Weihnachtskomet ging bereits über Hoher Dirn auf
LOSENSTEIN, REICHRAMING. "Wirtanen 46 P" kommt zum Heiligen Abend der Erde am nächsten. Steyrer Sternenfreunde spürten ihn schon auf.
In der Nacht auf vergangenen Sonntag funkelten die Sterne nicht auf der Hohen Dirn, sie leuchteten glasklar vom stockfinsteren Himmel über dem Nebelmeer im Tal. Mit Fernbedienungen wie bei einem Fernseher richteten Nachtmenschen mit Stirnlampen, die ein dumpfes Rotlicht ausstrahlten, ihre Fernrohre auf die Gestirne. Wie Jäger auf dem Hochstand saßen die Amateur-Astronomen in den Kuppeln und justierten ihre Okulare zwischen die Sternbilder, wo das freie Auge nur Finsternis wahrnimmt. Daneben surrten die Gebläse von verkabelten Laptops, auf denen der noch so kleinste Punkt erkennbar war.
"Taschenlampen aus!", rief der Obmann der Sternenfreunde Steyr Rudolf Dobretsberger Besuchern des seit Sommer wenige Höhenmeter unter dem Gipfel der Hohen Dirn errichteten Observatoriums zu. Nicht willkommen wie Gäste, denen die Hobbyforscher mit riesigen Laserpointern den Nachthimmel gerne erklären, ist grelles Kunstlicht, das die Sternenbeobachtung zerstört. Wer Faszinierendes am Nachthimmel sehen will, dessen Auge muss sich wie in einer Dunkelkammer an das matte Rotlicht begnügen.
Eigentlich tut sich auf dem Nachthimmel nicht viel, gelegentlich huscht eine Sternschnuppe in einem weiten Bogen über den Horizont. In Wahrheit ereignet sich Dramatisches, oder besser: ereignete sich zig Lichtjahre zuvor. Dobretsberger tastete mit einem Scanner eine Sternenkonstellation in einer entfernten Galaxie ab, diesen Abend ist plötzlich ein Lichtpünktchen, wo keines sein dürfte: "Eine Supernova", sagt Dobretsberger, wissend, dass er die Sternenexplosion gewiss nicht als erster gesehen hat, "Bekanntes zu entdecken, mindert das Erlebnis nicht."
Den Haupttreffer der Sternennacht machte Gerhard Brenner. Er hat sein Fernrohr bereits auf "Wirtanen 46 P" gerichtet, den heurigen Weihnachtskometen. Tatsächlich hat er den Himmelskörper, der noch in weiter Ferne ist, mit dreiminütiger Dauerbelichtung und mit dem mit der Erdumdrehung mitwandernden Okular fotografisch sichtbar gemacht. Der Schweif ist bereits als matter Hof um den Kometenkopf zu sehen. "Du hast ihn wirklich gefunden!", gratulierten tags darauf Freunde auf Facebook.
"Wirtanen 46 P" wird man zu Weihnachten mit freiem Auge am Nachthimmel sehen können. Ein solches Ereignis kehrt nur alle halben Jahrzehnte wieder. Der Erde am nächsten kommt der Himmelsvagabund bei einer Entfernung von 11,6 Millionen Kilometern zwischen dem 16. und 18. Dezember. Dass ihn ein Steyrer Sternenfreund schon jetzt aufgespürt hat, ist eine kleine Sensation.
Die Steyrer Sternenfreunde, denen es besondere Freude macht, Anfänger durch die Geräte ihres Observatoriums in die Weiten des Universums blicken zu lassen, kassieren auch im Advent kein Eintrittsgeld, wenn "Wirtanen 46 P" seiner eigenwilligen Bahn um die Sonne folgt.
Die Sternenfreunde, die ihre Faszination und ihr profundes Wissen weitergeben, bieten für den Kometen Sondertermine an. Kontakt: www.sternfreunde-steyr.at
In unserer Region soll die Nacht wieder finster sein
Die Vögel fliegen im Sommer zu den Futterhäuschen, weil Insekten massenhaft an Lampen verendeten. Die Sterne sieht man nur noch an wenigen Plätzen. Eine Regionalinitiative will Lichtsmog eindämmen. „Wir müssen bei den Beleuchtungen auf ein gesundes Maß herunter“, sagt Landtagsabgeordneter Christian Dörfel (VP), „eine Dark Sky Region würde uns viele Vorteile bringen.“ Um in einen Weltkatalog von Gegenden aufgenommen zu werden, in denen die Nacht wieder dunkel ist, brauche es flankierende Maßnahmen. Die Bürgermeister von Reichraming und Weyer hätten bereits Interesse bekundet.
Beratung für gestresste Familien
150 Jahr-Jubiläum: Ohne die HTL wäre Steyr eine völlig andere Stadt
Konzert als Dank an Pflegepersonal
Sein Herz ist voll Mitgefühl: Ein Pilgermarathon für die Vergessenen von Lesbos
Interessieren Sie sich für diesen Ort?
Fügen Sie Orte zu Ihrer Merkliste hinzu und bleiben Sie auf dem Laufenden.
Taschenlampenlicht stört? Nicht so sehr störts die Akkomodation, wenns rot leuchtet. Kommt auch im Artikel vor.
"ereignete sich zig Lichtjahre zuvor" - Ein Lichtjahr ist keine Zeitdimension, sondern die Entfernung. Wenn man also etwas sieht, das zig Lichtjahre entfernt stattfindet, dann ist das tatsächlich vor zig Jahren passiert.
Einfach ausgedrückt, doch was steckt dahinter?
Also das Olular dreht sich NICHT mit der Erdbewegung mit, sonderen der Fernrohrtubus.
sicher? Kommts nicht darauf an, wo du deinen Fixpunkt hast?