Der mysteriöse Rucksack am Erlakogel war offenbar ein Fall von Vergesslichkeit
EBENSEE. Keine Hinweise und keine Vermissten nach großer Suchaktion am Rindbacher Hausberg.
Neun Tage ist es jetzt schon still. Keine Hinweise, keine Vermisstenmeldung, keine Spur, die darauf schließen lässt, dass etwas Schlimmes passiert sein könnte. Um sechs Uhr früh hatten Wanderer am Sonntag, 28. April, auf dem Weg zum Erlakogel (1575 Meter Seehöhe) bei Rindbach in Ebensee einen Rucksack entdeckt, angelehnt an einen Baumstock.
Nur knapp 200 Höhenmeter unter dem Gipfel hatte ihn offenbar jemand abgestellt. Vielleicht, um nicht länger schwer tragen zu müssen. Denn im Inneren des Rucksacks fanden sich Lebensmittel, die gereicht hätten, den Hunger von mehr als einem Menschen zu stillen, sorgfältig in Tupperware verpackt und mit Cellophan umwickelt.
- Aus dem Archiv: Rätselhafter Fund am Erlakogel: Polizei bittet um Hinweise
Außerdem: Eine kurze Männer-Jogginghose, Größe L, ein Ladekabel und ein Kassenbon aus dem tschechischen Supermarkt "Tesco" in Prag. Eingekauft war am 13. April um 11.36 Uhr geworden, fünf Minuten später wechselte der mutmaßliche Besitzer des Rucksacks 597 tschechische Kronen in Euro.
Weil ein Alpinunfall zunächst nicht ausgeschlossen werden konnte, suchten Alpinpolizisten die Fundstelle nach Hinweisen ab, mehrfach kreiste der Hubschrauber über dem Erlakogel. Ergebnis: keines.
Rucksack war eingeschneit
Die Polizei bat in der Folge um Hinweise, vergangenen Freitag versuchte auch die tschechische Presse ihr Glück: Das Nachrichtenportal "Info.cz" berichtete ausführlich über den "mysteriösen Fall" in Oberösterreich, in der Hoffnung Landsleute könnten sich melden.
Mittlerweile geht die Polizei davon aus, dass es sich um keinen Vermissten-, sondern um einen Fall von Vergesslichkeit handelt. "Es gibt keine Vermisstenmeldung, auch nicht bei den Kollegen in Tschechien", sagt Bernhard Magritzer, Leiter der Alpinpolizei Gmunden. Magritzer geht von einer tschechischen Wandergruppe aus, die zwischen 13. und 15. April auf den Erlakogel aufgestiegen war. Dass der Rucksack so lange nicht entdeckt wurde, dürfte am Wintereinbruch liegen, der mit bis zu 70 Zentimeter Neuschnee am 16. April im Salzkammergut Einzug gehalten hatte. Der Rucksack kam erst durch die milden Temperaturen wieder zum Vorschein. Auch im Gipfelbuch fand sich kein Hinweis: "Das war leider völlig ausgeschrieben", sagt Magritzer.
Die wahrscheinlichste Variante sei, dass der tschechische Wanderer den Proviant für zumindest einen weiteren Bergkameraden in dem Rucksack getragen, kurz vor dem Gipfel abgestellt und beim Abstieg darauf vergessen hatte. Im Tal dürfte ihm ein Wiederaufstieg schließlich zu mühsam gewesen sein. "Wir haben in alle Richtungen ermittelt, weil ein vollbepackter Rucksack mitten im Gelände natürlich ungewöhnlich ist", sagt Magritzer.
- Aus dem Archiv: Rucksack löste Suchaktion auf dem Traunstein aus
Bereits im August 2019 kam es auf dem Traunstein zu einem ähnlichen Sucheinsatz: Ein 28-jähriger Franzose hatte seinen Rucksack auf dem Hernlersteig zurückgelassen, weil ihm der Aufstieg zu anstrengend geworden war. Er konnte dann zumindest telefonisch auf der Gmundnerhütte erreicht werden.
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Die Tschechen sind wirklich ein lustiges Völkchen! Wenn man mal nicht sie selber von unseren Bergen runterholen muss, weil sie sich durch schlechte Ausrüstung und/oder Tourenplanung in eine prekäre Situation manövriert haben, dann muss man zumindest ihr Gepäck mit ins Tal nehmen!