TV-Beichte: Dopingsünder Dürr bringt den ÖSV in Bedrängnis
INNSBRUCK. In der ARD-Doku "Geheimsache Doping" wirft der Langläufer Betreuern Mittäterschaft vor, deutsche Staatsanwaltschaft prüft Fall.
Der Zug für die Nordische WM Ende Februar dürfte für Johannes Dürr aus sportlicher Sicht abgefahren sein. Der 2014 während der Olympischen Spiele als EPO-Sünder überführte und danach für zwei Jahre gesperrte Langläufer versuchte zuletzt als vom Österreichischen Skiverband geächteter Einzelkämpfer erfolglos sein Glück in der Qualifikation. In der gestern erschienenen ARD-Dokumentation "Geheimsache Doping" zeichnete der Niederösterreicher ein unschönes Sittenbild.
So hätten ihn damals bei seinen jahrelangen verbotenen Aktivitäten auch Betreuer des Österreichischen Skiverbandes (ÖSV) unterstützt. Die genaue Dosierung der Dopingmittel zur Vermeidung von positiven Tests sei unter Vorgaben von Unterstützern abgelaufen. EPO habe er sich über die Vermittlung eines Betreuers organisiert, auch Wachstumshormone und weitere Mittel seien dazugekommen. Auch habe er vom ÖSV schon früher eine Ausnahmeregelung für ein leistungssteigerndes Asthmamittel erhalten, obwohl er gar kein Asthmatiker ist.
Wolfgang Schobersberger, der Anti-Dopingbeauftragte des ÖSV, widersprach in der Dokumentation der unterstellten Mitwisserschaft. "Die Antwort ist ein klares Nein. Mir sind solche Fälle nicht bekannt. Einzeltäter wird es immer geben, die entziehen sich aber meiner Kenntnis."
Dürr wurde im Sommer des Vorjahres bei einem Vortrag in Wattens jedoch schon konkret. "Es ist keine aktive Unterstützung gewesen. Aber mit dieser absoluten, totalitären Verneinung und dem Augenzuhalten empfinde ich es so: ,Bitte mach’s, lass dich aber nicht erwischen‘." Der ÖSV dementierte dies und erwirkte ob der belastenden Aussagen damals eine einstweilige Verfügung. In den monatelangen Dreharbeiten zur Sendung von Aufdecker Hajo Seppelt wurde Dürr nach diesem Schritt zögerlicher in seinen Aussagen. "Behandlungen" ließ er aber auch in Deutschland von einem ausländischen Mittelsmann vornehmen. Er habe sich unter anderem in Hotels in Oberhof, München und Irschenberg Blut abnehmen lassen und später zurückgeführt bekommen.
Ermittlungen gegen Unbekannt?
Zumindest dies könnte ein Nachspiel haben. Die Staatsanwaltschaft München I prüft die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens gegen Unbekannt. "Die unbekannten Personen, die am Zeugen Johannes Dürr Dopingmethoden anwandten, könnten sich strafbar gemacht haben", sagte Oberstaatsanwältin Anne Leiding.