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Der Exot im Mittelmeer

Von Gerhild Niedoba, 06. April 2019, 00:04 Uhr
Der Exot im Mittelmeer
Bild: Niedoba

Ein Trip nach Malta lohnt sich: Die kleine Insel überzeugt mit einer spannenden Mischung aus britischer Ordnung und südlicher Gelassenheit.

Vier Tage, um eine kleine Insel zu erkunden. Das Zeitpensum erscheint zunächst ausreichend, schließlich umfasst die im Mittelmeer zwischen Sizilien und der Küste Nordafrikas eingebettete Hauptinsel Malta überschaubare 246 Quadratkilometer. Doch ich sollte mich irren.

Schon alleine sich in die Details der Geschichte der Republik, die durch immer wieder wechselnde Eroberer geprägt ist, einzulesen, würde viele Stunden in Anspruch nehmen. Ein kurzer Überblick ist aber dennoch nötig – und spannend.

In den vergangenen zweieinhalb Jahrtausenden war der Inselstaat Teil verschiedener Reiche, ist dem Reiseführer zu entnehmen: Zunächst von Puniern, den Römern und den Arabern beherrscht stand die Insel schließlich unter dem Einfluss europäischer Adelshäuser, ehe sich im Jahr 1530 der Malteserorden, die katholische Ordensgemeinschaft, auf Malta niederließ. Seine Geltung und vor allem seine vom Kampf gegen das Osmanische Reich geprägte Herrschaft beeinflussen das Leben auf der Insel bis zum heutigen Tag.

Mehr als zwei Jahrhunderte später, 1798, besetzten die Franzosen die Inselgruppe, wurden aber zwei Jahre später von den Engländern vertrieben. Nach 164 Jahren britischer Kolonialherrschaft wurde Malta am 21. September 1964 unabhängig und ist seit 1974 eine parlamentarische Republik. Soweit die Zahlen.

Endlich im Domizil angelangt und den Reiseführer wieder im Gepäck verstaut, zeigt sich bei der Fahrt vom einzigen internationalen Flughafen des Staates nahe des Ortes Luqa das Landschaftsbild, das im Großen und Ganzen die gesamte Insel beherrscht: Halb vom Verfall gezeichnete Wohnhäuser reihen sich dicht an dicht an jene, denen bereits mit viel Liebe und Handwerkskraft neues Leben eingehaucht worden ist. Alle sind sie aus hellem Sandstein erbaut und häufig mit einem hübschen, landestypisch überdachten, bunten Halbbalkon und farbenfrohen Blumen versehen.

Mit seinen rund 438.000 Einwohnern gilt Malta als der Staat mit der fünfhöchsten Bevölkerungsdichte weltweit. Der Großteil der Bevölkerung konzentriert sich auf die Hauptstadtregion um Valletta, in dessen Ballungsraum rund 394.000 Einwohner leben.

Gondelfahrt zu den "3 Städten"

Und genau dort startet unsere Besichtigungstour. "Bonswa!" – Mit dieser freundlichen Begrüßung, die so viel wie "Guten Tag" heißt, nimmt uns Sandra am Hafen von Valletta, dem "Grand Harbour", in Empfang. Um erst einmal so richtig auf der Insel anzukommen, empfiehlt uns die quirlige maltesische Reiseleiterin eine kurze Erkundungstour mit einer Art Gondel durch den Naturhafen. Mehr als drei Kilometer tief schneidet diese verzweigte Bucht in die Nordostküste der Insel ein. Etwas wackelig ist es auf dem Boot, daher weist uns Kapitän Joey an, rasch auf den Holzbänken Platz zu nehmen. Dafür werden wir mit einem gigantischen Rundblick belohnt: Während Joey sanft über das Wasser navigiert, sind nach und nach die "Drei Städte" zu sehen: Vittoriosa (Birgu), Cospicua und Senglea. Die historischen Städte liegen an der Ostseite rings um den Hafen im Südosten von Malta und gegenüber der Hauptstadt Valletta, die einen faszinierenden Einblick in die Geschichte und Gegenwart Maltas gewährt. Seit dem Umzug des Malteserordens nach Valletta fungierten die drei Städte als Wohngebiet der Lastenträger, Schauerleute und später der Dockarbeiter.

Der Exot im Mittelmeer
Früher waren Fiaker das einzige Transportmittel, heute werden nur noch Touristen kutschiert. Bild: Niedoba

Joey bugsiert uns rechts vorbei an Fort St. Angelo. Diese gewaltige Festung, deren Zeitpunkt der Erbauung unbekannt ist, wurde von den Maltesern bei ihrer Ankunft in Beschlag genommen. Nicht zuletzt der massiven Bauweise ist es zu verdanken, dass die Festung auch während der Großen Belagerung 30 Jahre später mit nur 540 Rittern und 5000 Soldaten gegen eine Übermacht von etwa 40.000 Türken gehalten werden konnte. Heute wohnt noch ein Malteserritter im Festungsturm.

Gewaltige Bastion als Schutz

Wieder zurück an Land lohnt sich ein Bummel durch die Inselhauptstadt, die von den Einheimischen nie Valletta, sondern "il-Belt" (Die Stadt) genannt wird: Schon alleine wegen des neuen, von dem berühmten Stararchitekten Renzo Piano gestalteten Haupttors. Oder auch wegen des gewaltigen Bollwerks, von dem die Stadt umgeben ist.

