Perfektes Coaching brachte den Sieg
Österreich zwang Deutschland durch taktische Änderung zu Fehlern im Passspiel. OÖN-Experte Willi Ruttensteiner analysiert den Erfolg des ÖFB-Teams, bei dem Alessandro Schöpf der Matchwinner war.
Unser Prestigeduell gegen Deutschland begann nach einem extremen Wolkenbruch unter schwierigsten Rahmenbedingungen mit eineinhalb Stunden Verspätung nach dreimaligem Aufwärmen und neuerlichem Fokussieren.
In der ersten Spielhälfte fand unser Team nur wenig Zugriff auf das Spiel, obwohl unser Gegner mit geringer Intensität und – für mich überraschend – langsamem Positionsspiel agierte.
Der Grund waren zu wenig kollektive Bewegungen und kein aggressives Pressing, also eher ein Taktieren als Agieren. Man ließ den Gegner das Spiel nach Belieben gestalten und Deutschland ging auch verdient mit 1:0 in die Halbzeitpause.
Dennoch hatte ich das Gefühl, dass wir mit mehr Risiko und Aggressivität beziehungsweise besserem taktischen Verhalten das Spiel noch drehen könnten. Was ich aber in der Halbzeitpause gesehen habe, war Coaching eines Fachmanns und erfahrenen Profis auf höchstem Niveau.
Klaus Lindenberger, unser langjähriger Tormanntrainer und Leiter der ÖFB-Tormanntrainerausbildung, lief Torhüter Jörg Siebenhandl entgegen, nahm ihn in den Arm, baute ihn auf und versuchte sein Selbstvertrauen zu stärken bzw. seinen Fehler zum 0:1 mit ihm gemeinsam wegzustecken.
Siebenhandl spielte für mich trotz seines Fehlers ein sehr gutes Länderspiel – unterstützt durch einen erfahrenen Fachmann, den Franco Foda unbedingt in seinem Team halten sollte.
Der Schlüssel zum Sieg
Zurück zum Spiel: Aber warum konnte unser Team die zweite Halbzeit so begeistern, das Spiel dominieren und so großartig spielen? Ich denke, es war wieder der Teamchef, der in der Pause die eher passive Mannschaftsbewegung, den tiefen trägen Abwehrblock, das oberflächliche Pressing und das fehlerhafte Umschaltverhalten deutlich angesprochen und korrigiert hat.
Prompt wurden bei wesentlich besseren Platzbedingungen plötzlich die Deutschen so richtig nass gemacht. Die Pressinglinie wurde ins Angriffsdrittel vorverlegt, die Passlinien durch den gesamten Mannschaftsverband nun zugestellt, und es wurde auch aggressiver in die Zweikämpfe gegangen. Die Folge waren eine Verdoppelung der Fehlerquote im Passspiel bei der deutschen Nationalmannschaft beziehungsweise spielentscheidende Fehler im Spielaufbau.
Durch den oftmaligen Ballgewinn im Abwehrdrittel der Deutschen kamen wir zu zahlreichen Torchancen und hätten das Match sogar höher gewinnen können.
Die beiden Skizzen zeigen das unterschiedliche Pressingverhalten der Nationalmannschaft in den beiden Spielhälften:
Spielhälfte eins: zahlreiche Anspielmöglichkeiten für Antonio Rüdiger.
Spielhälfte zwei: exzellentes Angriffspressing des ÖFB-Teams. Der logische Lohn für dieses mutigere, aggressivere, aber vor allem taktisch bessere Verhalten waren Torchancen fast im Minutentakt und zwei Traumtore: Beim ersten Tor nahm Hinteregger volles Risiko nach einem perfekten Alaba-Eckball und hämmerte den Ball unhaltbar für Neuer ins Tor. Das zweite Tor war eine Traumkombination von Baumgartlinger, Lainer und Schöpf, der immer mehr zum Goalgetter avanciert.
Diese zweite Halbzeit hat mich wirklich begeistert, und ich gratuliere der Mannschaft zu diesem historischen Sieg.
Abschließend möchte ich mich noch bedanken: Ich habe das erste Mal in meinem Leben bei einem Fußballspiel gewettet. Natürlich habe ich auf einen Sieg der österreichischen Nationalmannschaft gesetzt, da für mich die Rahmenbedingungen dafür gegeben waren, und ich es dieser hervorragenden Mannschaft zugetraut habe. Wette gewonnen!
Löw selten so enttäuscht erlebt
Noch ein paar Worte zu Deutschland: Ich habe den deutschen Bundestrainer Jogi Löw selten so konsterniert und enttäuscht nach einer Niederlage erlebt. "Best never rest" – (die Besten rasten nie, Anm.) steht in großen Buchstaben auf dem DFB-Mannschaftsbus zu lesen. Davon war in Klagenfurt wenig zu bemerken.
