in St. Veit im Mühlkreis zu heulen begannen. Ein Datum, dass sich bei Familie Rechberger im wahrsten Sinne des Wortes "eingebrannt" hat. 

"Es war ein super Tag, Sonntag, Badewetter", sagt Martin Rechberger beim heutigen Pressegespräch zum Thema Brandvermeidung des Landes OÖ, der Brandverhütungsstelle und der Landwirtschaftskammer.

An jenem Tag wurde vormittags auf der heimischen Landwirtschaft noch gearbeitet, die Tiere wie schon seit 30 Jahren fachmännisch versorgt. Zu Mittag war die Familie dann bei Verwandten zum Essen eingeladen, als ein Anruf des Nachbars einging. 

"Er hat gesagt, dass es bei den Giebelfenstern am Heuboden rausraucht. Ich hab gleich gewusst, was passiert ist, weil der Radlader noch oben stand. Wir sind dann so schnell wie möglich zum Hof zurückgefahren", sagt der Landwirt. Doch als die Familie zu Hause ankam, war aus dem Rauch bereits ein loderndes Feuer geworden.

Aufwändige Brandbekämpfung

Die Kameraden der Feuerwehr, von denen einige in Sichtweite der Landwirtschaft wohnen, waren schnell zur Stelle und haben alles versucht, um den Brand einzudämmen.  

"Zwischenzeitlich ist dann auch das Wasser ausgegangen, das war richtig schlimm. Im Dachstuhl hat es schon geknistert, alles war schwarz", schildert der Landwirt die traumatischen Erlebnisse.  Aus einem nahegelegenen Löschteich konnte wieder Wasser herbeigeschafft und die Brandbekämpfung fortgesetzt werden. Zwölf Feuerwehren waren im Einsatz, bis schließlich Brandaus gegeben werden konnte. Das Glück im Unglück: "Das Vieh ist gesund und hat den Vorfall damals mit stoischer Ruhe ertragen. Wir haben noch ein Dach über dem Kopf, es wurde niemand verletzt. Trotzdem überläuft es mich kalt, wenn ich das Datum nur höre", sagt Martin Rechberger. 

Dieses Elektronikteil verursachte den Brand im Radlader bei Familie Rechberger. Bild: Margot Haag

Dass so etwas passieren könnte, damit hätte niemand gerechnet. "Das Brandthema war nicht da. Wir haben immer gesagt, es brennt beim Nachbarn oder irgendwo anders, aber nicht bei uns", ein Trugschluss, wie sich damals im August  überdeutlich herausgestellt hat. "Wir haben nicht geschlampt. Mein Sohn ist Landwirtschaftstechniker und hat die Maschinen gewartet."

Noch heute erinnern die verkohlten Holzbalken des Dachstuhls an das Unglück des vergangenen Jahres.  Durch den Brand ist das Heulager kontaminiert und muss umfangreich saniert werden. Schadenswert: 230.000 Euro. Die Abwicklung mit der Versicherung zieht sich bereits seit Monaten und zehrt an den Nerven der Betroffenen. 

Brände in der Landwirtschaft

Jeder fünfte Brand in Oberösterreich bricht in der Landwirtschaft aus. Laut Harald Leitner, Vorstand der Brandverhütungsstelle (BVS) OÖ, wird etwa ein Drittel von elektrischer Energie - wie beispielsweise einem Kabelbrand - ausgelöst. Öfen, Herde oder Kamine verursachen weitere 20 Prozent, etwa sieben Prozent entstehen durch offenes Feuer (Zigaretten, Kerzen, Schweißarbeiten), weitere sechs durch Blitzeinschläge. Jenes Zehntel der Feuer, die auf Brandstiftung zurückzuführen sind, seien aber ein Fall fürs Landeskriminalamt, nicht für die Brandverhüter. 

"Brände können gerade in der Landwirtschaft existenzbedrohend sein", sagt Agrar- und Feuerwehrlandesrätin Michaela Langer-Weninger (VP). "Neben den hohen finanziellen Schäden ist es auch eine psychische Belastung für die Familien, weil sich ihr ganzes Leben auf dem Hof abspielt, nicht nur die Arbeit." Deswegen sei es wichtig, sich mit der Prävention zu beschäftigen. "Bei Maschinenbränden muss ein Ersatz organisiert werden, der mit hohen Anschaffungskosten einhergeht." Gerade durch die länger werdenden Hitze- und Dürreperioden steige aber auch das Risiko von Wald-, Flur- und Wiesenbränden. "Dabei können große Teile der Ernte ausfallen", sagt Langer-Weninger. 

Im Notfall gerüstet

Für Martin Rechberger würde im Nachhinein ein Notfallplan helfen, um in so einer Ausnahmesituation nicht in Panik zu geraten. "In der Hektik haben wir nicht mal die Feuerlöscher gefunden, die wir ja eigentlich hatten. Ich hatte eine richtige Blockade im Kopf", sagt der Landwirt. Am besten am Handy abspeichern und die wichtigsten Punkte aufschreiben: Wie können die Tiere geschützt werden, wo befindet sich der Feuerlöscher etc. Feuerlöscher stehen nun auch immer griffbereit, wie es auch die BVS empfiehlt. 

Auch ein Batteriehauptschalter,  der die Stromversorgung der Maschinen beim Abstellen effektiv unterbricht, könne laut den Experten eine wichtige Präventionsmaßnahme von Elektro-Bränden sein. So einen haben die Traktoren und Erntemaschinen von Familie Rechberger nun auch eingebaut. Einziges Manko: dieser muss noch immer von Hand bedient werden - was bei einer durchschnittlichen 100-Stunden-Arbeitswoche auch vergessen werden kann. "Das sollte von den Herstellern standardmäßig eingebaut werden. Sobald der Zündschlüssel auf 'Aus' steht, sollte die Stromversorgung 'tot' sein", sagt der Landwirt. 

Ist das Unglück einmal geschehen, sei der richtige Versicherungsschutz wichtig, sagt Rosemarie Ferstl, Vizepräsidentin der Landwirtschaftskammer Oberösterreich. "Auch wenn viele Landwirte die Büroarbeit neben der vielen anderen Arbeit, die auf einem Hof anfällt, nicht so gerne machen, ist sie doch wichtig." Die Polizzen sollten genau überprüft und jede neue Maschine der Versicherung gemeldet werden. 

 

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Autorin
Lena Gattringer
Redakteurin Leben
Lena Gattringer
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1  Kommentar
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Philantrop (168 Kommentare)
am 26.04.2024 16:09

DANKE für diesen wirklich sehr informativen Artikel!

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