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Weltmeisterschaft der Superlative

Von Von Willi Ruttensteiner, 17. Juli 2018, 00:04 Uhr
Weltmeisterschaft der Superlative
Willi Ruttensteiner Bild: Sabine Starmayr

Destruktiv oder clever? Frankreich war im Finale gegen Kroatien nicht unbedingt das bessere Team, aber es spielte auf jeden Fall weltmeisterlich.

Die WM in Russland hat eindrucksvoll bestätigt, aus welchen Modulen sich die Erfolgsformel im Fußball zusammensetzt: unbedingter Glaube an den Erfolg, harte Arbeit, modernes Know-how plus ein Faktor, der bei aller Vorbereitung nicht beeinflusst werden kann – ein glücklicher Spielverlauf in entscheidenden Momenten.

Kroatien war im Finale, genauso wie im ganzen Turnier, mental extrem stark, optimal vorbereitet, hat um jeden Millimeter gekämpft und objektiv besser gespielt als Frankreich. Taktik, Aufstellung und Einstellung waren sehr, sehr gut. Und Frankreich hat im Luschniki-Stadion von Moskau über lange Zeit eines seiner schlechtesten WM-Spiele abgeliefert. Aber dieser Tag schien für die Franzosen reserviert gewesen zu sein, die wichtigsten Situationen sind für die Kroaten sehr unglücklich gelaufen. Die Situation vor dem ersten Tor war für mich weder ein Foul noch eine Schwalbe – dafür war bei Griezmann zu wenig Simulation dabei. Schiedsrichter Nestor Pitana, den ich schätze, hätte weiterspielen lassen müssen, da ist ihm ein gravierender Fehler unterlaufen. Er war leider insgesamt nicht auf dem Niveau, das ein WM-Finale erfordert.

Statistik sprach für Kroatien

Dann konnten die Kroaten dank ihrer mentalen Stärke ausgleichen, aber kurz darauf kam der Handelfmeter für Frankreich: Pitana hat in dieser Situation das umgesetzt, was die FIFA vorgegeben hat – die Entscheidung war jedoch zu hart, weil die Reaktionszeit von Perisic für ein absichtliches Handspiel einfach zu kurz gewesen ist.

Erst nach dem 3:1 waren die Kroaten wirklich gebrochen. Dabei haben die nackten Spieldaten eine völlig andere Sprache gesprochen: Egal, ob Ballbesitz, Zweikampfbilanz oder Torchancen – überall lag Kroatien vorne. Aber es war Frankreich an diesem Tag bestimmt, den Pokal zu holen, und sie haben immer zum richtigen Zeitpunkt ihre wenigen Chancen mit hoher Effizienz verwertet. Man kann die Spielweise der Franzosen als destruktiv und zögerlich bezeichnen, aber auch als clever und eben weltmeisterlich.

Didier Deschamps hat es geschafft, aus Individualisten ein geschlossenes Team zu formen, in dem sich jeder mit seinen Stärken in den Dienst der Mannschaft stellt. Einzelkönner bleiben wichtig, aber niemand kann es sich in der Defensive mehr leisten, in der Raumdeckung nicht geschlossen zu agieren. Spieler wie Giroud, de Bruyne oder Lukaku sind die Role Models für diese Philosophie.

Was man von dieser WM unbedingt mitnehmen muss: Standards waren die Waffe schlechthin, ein Anteil von mehr als vierzig Prozent aller Tore ist gewaltig. Das ist auch ein Verdienst der Trainer, die irrsinnig viel dafür aufgewendet und akribisch daran gefeilt haben. Das ist auch eine Möglichkeit für kleinere Nationen, zum Erfolg zu kommen. Und es hat sich noch mehr verstärkt, dass schnelles Umschalten der entscheidende Faktor ist. Auffällig war auch, dass Nationen wie Südkorea, Kroatien, Senegal oder England jungen Trainern aus ihren Nachwuchsnationalmannschaften mit Talent und Potenzial die Chance geboten haben, sich auf höchster Ebene zu beweisen.

Die FIFA hat sich nicht verwählt

Russland hat uns jedenfalls eine WM der Superlative geboten, Stadien und Transporte waren vorbildlich, die Überwindung der Zeitzonen wurde logistisch optimal gelöst. Sehr ambivalent sind meine Gefühle in Sachen Videobeweis: Man muss sagen, er ist eine Weiterentwicklung hin zu einem gerechteren Spiel. Aber die Auslegung war nicht immer objektiv gleich, dieses elektronische Hilfsmittel muss konsequent durchgezogen werden – nicht nur in drei, vier Situationen.

Die Wahl der besten Spieler durch die FIFA-Studiengruppe unter dem ehemaligen Weltmeistertrainer Carlos Alberto Parreira kann ich unterschreiben. Modric war der beste Spieler des Turniers, Mbappé der neue junge Stern, und Courtois hat sich den Goldenen Handschuh verdient. Ohne seinen Lässigkeitsfehler im Finale hätte man vielleicht auch Lloris nehmen können.

Abschließend möchte ich sagen, dass mir der für mich neue Job als Experte großen Spaß gemacht hat und ich mich schon sehr auf die ÖFB-Länderspiele im Herbst freue, wo ich wieder für die OÖN auf Ballhöhe sein werde.

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