Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Die "Hexenmacher" und ihr Netzwerk der Macht

Von Bernhard Leitner, 20. September 2018, 00:04 Uhr
Die "Hexenmacher" und ihr Netzwerk der Macht
Gottfried Fürst und Horst Populorum beraten als Fürst und Bischof das Schicksal der Wagenlehner-Familie. Bild: Winkler

BAD ZELL. Wie die Theaterfassung eines realen Hexenprozesses den Umgang mit einem schwierigen Thema veränderte.

Die zehn Vorstellungen sind seit Monaten ausverkauft. Anfragen für Karten kamen aus ganz Österreich, sogar aus Südtirol. Wenn morgen das Stück "Die Hexenmacher" in der eigens aufgebauten Theaterhalle in Zellhof aufgeführt wird, ist das weit mehr als ein Theaterereignis. Denn die Aufarbeitung eines dunklen Kapitels Bad Zeller Heimatgeschichte hat im vergangenen Jahr wahrhaft Großes bewirkt.

"Es hat sich gewaltig viel getan", sagt Hans Hinterreiter, Obmann des Volksbildungswerks Bad Zell. "Das Schicksal der Wagenlehnerin wurde zu einem ganz großen Thema im Ort." Was auch an der Vielzahl der Beteiligten liegt: 150 Männer und Frauen tragen zum Gelingen der "Hexenmacher" bei: Als Schauspieler, Statisten, Chorsänger, Musiker, Bühnenbauer oder in der Organisation.

Diese Helfer zu motivieren, sei vergleichsweise einfach gewesen, sagt Produktionsleiterin Lizi Pilz: "Viele Zeller sind von sich aus auf uns zugegangen und haben gefragt, wo sie uns unter die Arme greifen können. Oft habe ich in den vergangenen Wochen gehört, wie stolz die Leute darauf sind, im Team dabei zu sein."

"Der Stein zieht weite Kreise"

Die künstlerische Leiterin, Martina Fröhlich, ist überzeugt, dass das Interesse am Thema langfristig anhalten wird: "Es ist der echte Wahnsinn, dass dieser Stein, den wir ins Wasser geworfen haben, so große Kreise zieht. Oft sind wir nach den Proben stundenlang beisammen gesessen und haben über die Ereignisse von damals gesprochen." Die beklemmende Erkenntnis daraus: "Die Strategien der Macht haben sich bis heute um keinen Deut geändert. Das ist die Lehre, die wir alle aus dem Wagenlehner-Prozess ziehen können", sagt Fröhlich.

Die Beschäftigung mit dem Wagenlehner-Prozess passierte aber nicht nur auf dem Theaterareal, wenige Meter entfernt vom Originalschauplatz des Prozesses. "Es gab eine Wanderung auf den Spuren der Wagenlehnerin mit ganz vielen Teilnehmern", erzählt Hans Hinterreiter. Und bei der Präsentation des Buches "Hexen.Wahn" von Zita Eder, Anfang September, war der Saal des Färberwirts mit 180 Zuhörern zum Bersten voll. Kritische Stimmen sind in der Minderzahl. Martina Fröhlich: "Freilich gibt es welche, die danach fragen, warum wir so einen großen Wirbel darum machen. Aber in Summe ist die Unterstützung auf allen Ebenen atemberaubend."

Etwa 3000 Karten wurden für die zehn Aufführungen in der Theaterhalle beim Wirt in Zellhof verkauft. Die Hälfte davon haben Bad Zellerinnen und Bad Zeller erworben. "Jeder zweite Gemeindebewohner sieht sich das Stück an. Das macht uns schon stolz", sagt Hinterreiter. In gewisser Weise sei das auch eine Rehabilitierung für die "Wagenlehnerin."

 

Die wahre Geschichte hinter dem Theaterstück

Nicht im finsteren Mittelalter, sondern im Jahr 1729 – Kaiser war damals Karl VI. – fand in Zellhof einer der letzten großen Hexenprozesse Österreichs statt. Unter Anklage stand Magdalena Grillenberger. Die 60-jährige Bäuerin kannte sich gut mit Heilkräutern und Hausmitteln aus. Obwohl am Wagenlehner-Hof nur wenige Kühe gehalten wurden, verkaufte die Familie oft Butter und Milchprodukte. Das weckte Neid und Missgunst. So wurde gemunkelt, der Teufel habe der Wagenlehnerin das Ausmelken fremder Kühe gelehrt. Als im benachbarten Schönau ein Haus niederbrennt, wird Sibilla Wenigwieser, Enkelin der Wagenlehnerin, verhaftet. Unter Folter bezichtigt das Mädchen ihre Großmutter der Hexerei. 1729 wird deshalb der gesamten Familie in Zellhof der Prozess gemacht. Magdalena Grillenberger und ihre engsten Angehörigen werden zum Tod verurteilt.

mehr aus Mühlviertel

Grünes Licht aus St. Pölten für Donaubrücke Mauthausen

Musikalische Hommage an Anton Bruckner

Schüler drehen Videos und zeigen darin den Pflegealltag

Fußball-Wochenende lockt mit zahlreichen spannenden Duellen

Interessieren Sie sich für diesen Ort?

Fügen Sie Orte zu Ihrer Merkliste hinzu und bleiben Sie auf dem Laufenden.

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

3  Kommentare
3  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
( Kommentare)
am 20.09.2018 09:46

Ein kleines Kapitel aus der umfassenden Kriminalgeschichte der katholischen Kirche!

Es wäre interessant, wann sich diese mit der Aufarbeitung des Unrechts, hpts. verursacht unter dem Deckmantel der "Heiligen Inquisition" und besonders getrieben von den Dominikanern, beschäftigen wird, da sie bis dahin noch weniger Glaubwürdigkeit besitzt. Aber vielleicht hat man dzt. keine Kapazitäten, da man sich international mit tausenden Missbrauchsfällen beschäftigen muss.

lädt ...
melden
antworten
LASimon (11.304 Kommentare)
am 20.09.2018 11:03

Bei der "Hexenjagd" ging es vorrangig um Macht und wirtschaftliche Interessen. Hierbei leisteten die Kirchen (in Europa vorwiegend die katholische, in Nordamerika vor allem die lutherischen) vornehmlich Handlangerdienste, soweit es nicht auch um eigene Machtansprüche ging. Das exkulpiert die Kirchen aber nicht, sondern hat ihr bis heute nachhaltig geschadet; die Küngelei mit der weltlichen Macht dauerte etwa in Südamerika bis vor kurzem an.

lädt ...
melden
antworten
( Kommentare)
am 20.09.2018 11:30

Nicht nur in Südamerika, auch in Zentralamerika. Und... im Rest der Welt, wo sich Menschen leicht täuschen lassen und wo der christliche Zwangs"glaube" als Tatsache gehandelt wird.

lädt ...
melden
antworten
Aktuelle Meldungen