Kunstwerke aus feinem Zwirn von Hand gemacht
STEYR. Die Ausstellung "Textile Kostbarkeiten" zeigt auch Handarbeiten von drei Steyrern.
Bei Klöppeln denkt manch einer an Spitzendeckchen, kitschigen Tischschmuck und biedermeierliche Spießigkeit. Die Textilkunst, geknüpft mit auf Holzspulen aufgerolltem Zwirn, reicht über diesen engen Horizont aber weit hinaus, wissen Heidemarie Corn, Hartmut Lang und Theresia Neuhauser: "Diese Art von Textilien hatte immer auch schon viel mit Lebensart und Mode zu tun", sagt Hartmut Lang, pensionierter Direktor eines Pharmaziebetriebes, passionierter Klöppler und Autor mehrerer Fachbücher.
Damit sich das Wissen den Weg zur Allgemeinbildung bahnt, hat das Trio der "Klöpplerinitiative Steyr" eine Ausstellung in der Schlossgalerie organisiert, die sich sehen lassen kann: Spitzen ab dem 16. Jahrhundert werden genau so gezeigt wie Fächer und Perlenarbeiten aus mehreren Epochen von der Klassizistik bis zum "Art déco" der Wiener Werkstätten. Die drei Ausstellungsgestalter reisen nämlich schon ein halbes Leben lang zu Antikmessen und Auktionen quer durch Europa, um so manches historische Textilstück zu erwerben und ihren reichhaltigen Sammlungen einzugliedern.
Corn, Lang und Neuhauser verstehen es aber nicht nur, bei Versteigerungen zum richtigen Zeitpunkt aufzuzeigen, sondern haben als Kunsthandwerker ebenfalls einen Ruf, der über die Stadt weit hinausgeht. Ihr handwerkliches Geschick befähigt sie zu zeitgenössischen Eigenkreationen mit heutigem Design und andererseits dazu, bei historischen Vorlagen die Knüpfmuster zu rekonstruieren und orginalgetreue Kopien anzufertigen.
"Die Spitzen waren vor Beginn des 20. Jahrhunderts nicht irgendwelche Zierde", sagt Neuhauser, "sie waren etwa unabdingbar, um am Hofe Ludwig XIV. überhaupt eingelassen zu werden."
"Textile Kostbarkeiten", Spitzen und Fächer ab dem 16. Jahrhundert, Schlossgalerie Steyr, Donnerstag bis Sonntag, 10 bis 17 Uhr, dauert bis 24. Juni, Eintritt frei