Wie das Brucknerhaus zum "Tunnel of Love" wurde
"Dire Straits Experience" begeisterte am Samstag in Linz.
"Der gute alte Rock ’n’ Roll tut es noch immer, was?", fragte Chris White. Doch fragen hätte das Dire-Straits-Original am Samstag in Linz gar nicht müssen. Die Menge – im bummvollen Brucknerhaus hin- und mitgerissen – war von Beginn an die Antwort.
Der Saxophonist lieferte mit seinen Vollblutmusikern zweieinhalb Stunden genau das, was der Name seiner Band versprochen hatte: "Dire Straits Experience". Ohne den legendären Frontman Mark Knopfler, der zuletzt 1990 mit den echten "Dire Straits", zwei Jahre vor seinem Rückzug, in Linz spielte. Aber mit dem Sound, der sich so gut nach der Musik jener Zeit anfühlte, bevor Grunge und Punkrock depressiv bis rotzfrech aufschlugen und in artifiziell glatten Pop der Nullerjahre mündeten.
Schwer romantisch bis explosiv
Nicht nur White an Saxophon und Percussion trug in Linz dazu besonders bei, sondern auch Terrence Reis. Der Sänger und Gitarrist ist und war nie Knopfler, aber er hat sein Instrument exzellent im Griff, um so Dire-Straits-Spirit zu versprühen. Und seine Stimme: raues, zähflüssiges Gold.
White und Reis waren das Zentrum eines unglaublich lässigen Rocks mit populärer Verneigung. Wobei er anfangs kurz so sauber "wie nebenbei" wirkte, dass man sich fragen konnte, ob sie nicht doch nur mehr routiniert abliefern. Der Dire Straits Experience stecken eine Welttournee und Gigs seit 2014 in den Knochen.
Spätestens nach der zweiten Nummer war es aber vollends da: ein Konzert als Erlebnis mit schwer romantisch angereicherten Balladen, die die Keyboarder Simon Carter und John Maul durch den Raum trieben, und denen White mit seinem Saxophon Sexyness verlieh. Dann wiederum schickten sie ein Donnerwetter los, in dem Tim Walters (Gitarre), Paul Geary (Bass) und Andrew Hawkins (Drums) explodierten. Die Setlist dazu? Ein wahr gewordener Fan-Traum – von "Walk Of Life", "Romeo And Juliet", "Tunnel of Love" über "Private Investigation" und "Brothers In Arms" bis "Money for Nothing, Chicks for free".
Fazit: Eine starkes Konzert, das begeisterte und den "Dire Straits" mit Würde Ehre bereitete.
Das Wichtigste war: Coverbands spielen originalgetreu, die Original-Künstler improvisieren ihre Werke zu Tode. Die „Experience“ waren das, was Fans sich wünschen: Dem Original treu.
Der Sänger/Gitarrist war ein Knopfler-Klon. Oder Knopflers unbekannter Zwilling. Unglaublich!
Ein phantastisches Konzert!!!