Zwei Leisetreter wurden auf dem Hauptplatz laut gefeiert
LINZ. Lemawork Ketema war der schnellste Österreicher seit drei Jahren. Endris Seid tankte mit Sieg im Halbmarathon Selbstvertrauen.
Lemawork Ketema, als Sechster bester Österreicher über die 42,195 Kilometer, und Endris Seid als Sieger über die Halbdistanz schrieben beim Oberbank Linz-Marathon Erfolgsgeschichten. Doch die beiden verbindet mehr als nur ihr Talent, schnell laufen zu können. Beide sind einst als Flüchtlinge nach Österreich gekommen, haben hier eine neue Heimat gefunden und sind – wie es bei Ausdauersportlern gerne der Fall ist – keine Menschen der lauten Töne.
Alles andere als zurückhaltend waren ihre Leistungen. Der in Wien lebende Lemawork Ketema lief in 2:14:35 Stunden die schnellste Zeit eines Österreichers in Linz seit drei Jahren, war aber dennoch nicht voll zufrieden, da er eigentlich 2:13 angepeilt hatte. "Bis Kilometer 38 lief es gut, danach gab es etwas Gegenwind", sagte Ketema, der sich über die geschaffte Qualifikation für die EM im August freuen durfte. Wohl verdient, absolvierte der gebürtige Äthiopier zuletzt doch ein zweimonatiges Höhentrainingslager in Kenia.
Gelungene Vorbereitung
Wie Ketema erreichte auch Seid sein zeitliches Ziel nicht. Der Pinsdorfer blieb im Halbmarathon in 1:09:24 Stunden zwei Minuten über seiner persönlichen Bestzeit, allerdings stolze vier Minuten vor dem Zweiten. "Eine gute Vorbereitung für mich auf die Marathon-Staatsmeisterschaft in drei Wochen in Salzburg", sagte Seid, der seit 2015 nicht mehr in Linz gelaufen war. "Heuer passte es aber perfekt in den Wettkampfplan", ergänzte er. Wie Ketema stammt auch Seid aus Äthiopien und kam als politischer Flüchtling nach Österreich. Als ihn einst die Fremdenpolizei vom Flüchtlingsheim Ampflwang nach Wien in ein Obdachlosenheim bringen wollte, wurde er kurzerhand von Pinsdorfern aufgenommen. Sportlich fand der in der Gmundner Molkerei arbeitende Seid seine Heimat beim LC Attnang Vöcklabruck.
Den Viertelmarathon gewann der Steyrer Christian Kresnik in 34:50 Minuten: "Dabei hatte ich zuletzt wegen eines Motivationstiefs mehrere Monate pausiert." Überrascht war auch Damensiegerin Bettina Neumayer (39:32) aus Pucking gewesen, die eigentlich nur einen Tempo-Dauerlauf machen wollte. (pue)
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