Und der Trainer des Weltmeisters war sehr nachdenklich, als ihm nach der Pressekonferenz in den Katakomben der Wörthersee-Arena eine Zeile des legendären Beatles-Song "Hey Jude" aus den Stadion-Boxen entgegenschallte: "And you can start to make it better" (Und du kannst beginnen, es besser zu machen, Anm.).
Das wird für die Mission Titelverteidigung der deutschen Nationalmannschaft auch dringend notwendig sein.
Willi Ruttensteiner (Bild: Starmayr)
Ein Portrait von Matchwinner Alessandro Schöpf lesen Sier hier.
Wenn ich mich erinnere,hat Deutschland mit so einer B-Elf vor einem Jahr den Confed-Cup gewonnen.Also ganz ehrlich,so schlecht war der Sieg gegen diese sogenannte B-Elf der Deutschen nicht.Dass sie,wenn sie komplett sind,besser als wir sind, ist nicht zu leugnen,aber ich glaube der Abstand zu den Deutschen ist geringer geworden.
Die Deutschen haben ja net ordentlich gespielt, weil 4 Spieler kämpfen um ihr Leiberl bei der WM und sie waren müde vom vielen Training, die Unseren waren ja auf Urlaub und übrigens seid ihr Alle Wabbler: Wir haben die Deutschen souverän besiegt, aber ja die haben ja gar nicht spielen wollen
Auf Augenhöhe mit den deutschen Elite Kikern? Oder ist es genau umgekehrt? Deutschland auf Augenhöhe mit uns?
Wie auch immer. Im ersten Fall geht's uns wie 1962 als das Wunderteam unter Decker viele andere besiegt hat und selbst kaum (wenn überhaupt - vielleicht läßt mich nur mein Erinnerungsvermögen im Stich!) verloren hat, aber wir vornehm darauf verzichtet haben in Chile dabei sein zu wollen - ist heute ganz ähnlich! Oder?
Im zweiten Fall sähe es für die Deutschen mit der Titelverteidigung ziemlich mau aus!
So in regelmässigen Abständen. Alle 32 Jahre wieder.
Ich freue mich ja auch, aber wir haben hier eine B-Elf ohne die Hirne und Spielmacher Kroos und Müller und einem Petersen im Sturm, ohne Boateng in der Verteidung vor uns gehabt. Eine Mannschaft die mitten im Training steckt und sich ein paar Wochen vor WM-Beginn sicher nicht verletzen möchte. Bitte den Ball ein bißchen flach halten. Aber ich will auch unsere Leistung nicht schlecht reden. Die war spielerisch und taktisch wirklich gut und auch sehenswert!
++++++ !!!!! Absolut richtig, eine Spitzenleistung aber in einem Freundschaftsspiel gegen eine Turniermannschaft!
Nicht mentaling, nicht timing, nicht pressing oder tackling, nein, coaching brachte den Sieg.
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und ich hab immer geglaubt, Sieger ist der, der mehr Tore schießt
Tatsächlich fährt Schland zur WM, während wir Zuhause zum x-ten Mal an der Pfitschigogerl-WM teilnehmen.
Der Sieg ist ehrenwert, jedoch haben wir den Fußball nicht neu erfunden.
Aber wenn wir uns bemühen, eine EM wieder auszurichten, sind wir fix wieder dabei.
Typisch österreichische Scheißmentalität - in diesen Land hat wohl jeder JUS studiert - "jammern und sudern".
Wie wäre es damit, dass man sich einfach mal freuen kann wieder einen historischen Sieg zusammen gebracht zu haben? Nein, wieder missmutig und selbstgeiselnd.
Hast nicht verstanden, was ich geschrieben habe.
Der Sieg ist beachtlich. Supi.
Allerdings waren die Medien nach erfolgter EM Qualifikation auch sicher, dass wir um den Titel mitspielen.
Was rauskam, ist noch gut in Erinnerung. 😭
Wir sind zu schnell zu begeistern und haben nicht diese deutschen Tugenden, die sie in der Vergangenheit immer wieder auszeichneten und die es ermöglichen, bei großen Turnieren vorne mit zu spielen.
Aber ich gebe den Glauben nicht auf.
Abwarten bis zum Brasilien 🇧🇷 Spiel da schaut es wieder anders aus
Da schaut auch nichts anders aus, die Brasilianer bereiten sich vor wo auch die Österreicher wieder gewinnen können.
Kann mich noch gut erinnern als Österreich vor der WM 1990 bei den Testspielen furiose Leistungen gegen Argentinen, Niederlanden, Ungarn usw vollbracht hatten, und dann glaubten gleich alle das Österreich Weltmeister wird, was dann rausgekommen ist wissen auch noch viele Menschen.
Wenn es um die Wurst geht dann hat Österreich keine Chance weil sie zu schwach sind, denn dann geben die anderen Nationen auch 100%.
Frusthaufen