Jugend & Beruf

Menü
Facebook Twitter Google+ E-Mail
Ein Produkt der Sonderthemen-Redaktion

Digitalisierte Arbeitswelt stellt Unternehmen vor Herausforderungen

Unternehmen hierzulande sehen sich zwar noch zu wenig darauf vorbereitet, stellen aber gerade ihre Weichen in Richtung entsprechender Lösungen, belegt die Deloitte Studie Global Human Capital Trends.

Von Michaela Schmidinger (Sonderthemen-Redaktion), 03. August 2016 - 00:04 Uhr

Die größte Herausforderung in Österreich stellt der Trend zur Digitalisierung dar. Der Fokus auf Mitarbeiterbindung bleibt ein wesentlicher HR-Trend. Entscheidender Erfolgsfaktor, um Top-Talente zu gewinnen, ist die Unternehmenskultur. Auch wenn Unternehmen mehrheitlich unter hohem Veränderungsdruck stehen, ergeben sich dadurch neue Chancen und innovative Wege.

Themen wie Restrukturierung, Digitalisierung, Mitarbeiterbindung und die Modernisierung von Arbeitsprozessen dringen immer mehr in den Unternehmensalltag ein. Hinzu kommen verstärkte Veränderungen innerhalb des wirtschaftlichen Umfelds.

Die Deloitte-Studie "Global Human Capital Trends 2016" zeichnet ein aktuelles Stimmungsbild der globalisierten Arbeitswelt. 92 Prozent der weltweit befragten Führungskräfte sehen die Notwendigkeit, ihre Organisationsstruktur an die neuen wirtschaftlichen Herausforderungen anzupassen. Nur 14 Prozent sehen aber ihr Unternehmen auch bereit für eine solche Neugestaltung. In Österreich bestätigt sich der Aufholbedarf bei der Digitalisierung.

Trend zur Digitalisierung

Auf den Trend zur Digitalisierung fühlen sich die österreichischen Unternehmen am wenigsten vorbereitet. Daraus ergeben sich zwei Hauptaufgaben: Einerseits soll HR Führungskräfte und Mitarbeiter auf die zunehmende Digitalisierung vorbereiten. Andererseits müssen die HR-Abteilungen ihre eigenen Prozesse und Abläufe viel stärker als bisher digitalisieren. "Im HR-Bereich dominieren starre, unflexible und wenig benutzerfreundliche Systeme. Der Trend geht aber eindeutig in Richtung mobiler, cloud-basierter Lösungen und Apps. Viele Unternehmen stellen hier gerade die richtigen Weichen", betont Julian Mauhart, Partner bei Deloitte Österreich.

Die bisher geringe Automatisierung von HR-Prozessen bewirkt, dass in Österreich weiterhin die operative HR-Arbeit im Vordergrund steht – die Strategie kommt dabei zu kurz. Laut dem Deloitte HR-Benchmark steht den österreichischen HR-Abteilungen weniger als die Hälfte ihrer Zeit für strategische, wertschöpfende Themen zur Verfügung. Das sind 20 Prozent weniger als beim internationalen Durchschnitt.

Neue Formen von Führung

Die radikalen Veränderungen in der Arbeitswelt verlangen neue Formen von Führung und innovative Führungskräfte. Die Führung fachübergreifender Teams setzt neue Qualifikationen voraus, die herausgebildet und gefördert werden müssen.

Auch in Österreich sind die Zahlen alarmierend: Keiner der Befragten fühlt sich für diese Zielgruppe sehr gut vorbereitet. Benchmark-Zahlen von Deloitte über den österreichischen HR-Markt bestätigen dies. In Österreich wird noch deutlich weniger in die Weiterentwicklung der Führungskräfte investiert als international üblich.

"Der aktuelle Befund ist nicht erfreulich. Aber die Beratungspraxis zeigt, dass die österreichischen Unternehmen die Relevanz des Themas Leadership ernst nehmen. Nun gilt es die richtigen Schritte zur Förderung der Talente zu setzen", so Mauhart.

Laut der aktuellen Studie können traditionelle Methoden der Führungskräfteentwicklung hier nicht mithalten. So geben 56 Prozent der Befragten an, den Bedarf an qualifiziertem Nachwuchs nicht decken zu können. Die Zusammensetzung der Belegschaft wird auch stetig diverser.

Millennials mit hohen Erwartungen an die persönliche Entwicklung arbeiten Seite an Seite mit Baby-Boomern, die sich im letzten Abschnitt ihres Berufslebens befinden. Die Zielgruppe der Millennials wird bis dato von der Führungskräfteentwicklung stark vernachlässigt. 22 Prozent der internationalen Führungskräfte geben an, überhaupt keine Leadership-Programme für Millennials anzubieten.

Fokus auf Mitarbeiterbindung

Der verstärkte Fokus auf Mitarbeiterbindung und -engagement bleibt ein wesentlicher HR-Trend. Fast jeder neunte Befragte sieht die Unternehmenskultur als wichtige bis sehr wichtige Herausforderung, um Top-Talente zu gewinnen und zu halten. Die Bedürfnisse und Erwartungen der immer diverseren und mobileren Belegschaft werden aber bisher zu wenig berücksichtigt. Aktuell wird nur von 64 Prozent der Unternehmen eine jährliche Mitarbeiterbefragung durchgeführt. "Die meisten Unternehmen müssen öfter und regelmäßiger in Kontakt mit ihren Mitarbeitern treten. Impulsbefragungen, soziale Netzwerke und regelmäßiges Feedback sind dafür nützliche Instrumente", erklärt Mauhart.

123 Länder an Studie beteiligt

Für diese internationale Human-Capital-Studie wurden über 7000 Führungspersonen aus 130 Länder befragt. Unter den Teilnehmern waren 123 Führungspersonen österreichischer Unternehmen. Die Ergebnisse zeigen: Fast die Hälfte der Unternehmen befindet sich bereits mitten in einer Restrukturierung (39 Prozent) oder plant eine solche (sechs Prozent).

»zurück zu Jugend & Beruf«