Heimat, frisch gelüftet
Nach sieben Jahren als Unternehmensberater schuf sich Michael Madreiter in Leogang mit 16 Millionen Euro sein Hotel-"Puradies".
Das muss man sich erst einmal trauen. Ein alteingeführtes Hotel namens Embachhof in "Puradies" umzubenennen und einen Anbau um 16 Millionen Euro hinstellen, der so trendy ist, dass allein die Bar einen Designpreis nach dem anderen gewinnt. "Wir haben ein Drittel der Stammgäste verloren. Aber die wären uns altersbedingt ohnedies abhanden gekommen", sagt Michael Madreiter trocken. Dem 39-Jährigen und seiner Familie gehört diese Ferienimmobilie in der Salzburger Ski- und Wanderregion Leogang.
2015 kehrte der studierte Politikwissenschafter und Betriebswirt von Wien in den elterlichen Betrieb zurück und half, ihn umzukrempeln. Sieben Jahre war er bei Unternehmensberater EY und auch bei heiklen Fällen wie der Baumax-Insolvenz dabei. Jetzt hat sich Michael Madreiter wieder an die Leoganger Steinberge gewöhnt. Seine Gattin, ebenfalls bei EY, kam mit. Zwei kleine Kinder sind auch schon da.
"Ich gehöre einer Generation an, die nicht unbedingt muss. Das macht es umso reizvoller", sagt Madreiter, der ein wenig aussieht wie ein Waldschratt und so gar nichts von einem hippen Dreitagesbart eines Beraters hat. Slim fit ist auch nicht sein Fall. Dafür ist das "Puradies" umso trendiger. 60 neue Zimmer in einem hippen Trakt, ein cooles "Badehaus" und eine Küche mit Haubenanspruch ziehen seit einem Jahr nicht nur Trendverliebte an. 16.000 verleimte Eichenholzwürfel schwingen sich kühn zur designgekrönten Bar auf, die 400.000 Euro gekostet hat.
In der Galerie darüber ist die Bibliothek, für die in Wien 4500 antiquarische Bücher in Bausch und Bogen angekauft wurden. Gekleckert wird hier nicht.
Viel Holz in der Hütte ist auch im Speisebereich und in den Zimmern. Obendrein laden 14 Chalets mit Vier-Stern-Standard (die früher Steinalm hießen) inklusive Sauna zum familiären oder Pärchen-Verbleib ein. Sie sind elf Jahre alt und datieren in die Ära von Michael Madreiters Eltern – Vater Sebastian, dem Geschäftsführer der Bergbahnen Leogang, und Mutter Elisabeth, die damals die Küche für die 20 Zimmer im historischen Bauernhof schaukelte.
Die Landwirtschaft gibt es immer noch und auch die Fassade des alten Hofes. Damals, als alles noch ein "Paradies" war.
Genuss-Tipp
Ei mit Namen: Im „Puradies“ in Leogang holen Gäste „ihr“ eigenes Ei aus dem Bio-Nest der dazugehörigen Landwirtschaft und finden es, mit Namen beschriftet, anderntags beim Frühstück vor. Philipp Madreiter, der Bruder des Hotelchefs Michael, bändigt die Technik im Hause und sorgt für Gästenachschub.
Die Küche: Das Sechs-Gänge-Menü am Abend (serviert!) kreiert Küchenchef Stefan Krieghofer mit Sprossen, Schäumchen und wie ein Gemälde angerichtet. Ein Hotel abseits der üblichen Alpen-Folklore mit mutigem Konzept.
Preis: Ab 140 Euro pro Person und Tag im Doppelzimmer mit Halbpension mit Nachmittagsjause. Badehose und Bikini dürfen zu Hause bleiben. Hallenbad und Whirlpool werden erst gebaut. www.puradies.com