Auffällig sind beim Schlendern durch die engen Gassen auch die vielen Geschäfte, Bars und Kaffeehäuser mit britischem Namen: Diese sind einige von vielen Überbleibseln der britischen Ära, die bis heute in vielerlei Hinsicht im Alltag weiterlebt: So ist Englisch neben Maltesisch Amtssprache des Staates, auf den Straßen wird wie auch im Vereinigten Königreich links gefahren und alte englische Briefkästen und Telefonzellen in Rot zieren noch immer die Straßen – während diese in Großbritannien längst aus dem Stadtbild verschwunden sind.

Auch die maltesische Küche hat Elemente der britischen Küche übernommen, in Bars und Kaffeehäusern wird englisches Frühstück angeboten, dazu ist Bier wie auch in England das Lieblingsgetränk und wird statt in Litern in "pints" und "half pints" bemessen.

400 Kirchen und viel Prunk

Maltas Reichtum an Gottesstätten beweisen die Zahlen: Rund 400 Kirchen und Kapellen zieren das Landschaftsbild. Rund 90 Prozent der Bevölkerung sind Katholiken, 80 Prozent davon bezeichnen sich laut aktueller Studie als gläubig, rund 38 Prozent besuchen regelmäßig mindestens einmal pro Woche den Gottesdienst.

Der Exot im Mittelmeer
Basilika ta’ Pinu auf Gozo. Bild: Niedoba

In der 1574 ursprünglich für die Johanniter erbauten und mit übermäßigem Gold-Prunk ausgestatteten St. John’s Ko-Kathedrale in Valletta müssen die Besucher einer auf dem Tor ausgewiesenen Aufforderung nachkommen: Um mit Taschen und Rucksäcken nicht die wertvollen, goldenen Verzierungen zu beschädigen, sollen diese vor dem Körper getragen werden. Wir folgen dieser Bitte und werden dafür doppelt belohnt: Der Innenraum ist gespickt mit feinen Details. So erstrecken sich etwa auf dem Boden 375 Grabplatten führender verstorbener Ritter des Ordens, die Marmorplatten tragen entsprechende Inschriften und Bilder. Juwele der anderen Art erwarten uns am nächsten Tag auf Gozo, der zweiten, zur Republik Malta gehörenden Insel. Von Cirkewwa im Norden Maltas aus geht es gemütliche 25 Minuten lang mit der Fähre zum kleinen Hafen von Mgarr im Westen von Gozo. Mit ihren 67 Quadratkilometern Fläche ist die Insel gut überschaubar, wirkt aber im Vergleich zur dritten Insel wie ein Riese: Comino erstreckt sich auf drei Quadratkilometern und wird von nur drei Personen – einer älteren Frau und deren zwei Cousinen – bewohnt. Die rund 31.000 Gozitaner leben verteilt in 14 Inselorten, Haupteinnahmequelle ist die Landwirtschaft, in der etwa 1000 Einwohner beschäftigt sind. Angebaut wird hauptsächlich Gemüse wie Kartoffeln und Tomaten.

"Blaues Fenster", innere Ruhe

Die Hauptattraktionen der Insel sind im Westen zu bestaunen: Ein durch einen Tunnel im Meer verbundener Inlandsee, der Fungus Rock, zahlreiche Salzpfannen. Das berühmte "Blaue Fenster", ein rund 100 Meter langes und 20 Meter hohes Felsentor, kann hingegen nur noch auf Postkarten bestaunt werden: Es stürzte im März 2017 während eines Sturms ein. Der Besuch der Felsküste lohnt sich aber allemal: Wer hier oben steht und den Blick in die unendliche Ferne schweifen lässt, wird mit einem gewaltigen Gefühl der inneren Ruhe belohnt.

Der Exot im Mittelmeer
Hier befand sich einst das „Blaue Fenster“: Das Felsentor der Insel Gozo stürzte 2017 während eines Sturmes ein. Bild: Niedoba

 

Wissenswertes

Die Republik Malta ist ein südeuropäischer Inselstaat im Mittelmeer. Sie besteht aus den drei bewohnten Inseln Malta (246 km2), Gozo (67) und der Kleinstinsel Comino (3).

Grand Harbour: Der größte Naturhafen des Mittelmeeres liegt in der Enge am St. Elmo Point mitsamt seinen Werften. Schiffbau und Schiffsüberholung sind bis heute das Hauptgeschäft und die wichtigste Einnahmequelle Maltas.

Strände: Nur zwei Prozent der Küste sind mit Sand bedeckt. Der größte Sandstrand „Mellieha Bay“ zeichnet sich durch flaches Wasser aus. Das Meer hat Mitte Juni durchschnittlich 22 Grad, im August 27.

Sprachen: Maltesisch, Englisch

Flüge: Air Malta fliegt die Insel unter anderem von Wien und München mehrmals täglich an.

Moser Reisen bietet in Kooperation mit den Oberösterreichischen Nachrichten von 19. bis 26. Oktober 2019 eine Leserreise nach Malta an. Inkludierte Leistungen sind: Bustransfer zum Flughafen Wien, Direktflug von Wien nach Malta und retour, Unterbringung im guten Mittelklassehotel mit Halbpension sowie ein abwechslungsreiches Besichtigungsprogramm. Alle Detailinfos zu dieser Reise unter www.moser.at.

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