"Ich hatte ja so was von keine Ahnung von der Kunst"
Siegfried Fruhauf erhält den Österreichischen Kunstpreis für Film, der Weg dorthin begann in einem kleinen Hof in Heiligenberg
"Ich sage ja immer, ich mache Schnaps. Denn meine Filme sind hochkonzentrierter Stoff, der im Abgang durchaus scharf sein kann", sagt Siegfried Fruhauf.
Und die Erzeugnisse des aus Heiligenberg im Bezirk Grieskirchen stammenden Experimentalregisseurs sind von so hoher Qualität, dass er am Donnerstag dafür mit dem Österreichischen Kunstpreis für Film prämiert wird. Arbeiten des 42-Jährigen wurden bei den renommiertesten Festivals "verkostet" – bei der Berlinale, in Venedig und Cannes sowie beim US-Independent-Filmfest in Sundance.
Anders als übliche fiktionale Langfilme sind Fruhaufs tatsächlich wie exzellente cineastische "Kurze", Destillate aus hohem Verständnis für Technik, Ästhetik, Idee und Konzept, meist zwischen drei und zehn Minuten lang. Für "Vintage Print", 2016 bei der Berlinale zu sehen, entwickelte er aus einem Zufallsfund in einer Villa am Attersee, einem Glasnegativ aus dem 19. Jahrhundert, ein bunt flirrendes, synthetisches Schaustück.
Wenn Fruhauf nun im Bundeskanzleramt seinen mit 15.000 Euro dotierten Preis entgegennehmen wird, kann er auf einen weiten Weg dahin zurückblicken. Denn aufgewachsen ist er in einer Landwirtschaft. Er hatte eine Kindheit mit Kühen, Schweinen, Ziegen und Truthähnen, aber "ohne jede Ahnung von Kunst, aber doch ein Bedürfnis danach". So absolvierte er erst einmal eine Lehre zum Industriekaufmann. "Man weiß mit 15 Jahren eben nicht unbedingt, was man will, kann und wo man überhaupt hin möchte", sagt er. Doch zweierlei war ihm klar: Industriekaufmann zu sein, würde nicht sein Lebensinhalt werden. Und Bewegtbild verlor nie seinen Reiz für ihn. "Das klingt jetzt vielleicht kitschig, aber mit meinem ersten selbst verdienten Geld habe ich mir eine Videokamera gekauft." Homevideos hätte er aber nie gedreht. "Im Grunde habe ich mit Freunden Absurditäten nachgespielt, wohl auch Sketche von Monty Python."
Angehen gegen die Konvention
Mit 19 Jahren entscheidet er sich für einen Schritt, der den heute dreifachen Vater zu einem "Kind" der oberösterreichischen Kulturszene werden ließ: Er bewarb sich an der Linzer Kunstuni – mit Erfolg.
"Wahrscheinlich hätte ich es ein zweites Mal gar nicht probiert, weil das so eine ferne Welt war. Bei der Aufnahmeprüfung hatten sie bestimmt ihren Spaß mit mir, ich hatte ja so was von keine Ahnung von der Kunst." Aber die experimentelle Gestaltung war das, "was ich gebraucht habe". "Der zündende Funke für den Avantgardefilm."
Wegbereiter waren ebenso Oberösterreichs Filmfeste. Crossing-Europe-Chefin Christine Dollhofer verschaffte seinen Arbeiten Spielraum. Hans Schoiswohl (1954 bis 2009), Gründer des Welser Jugendmedienfests Youki, bot Fruhauf die Programmleitung an. "Das war wie eine extra Schule für mich, darin zu unterscheiden, was künstlerisch ist und was noch Konvention, gegen die ich als Experimentalfilmer ja antrete, um das Medium voranzubringen", sagt Fruhauf, der heute selbst an der Kunstuni lehrt.
"Österreich wird weltweit um sein vielschichtiges Filmschaffen beneidet. Es gibt auch Förderungen für avantgardistisches Kino – das ist nicht selbstverständlich. Ich kann nur hoffen, dass es so bleibt."
Ich freu mich sehr, wenn so ein sympathischer Mensch diesen Preis bekommt!
Sigi, wünsche dir großartige Inspirationen damit und für weiterhin alles Gute!!