Der Terror kehrt nach Nordirland zurück
Eine Journalistin wurde bei Unruhen in Londonderry erschossen – vermutlich ist die "Neue IRA" dafür verantwortlich.
Der Terrorismus in Nordirland meldet sich zurück. In der Nacht zum Karfreitag kam es in Londonderry zu Unruhen, in deren Verlauf eine Journalistin erschossen wurde. Polizeipräsident-Stv. Mark Hamilton vom Polizeidienst PSNI bezeichnete die Ermordung von Lyra McKee (29) als "terroristischen Akt". Mitglieder der "New IRA" seien "wahrscheinlich die Hintermänner des Anschlags". Die Neue IRA hatte schon im Jänner einen Bombenanschlag auf das Gerichtsgebäude in Londonderry verübt.
Ostern ist für nordirische Republikaner ein wichtiges Datum, denn der irische Osteraufstand 1916, obwohl schnell niedergeschlagen, leitete den Unabhängigkeitskampf gegen die britischen Besatzer ein. Heuer wollte die PSNI im Vorfeld der Gedenkveranstaltungen am Wochenende Waffenlager im Stadtteil Creggan ausheben. Bei Hausdurchsuchungen zeigten sich die republikanischen Kräfte vorbereitet.
Mehr als 50 Brandsätze
Es kam zu Randalen auf den Straßen. Mehr als 50 Brandsätze wurden geschleudert, zwei Autos gekapert und in Brand gesteckt. Gegen 23 Uhr tauchte ein bewaffneter Demonstrant auf, der Schüsse auf die Polizei abgab. Lyra McKee wurde dabei in den Kopf getroffen. "Ich stand neben dieser Frau", berichtete die Augenzeugin Leona O’Neill. "Sie fiel neben dem Land Rover der Polizei zu Boden."
Nachdem sich 1997 die Untergrundorganisation IRA zum Friedensprozess bekannte und 2005 erklärte, ihre Waffenlager aufzugeben, hat sich die Neue IRA zur bedeutendsten Nachfolgeorganisation gemausert. Der britische Inlandsgeheimdienst MI5 hält sie und andere Dissidenten-Gruppen für so gefährlich, dass er 20 Prozent seiner Mitarbeiter, 700 Agenten, in Belfast stationiert hat.
Wie zuvor die IRA mit Sinn Fein, hat auch die Neue IRA mit Saoradh (Befreiung) einen politischen Flügel. Die Kleinstpartei ist gegen das Karfreitagsabkommen, das den Bürgerkrieg in Nordirland beendete, und hält am Unabhängigkeitskampf fest. "Die Leute vergessen", sagte Sprecher Paddy Gallagher, "dass wir immer noch ein besetztes Land sind." Er sieht im Brexit eine Gefahr für "erneuten Konflikt".
Die Neue IRA und Saoradh fürchten nicht nur den Brexit und eine harte Grenze. Heuer jährt sich zum 100. Mal der Beginn des irischen Unabhängigkeitskrieges. "Die Revolution geht weiter", erklärte die Neue IRA, als sie im Jänner den Bombenanschlag in Londonderry verübte. Zwar ist nicht zu erwarten, dass eine Splitterorganisation, die weniger als 100 Mitglieder hat, die Nordiren wieder zum Bürgerkrieg aufhetzen könnte. Aber Schaden kann sie anrichten.
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