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Er machte RTL groß: Wiener Medienmanager Helmut Thoma wird 85

Von nachrichten.at/apa, 26. April 2024, 07:29 Uhr
Helmut Thoma Bild: dpa (APA/AFP/TT NEWS AGENCY/CHRISTINE OLSSON/TT)

WIEN. RTL ist heute aus der deutschen Medienlandschaft nicht wegzudenken. Dass es so kam, ist eng mit Helmut Thoma verknüpft.

Der Wiener Medienmanager machte RTL in den 80er- und 90er-Jahren als Geschäftsführer groß und prägte damit das deutsche Privatfernsehen nachhaltig. Nach seinem Abgang war er weniger gut auf den Medienkonzern zu sprechen und brachte sein Wissen in einer Vielzahl von Aufsichtsräten ein. Am Freitag, 3. Mai, wird Thoma 85 Jahre alt.

Geboren 1939 in Wien sah es zunächst nicht danach aus, als würde Thoma einen Privatfernsehsender aufbauen, brach er doch das Gymnasium ab und betätigte sich in einer Molkerei. Bald sattelte er aber um, studierte Rechtswissenschaften und promovierte mit gerade mal 23 Jahren. Mit der Medienbranche kam er über den ORF in Kontakt. Er leitete Ende der 60er- und Anfang der 70er-Jahre die Rechtsabteilung des öffentlich-rechtlichen Medienhauses.

Von "25-Mann-Betrieb" zu Branchenriesen

Anschließend wechselte Thoma ins Ausland zu Radio Luxemburg, wo der deutsche Privatfernsehableger RTL gegründet und er 1984 zu dessen Geschäftsführer wurde. Bis 1998 übte er diese Funktion (zwischendurch gemeinsam mit Erich Staake) aus, wobei er das Unternehmen vom "25-Mann-Betrieb" zu einem Branchenriesen aufbaute. Unter ihm erreichte RTL Jahresmarktanteile von teilweise über 17 Prozent - heute kaum noch für den Privatsender vorstellbar.

"Ich habe immer aufs Publikum geachtet, und ich habe Fernsehen als Dienstleistung gegenüber dem Kunden gewertet", gab Thoma vor mehreren Jahren in einem "Horizont"-Interview sein Geheimnis für den Aufbau eines erfolgreichen Fernsehunternehmens preis. In seiner Zeit traf er - immer mit Blick auf die Einschaltquote - viele meist profitable Entscheidungen wie etwa den Start der deutschen Daily Soap "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" (GZSZ) und der Spielshow "Tutti Frutti" samt viel nackter Haut. Auch der Kauf der Formel 1-Übertragungsrechte fiel in seine Ära. Zudem führte er die werberelevante Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen im deutschsprachigen Raum ein.

"Im Seichten kann man wenigstens nicht ertrinken"

Immer wieder war RTL mit dem Vorwurf mangelnden Niveaus konfrontiert. Thoma, der selten um markige Sprüche verlegen war, sah das locker: "Ich habe immer gesagt: Im Seichten kann man wenigstens nicht ertrinken." 1998 endete seine RTL-Karriere unfreiwillig. Er musste den Posten an der Spitze an einen weiteren Österreicher - Gerhard Zeiler - abgeben. Zu seinem Rücktritt hielt er gegenüber der "Welt am Sonntag" einst fest: "Das Ausmaß an Undankbarkeit ist einfach unfassbar. Es gibt niemanden in Europa, der wie ich einen Fernsehsender von null aufgebaut und zur Marktführerschaft geführt hat."

Viele Jahre nach seinem Abgang sah er die Medienlandschaft kritisch, bezeichnete das Privatfernsehen in Deutschland als "Katastrophe". Zwei große Gruppen - RTL und ProSiebenSat.1 - würden sich den gesamten Kuchen teilen und hätten kein Interesse daran, "wirkliches Programm" zu machen. "Die beiden würden am liebsten das Testbild senden, wenn es ginge. Dadurch erhöhen sich die Gewinne, aber es tut sich nichts mehr", meinte Thoma.

Streaminganbieter wie Netflix, die klassisches lineares Fernsehen zusehends in Bedrängnis bringen, bezeichnete er als "Phänomen" und weniger als Gefahr für die TV-Branche. "Da wird Geld, Geld und noch mal Geld hineingepumpt; irgendwann wird man sehen, dass auch die nicht zaubern können", sagte er.

"Im Garten sitzen und auf den Sensenmann warten, ist keine Option"

Nach seinem RTL-Aus war Thoma für mehrere Jahre als Medienbeauftragter des Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen tätig. Dann machte er sich selbstständig und saß in zahlreichen Aufsichtsräten. Denn: "Im Garten sitzen und auf den Sensenmann warten, ist keine Option." Was er dort mit eingebracht habe, gelte und funktioniere immer noch, so der Medienmanager, der selbst nie viel vor dem Fernseher saß, "weil ich mir im Büro schon so viel ansehen musste".

In seiner Freizeit ging Thoma, der mit der buddhistischen Lebensphilosophie liebäugelte, u.a. gerne tauchen, sorgte aber speziell mit einem Aufenthalt in Syrien für Aufsehen. Noch weit vor der Jahrtausendwende erbeutete er mit einem Grabräuber zusammen einen Grababschluss, wie er viele Jahre später erzählte. "Er hat mich zu einem Höhlengrab in der antiken Wüstenstadt Palmyra geführt und meinte: 'Jetzt krabbeln wir da rein.' Da hatte ich schon ein bisschen Bedenken. Es war Nacht, und da waren Schlangen...", sagte er der "Welt".

Für sein berufliches Schaffen wurde Thoma vielfach ausgezeichnet - etwa als Medienmann des Jahres 1989, mit dem Deutschen Medienpreis und einem "International Emmy Award". Hierzulande erhielt er das Goldene Ehrenzeichen der Stadt Wien und das Große Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.

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2  Kommentare
2  Kommentare
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NeujahrsUNgluecksschweinchen (26.451 Kommentare)
am 26.04.2024 11:21

Tja, die "werberelevante Zielgruppe"... bester Schmäh ever, die eigene Seherdemoskopie als "werberelevant" zu deklarieren.

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krawuzi-kapuzi (1.013 Kommentare)
am 26.04.2024 07:50

"..erbeutete er einen Grababschluss" - klingt wahnsinnig spannend, aber zumindest ich weiß nicht, was damit gemeint ist. - Ich vermute, der (Ab-)Schreiber des Artikels ebenso wenig.

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