Zwischen den Welten
Kuba, die wundervolle Insel in der Karibik, sucht einen eigenständigen Weg zwischen Sozialismus und Kapitalismus. Ein bayrischer Fotograf begleitet die Kubaner seit zwölf Jahren dabei.
Das sozialistische Kuba befindet sich im Wandel. "Der ,Wind of Change’ ist angekommen", konstatiert Bruno Maul. Der deutsche Fotograf und Reise-Schriftsteller besuchte die Insel über zwölf Jahre immer wieder und erlebte eine Gesellschaft im zunehmenden Zwiespalt. Darüber berichtet er abseits von Klischees, unterhaltsam und musikunterstützt in seinen Live-Reportagen (Termine, s. u.).
Die Geschichte der DDR mitsamt der Rock-Hymne zum Untergang des sozialistischen Staates wiederhole sich in Kuba nicht. "Man sucht einen eigenen Weg", sagt Maul. Es gehe um ein langsames Loslassen. "Einen knallharten Kapitalismus mitsamt Ausverkauf wünschen sich die meisten Kubaner nicht." Sie wüssten, was sie an freier Bildung und Medizin haben – im Gegensatz zu den USA, wo sich das nicht jeder leisten könne.
Dennoch: Große Veränderungen stehen ins Haus. Der Erkenntnisgewinn wandert von der zensierten Zeitungslandschaft zum verlockenden Internet. Zwar bekomme nicht jeder einen Anschluss, der zudem nicht billig sei, aber in den WLAN-Wolken tummeln sich immer mehr Kubaner. Mit der Teilliberalisierung des privaten Sektors gebe es immer mehr Selbstständige, die ein Gewerbe anmelden und es legal – oder auch illegal – ausüben. "Salsa-Lehrer, Fahrradmechaniker, Restaurantbetreiber und Liegestuhlvermieter verursachen aber auch ein Ungleichgewicht gegenüber jenen, die weiterhin für ein paar Pesos für den Staat arbeiten", sagt Maul. Das zeige sich im Lehrer- und Ärztemangel, der sich insbesondere auf dem Land breitmacht. Für jene, die für die neuen Privatunternehmer arbeiten, sei das Leben stressiger geworden. "Die Menschen stehen zwischen zwei Welten", sagt Maul. Einerseits locke das neue Handy, andererseits möchte man das gemütliche Leben nicht missen. Dieser aufregende Zweispalt sei das Interessante an Kuba, meint der Fotograf. "Leider geht darüber auch die Solidargemeinschaft nach und nach verloren."
Im Fokus hat der Allgäuer vor allem die Jugend der Insel. Ihre Musik, ihre Hoffnungen und Träume auf ein besseres Leben versucht er ebenso einzufangen wie das alte Kuba, jenes der zerfallenden Architektur und der mühsam hochgehaltenen Erinnerung an die Revolution unter Che Guevara und Fidel Castro.
Mit der erstmaligen Präsidentschaft eines Politikers – Miguel Díaz-Canel –, der nicht aus der Castro-Familie stammt, vermeinte Maul einen Aufbruch im sozialen Gefüge der Insel zu erspüren. Doch dem war nicht so. "Das hat niemanden interessiert", berichtet er. Es sei egal, wer an der Spitze stehe, es ändere sich ja doch nichts, gibt der Fotograf die fatalistische Stimmung vieler Kubaner wieder. "Da ähnelt die Politikverdrossenheit im Sozialismus jener in der Demokratie", sagt Maul.
"Cuba – Insel im Aufbruch" lautet der Titel von Bruno Mauls Dia-Schau, die mit kubanischen Klängen untermalt ist. Lenzing, Lichtspiele, Di., 2. 4., 19.30 Uhr Kirchdorf, Kino, Mi., 3. 4., 19.30 Uhr Steyr, City Kino, Do., 4. 4., 16.30 Uhr und 19.30 Uhr
Zur Person
Name: Bruno Maul (44), wohnt in Immerstadt im Allgäu, ist gebunden und hat zwei Kinder
Beruf: freier Fotograf und Reisejournalist
Internet: www.bruno-maul.de
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