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Wo Charme auf Präzision trifft

Von Susanne Dickstein, 07. April 2019, 00:04 Uhr
Wo Charme auf Präzision trifft
Eine Möglichkeit, Straßburg zu erkunden, ist eine Rundfahrt auf der Ill. In den Fachwerkbauten am Ufer waren früher die Gerber zu Hause. Das Viertel heißt „La Petite France“. Das „Maison des Tanneurs“ ist eines der bekanntesten Restaurants der Stadt. Bild: sd

In der Grenzstadt Straßburg vereinen sich die besten Eigenschaften Frankreichs mit jenen Deutschlands. Dieser Mix macht es aus, dass sich Besucher auf Anhieb wohlfühlen.

Jetzt sind wir erst wenige Stunden hier, und ich habe mich schon in Straßburg verliebt", sagt meine Kollegin, während wir durch die Altstadt zum Abendessen schlendern. Einige in unserer Runde nicken zustimmend. Die Stadt macht es einem aber auch sehr leicht, sich rasch wohlzufühlen.

Mit gut 300.000 Einwohnern ist Straßburg für französische Verhältnisse schon eine Großstadt. Sie bietet hinsichtlich Kultur und Einkaufen auch alle Vorzüge einer Metropole. Gleichzeitig hat sich die Stadt an Ill und Rhein mit ihren Fachwerkhäusern und kopfsteingepflasterten Straßen nahezu einen dörflichen Charakter bewahrt.

An der Grenze zwischen Frankreich und Deutschland gelegen, vereint Straßburg das Beste aus beiden Welten: Hier treffen französische Leichtigkeit und Charme auf deutsche Genauigkeit. Ich kann kaum glauben, dass ich mich auf französischem Staatsboden befinde, als das erste Auto beim Zebrastreifen hält, um mich passieren zu lassen. An der roten Ampel bleiben die Fußgänger neben mir doch tatsächlich stehen. Und das in Paris obligate Hupkonzert bleibt hier aus. Dafür gibt es an jeder Ecke Bistros, die zum Niedersetzen und Crémant-Trinken – das ist der kleine Bruder des Champagners – einladen. Gerade im Frühling zeigt sich Straßburg von seiner Schokoladenseite. Die warme Märzsonne lockt die Leute scharenweise an die Quais entlang der Ill. Apropos Süßes: Man muss schon sehr (deutsch) diszipliniert sein, um den vielen Chocolatiers in der Innenstadt zu widerstehen.

Wo Charme auf Präzision trifft
Mit seinen Kanälen und den vielen Fahrrädern macht Straßburg auch Amsterdam ein wenig Konkurrenz. Bild: sd

Guglhupf süß-sauer

Die Koch- und Backkünste sind mit ein Grund, weshalb sich Österreicher rasch heimisch fühlen. Zwiebelkuchen und Sauerkraut sind die traditionellen Speisen. Letzteres gibt es in allen Variationen und auch in der – zunächst befremdlich anmutenden – Kombination mit Fisch. Mutige werden mit einem Geschmackserlebnis belohnt. Auch der "Kougelhopf" ist hier zu Hause und wird in eigenen Geschäften angeboten. Anders als bei uns wird er nicht nur süß, sondern auch pikant serviert.

Straßburg ist dank der vielen Universitäten und Hochschulen eine junge Stadt. Weil auch die Immobilienpreise noch nicht das ungesunde Niveau etwa von München oder Paris angenommen haben, bevölkern nach wie vor Familien mit Kindern das Zentrum.

Wo Charme auf Präzision trifft
Kaum lockt der Frühling, sind die Gastgärten in der Innenstadt gefüllt. Bild: sd

Im Herzen Europas gelegen ist Straßburg Sitz einer Reihe internationaler Institutionen wie dem Europarat und dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Für eine Woche übersiedelt das Europäische Parlament jeden Monat hierher. Doch anders als in Brüssel, wo der EU-Tross in einer Blase abgeschieden lebt, würden sich hier die Parlamentarier unter das Volk mischen, erzählen die Einheimischen stolz.

Straßburg war in der Geschichte seit jeher ein Schmelztiegel der Völker und Religionen. Als Handelsstadt an der Via Romana gegründet, wechselten die Mächtigen durch die Jahrhunderte mehrfach zwischen Deutschen und Franzosen, Katholiken und Protestanten. Es gibt allein vier Kirchen die Saint Pierre (Peter) geweiht sind, jeweils dem Älteren und dem Jüngeren, immer in katholischer und evangelischer "Ausführung".

Das Herz der Stadt

Das Herz der Stadt schlägt auf der Grande Île, auf der – gleich wie auf der Île de la Cité in Paris – die Kathedrale Notre-Dame steht, auch bekannt als Straßburger Münster. Lange Zeit hatte das Münster den höchsten Kirchturm Europas. Möglich wurde dies durch eine Spezialkonstruktion im Inneren in Form von acht Wendeltreppen, die das Gewicht des massiven Turms halten. Wer die 300 Stufen bewältigt, wird vom Ausblick Richtung Vogesen im Westen und Schwarzwald im Osten überwältigt.

Wo Charme auf Präzision trifft
Das Wahrzeichen von Straßburg schlechthin – das Münster Bild: sd

Bemerkenswert ist auch die mächtige Thomaskirche, in der Moritz von Sachsen seine letzte Ruhe gefunden hat. Der siegreiche Feldherr durfte als Protestant und uneheliches Kind trotz seiner militärischen Erfolge nicht auf dem französischen Königsfriedhof in Saint Denis beigesetzt werden, weshalb ihm die Straßburger in dieser Kirche ein sehenswertes Grabmal schufen.

Durch die Jahrhunderte war Straßburg ein Ort, der Persönlichkeiten anzog und Kreatives ermöglichte. Johannes Gutenberg führte den Buchdruck in Straßburg ein. Die Universität brachte in Summe 18 Nobelpreisträger hervor, unter anderem den Physiker Wilhelm Conrad Röntgen. Ein erst kürzlich verstorbener Sohn der Stadt ist Tomi Ungerer, der als "Picasso der Karikatur" bezeichnet wurde. In einem Museum in der Innenstadt werden seine Werke gezeigt.

 

Zum Schlemmen

Wer nach Straßburg fährt, sollte gleich vorab sämtliche Diätpläne über Bord werfen. Zu groß sind die Versuchungen, die die lokale Küche bietet. Flammkuchen, Spätzle, Sauerkraut, aber auch Gänseleber (wurde angeblich hier erfunden!) und Schnecken sind Klassiker in den Straßburger Brasserien und Restaurants. Eine Auswahl:

Au Bistrot du Quai: kreative, französische Küche zu vernünftigen Preisen in gemütlichem Ambiente

Gavroche: kleines Luxusrestaurant im Studentenviertel

Le Cheval Noir: Geheimtipp mit lokalen Gerichten (Hoenheim, ein wenig außerhalb der Innenstadt)

Au Brasseur: Wenige Gehminuten vom Münster entfernt, dafür um einige Euro günstiger als neben der Kathedrale, junges Publikum!

Maison Kammerzell: Last, but not least – der Klassiker. Wer noch nie in Straßburg war, muss einmal auch hier einkehren und die dicke Geldtasche mitnehmen.

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