Was uns den Schlaf raubt und was wir dagegen tun können
LINZ. Beim OÖN-Gesundheitstag sprachen Experten über Ursachen von Schlafproblemen und deren Behandlung.
Was tun gegen Schlafstörungen? Dieser Frage widmeten sich Experten beim OÖN-Gesundheitstag in den Linzer Promenaden Galerien. Laut der Österreichischen Schlafgesellschaft leiden 30 Prozent der Bevölkerung an Einschlaf- und sogar 51 Prozent an Durchschlafstörungen – und die Zahl der Betroffenen steigt jährlich. Denn in Krisenzeiten können sich viele Menschen nachts nicht richtig erholen. Oberarzt Andreas Kaindlstorfer, Leiter des Schlaflabors am Kepler Universitätsklinikum Linz, Monika Aichberger, Vizepräsidentin der Apothekerkammer OÖ, und VitalCoach Martin Denk erklärten im Talk, was die Gründe für Schlaflosigkeit sein können und wie man sie erfolgreich bekämpft.
"Defintiv haben Schlafstörungen während der Corona-Pandemie zugenommen", sagt Schlafmediziner Andreas Kaindlstorfer. Die damit verbunden Sorgen hätten bei vielen zu Problemen beim Schlafen geführt. Von akuter Schlaflosigkeit spricht der Mediziner "bei Ein- und Durchschlafstörungen oder häufiges Erwachen mindestens drei Mal pro Woche über einen Zeitraum von einem Monat". Bei längerem Andauern mit Symptomen wie Müdigkeit, Konzentrationsschwäche oder Stimmungsveränderungen handle es sich um eine chronische Schlafstörung. Neben psychischen Faktoren können auch körperliche Ursachen verantwortlich sein, Probleme mit der Schilddrüse, das Restless-Leg-Syndrom, Atemaussetzer oder Zähneknirschen. Medikamente könnten zur Behandlung von Schlaflosigkeit zum Einsatz kommen, sagt Kaindlstorfer, "aber nur in Kombination mit einer tiefergreifenden Therapie, die auch auf die Ursachen eingeht."
"Kein banales Problem"
"Wann gehen Sie ins Bett?" ist eine der ersten Fragen, die Monika Aichberger von der Apothekerkammer den Betroffenen stellt. "Viele ältere Menschen legen sich um 21 Uhr hin und wundern sich, wenn Sie um drei Uhr früh aufwachen", so Aichberger. Sechs bis zehn Stunden Schlaf braucht ein 40-jähriger Mensch, mit zunehmendem Alter sinkt jedoch das Schlafbedürfnis, die Nachtruhe wird unterbrochener und unruhiger. Auch die Schlafhygiene spiele eine Rolle, abends viel essen oder im Bett fernsehen sei für das Einschlafen hinderlich.
"Kurzfristige Einschlafprobleme kann man auch selbst erfolgreich in den Griff bekommen", sagt die Apothekerin. Die altbekannten Baldriantropfen oder Heilkräuter wie Melisse und Passionsblume seien bei Schlafproblemen bewährte Mittel. Wer länger unter Insomnie - so der Fachbegriff - leidet, sollte jedoch keine Scheu haben, damit zum Hausarzt zu gehen, denn: "Schlafstörungen sind kein banales Problem, sondern ein ernst zu nehmendes Thema."
Bewegung ist für Sportwissenschafter Martin Denk das Um und Auf: "Wer sich tagsüber ausreichend bewegt, schläft besser." Von intensivem abendlichen Training rät der VitalCoach aber ab, besser geeignet sind ruhiges Spazieren, Nordic Walking oder Radfahren. Leichte Dehnungsübungen würden dabei helfen, abzuschalten und zur Ruhe zu kommen.
Tipps vom Experten
Wem langes Grübeln abends den Schlaf raubt, für den hat Oberarzt Andreas Kaindlstorfer noch zwei Übungen parat:
- Gedankenstuhl: Nehmen Sie sich tagsüber Zeit, setzen Sie sich hin und gehen Sie Ihren Gedanken nach. Besser noch: Schreiben Sie auf, was Sie bewegt. So können Sie Ihre Gedanken "ablegen".
- ABC-Übung: Beginnen Sie beim Buchstaben "A" und benennen Sie (ähnlich wie im Spiel "Stadt-Land-Fluss") einen Gegenstand, einen Ort, eine Situation, die mit A beginnen. Handeln Sie nach und nach die Buchstaben ab.
OÖN-Gesundheitstag
Beim heutigen Gesundheitstag der OÖNachrichten in den Promenaden Galerien in Linz finden noch bis 16 Uhr interessante Vorträge rund um das Thema Gesundheit statt. Besucher können sich kostenlos einem Gesundheitscheck unterziehen und Experten ihre Fragen stellen. Um 14:30 Uhr wird Professor Bernd Lamprecht im Talk einen Ausblick auf den Corona-Sommer und den Herbst geben.
Bildergalerie: Ein Tag ganz im Zeichen der Gesundheit:
Bildergalerie: Ein Tag ganz im Zeichen der Gesundheit bei den OÖN
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