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Unbekannte schändeten das Grab von Karl Marx

Von Jochen Wittmann aus London, 18. Februar 2019, 00:04 Uhr
Unbekannte schändeten das Grab von Karl Marx
"Architekt des Völkermords" ist nur einer der Schriftzüge, mit denen das Marx-Grabmal beschmiert wurde. Bild: Reuters

Es war bereits der zweite Anschlag innerhalb von zwei Wochen.

Das Grab von Karl Marx in London ist zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit geschändet worden. Unbekannte Täter haben das Grabmal mit roter Farbe und den Schriftzügen "Doktrin des Hasses", "Architekt des Völkermords" und "Massenmörder" verschmiert. Vor knapp zwei Wochen hatten Vandalen die Marmorplatte am Grab mit einem Hammer attackiert und gezielt den Namen des kommunistischen Philosophen schwer beschädigt.

Das Grabmal ist eine der Attraktionen auf dem Friedhof "Highgate Cemetery". Es ist nicht zu übersehen, schon weil es so viel größer ist als andere Grabmäler. Ein übermannshoher, grauer Granitquader, darauf die dunkle Bronzebüste eines massigen Schädels: Marx grüßt die Besucher seiner letzten Ruhestätte von weitem.

Das Grab des wirkungsmächtigsten Denkers, den Deutschland hervorgebracht hat, ist keine elegante Angelegenheit. Laurence Bradshaw ist der Künstler, der die Grabanlage 1955 entworfen hat, und Understatement war nicht Absicht. Als er den Gestaltungsauftrag gewann, sagte Bradshaw, dass die Herausforderung darin liegen würde, "ein Monument nicht nur für einen Mann, sondern für eine Geistesgröße und großen Philosophen zu schaffen".

Big Brother in drei Dimensionen

Einen gewaltigen Kopf hat Bradshaw daher geschaffen. Die hohe Stirn, die buschigen Augenbrauen, das wallende Haar, der mächtige Bart. Es ist eine Büste, die dominieren soll. "Big Brother in drei Dimensionen", kommentierte der linksliberale "Guardian", als das Monument 1956 enthüllt wurde, "das Gesicht eines Vaters, der seine Kinder züchtigt, aber stets mit Kummer". Bradshaw hat das gesamte Tableau geschaffen: die Büste, den drei Meter hohen Grabsockel, das Design der vergoldeten Inschriften.

Oben steht englisch der Aufruf aus dem Kommunistischen Manifest: "Proletarier aller Länder, vereinigt Euch!". Am Fuß des Sockels mahnt die letzte seiner "Thesen über Feuerbach": "Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert; es kommt aber darauf an, sie zu verändern."

Marx’ erstes Grab ist es aber nicht. Ursprünglich befand sich seine vorletzte Ruhestätte 200 Meter südlich in einer engen Grabzeile. Zu wenig Raum sei dort, hatte sich die Partei der britischen Kommunisten beklagt, auch wäre es für Besucher schwierig, das Grab zu finden. Die Sowjetunion fragte bei der britischen Regierung an, ob man Marx’ sterbliche Überreste ausgraben, nach Moskau überführen und dort an der Seite von Lenin bestatten dürfe. London lehnte dankend ab.

1954 beantragte dann die "Marx Memorial Library", der die Verwaltung des Grabes oblag, die Umbettung an einen für Versammlungen geeigneteren Ort. Dem wurde stattgegeben. Marx wurde exhumiert und kam 73 Jahre nach seiner Beerdigung zu einem repräsentativeren Grabmal.

Gezielt ideologische Attacke

Seitdem ist es öfter angegriffen worden. Es erlitt Hakenkreuz-Schmierereien und Farbattacken. Die jüngsten Schändungen machen betroffen, denn sie sind gezielt ideologischer Natur. Die Vorderansicht des Monuments ist mit roter Farbe überschmiert: "Denkmal des bolschewistischen Holocausts 1917 bis 1953: 66.000.000 Tote". Die wachsende gesellschaftliche Polarisierung, die im Zuge des Brexit-Referendums seit 2016 zu beobachten ist, macht vor sakralen Orten nicht Halt.

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10  Kommentare
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diegedankensindfrei (1.700 Kommentare)
am 18.02.2019 08:58

Dass für den Wegbereiter des Stalinismus heute noch Denkmäler erhalten werden, ist eine Schande. Bekanntlich sind unter den Marxisten mehr als 20 Millionen Menschen umgekommen.
Schon der ehemalige ÖVP-Unterrichtsminister und promovierte Historiker Dr. Heinrich Drimmel schrieb, "der größte Massenmörder des 20. Jahrhunderts war zweifellos Josef Stalin".
Und Marx hat die Grundlagen für den Massenmord bereitet.
Der OÖN-Autor des Berichts kann seine Sympathien für Marx auch nicht verbergen - ekelhaft sowas.

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Orlando2312 (22.321 Kommentare)
am 18.02.2019 12:07

1. Karl Marx verstarb 1883, fast 35 Jahre vor der Oktoberrevolution. Ihm die Schuld an den Taten Stalins zuzuschreiben ist ein Blödsinn. Stalin war schlicht ein politischer Verbrecher und das wäre er in jedem anderen System ebenso geworden.

2. Was die Sowjets gemacht haben, hat nichts mehr mit dem zu tun, was Karl Marx gelehrt hat. In Russland wurde die Marx'sche Lehre völlig pervertiert.

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diegedankensindfrei (1.700 Kommentare)
am 18.02.2019 12:40

Nach Ihrer Logik kann man auch einen Georg von Schönerer oder einen Lanz von Liebenfels reinwaschen. Das sind also keine ideologischen Wegbereiter Hitlers, nur weil sie lange vor seiner Regierungszeit gestorben sind?
Ich bleibe dabei: Marx ist ein ideologischer Wegbereiter Lenins und Stalins.

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Orlando2312 (22.321 Kommentare)
am 18.02.2019 12:52

Stalin war schlicht ein politischer Verbrecher und das wäre er in jedem anderen System ebenso geworden.

Diese meine Feststellung gilt natürlich auch für Hitler, Mao und andere Despoten.

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rdh47 (84 Kommentare)
am 18.02.2019 13:19

die Gedanken sind frei

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diegedankensindfrei (1.700 Kommentare)
am 18.02.2019 12:09

Die letzte Zeile des Artikels ist auch nicht schlecht:
"Die wachsende gesellschaftliche Polarisierung, die im Zuge des Brexit-Referendums seit 2016 zu beobachten ist, macht vor sakralen Orten nicht Halt".
Für den OÖN-Redakteur ist das Grab von Karl Marx also ein heiliger Ort.
Heiliger St. Marx. Na vielen Dank.
Hat die OÖN-Eigentümer-Familie etwa Firmenanteile an die KPÖ verkauft?

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Orlando2312 (22.321 Kommentare)
am 18.02.2019 12:14

Für den OÖN-Redakteur ist das Grab von Karl Marx also ein heiliger Ort.

Mit etwas weniger Böswillikeit könnte man dem Autor des Artikels auch "unterstellen", dass er Friedhöfe generell meint.

Aber für einen Rechtsrechten gehören sogar die ÖVP-lastigen OÖN zur Lügenpresse. Was tun Sie eigentlich in diesem Forum der Lügenpresse? Bei der Krone oder anderen noch schlimmeren Foren könntet ihr euch ununterbrochen Recht geben.

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diegedankensindfrei (1.700 Kommentare)
am 18.02.2019 12:37

Lieber Orlando2312, zu meinem Verständnis von Demokratie und Meinungsfreiheit gehört es, sich auch mit Andersdenkenden auseinanderzusetzen und die Diskussion zu suchen.
Oder wollen Sie nur mit Ihresgleichen kommunizieren, damit sie ständig Recht bekommen?
Gerade der Austausch unterschiedlicher Positionen ermöglicht eine Weiterentwicklung der eigenen Position.

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Orlando2312 (22.321 Kommentare)
am 18.02.2019 12:50

Sagen Sie das bitte auch Ihren Gesinnungsgenossen, die sich hier im Forum allesamt als Multinicker betätigen. Die Wuchtel, der spoe, xerxes u.a.m. sind an einer aufrichtigen Diskussion absolut nicht interessiert. Da wird nur Propaganda betrieben.

Gibt es aber zugegebenermassen auch auf der anderen Seite. Falsch ist das in jedem Fall. Ich gehöre NICHT dazu. Ich brauche keinen 2. oder 3. Nick, damit ich mich selber liken kann.

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higgs (1.253 Kommentare)
am 18.02.2019 07:23

Jetzt werden schon gräber von burschenschaftern geschändet. ob das die antifa war?

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