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Mit der Höhe hat sie’s nicht

Von Bernhard Lichtenberger, 31. März 2019, 00:04 Uhr
Magdalena Messner
Magdalena Messner Bild: beli

Magdalena Messner nimmt sich um das Erbe des Vaters zu dessen Lebzeiten an. Bernhard Lichtenberger hat die Tochter des Südtiroler Abenteurers und Alpinisten Reinhold Messner und die von ihr verwalteten Messner Mountain Museen besucht.

OÖNachrichten: Wie ist es, die Tochter des berühmten Reinhold Messner zu sein?

Magdalena Messner: Ich kenn’s nicht anders. Für mich ist er der Papa, die Vaterfigur. Ich hab natürlich schon im Kindergartenalter gemerkt, dass wir als Familie nicht ganz so ins klassische Schubladendenken passen. Die Mama gab es als Konstante, der Papa ging und kam – aber wenn er da war, dann sehr viel. Nur wenn er sich gedanklich schon wieder auf ein neues Projekt vorbereitet hat, dann konnte er sich komplett ausklinken.

Wo ähneln sie einander?

Wir sind beide stur, offen, neugierig, kreativ – und wir haben einen Blick für das Schöne, ob das Kunst oder eine Zeile Geschriebenes ist.

Was haben Sie von der Mama?

Sie hat uns drei Kindern eine Bodenständigkeit mitgegeben. Sie ist die Pragmatische, die streng, diszipliniert und konsequent war.

Ihr Bezug zu den Bergen?

Schon als Kleinkind war ich im Basislager des Achttausenders Lhotse dabei. Da hat es mir schon nicht gefallen, sagen meine Eltern. Dort habe ich so durchgehend und jämmerlich gebrüllt, dass sie glaubten, ich sei in der Höhe ernsthaft erkrankt. Der Papa ist mit mir so schnell wie selten in seinem Leben nach unten ins Dorf gelaufen. Kaum saßen wir beim Arzt, habe ich gelacht und war das glücklichste Kind. Damit war klar: Basecamps sind nichts für die Magdalena. Ich bin einfach nicht höhentauglich. Die Reisen an sich waren fantastisch, aber oft nicht kindgerecht. In der Pubertät habe ich beschlossen: Ihr könnt das weiterhin machen, aber ohne mich. Familienausflüge mit Papa waren frustrierend. Mama ging mit uns quengelnden Kindern ihr Tempo, Papa wartete in Sichtweite. Kaum kamen wir näher, war er schon wieder weitergegangen.

Hat er sich zu Ihrer Bergrebellion geäußert?

Er hat es schon immer wieder versucht, mich zu überreden – genauso, wie er mir heute noch einen Rotwein anbietet, obwohl ich keinen Alkohol trinke. Erst während meiner Studienzeit habe ich gemerkt, dass mich die Berge geprägt haben und sie mir in Wien und Rom fehlten – vor allem das Gefühl des Überblicks. Wenn ich auf einem Hügel oder Berg bin, ordnet mich das innerlich. Es ist ein Auslüften des Kopfs, um eine Klarheit in die Gedanken zu bringen.

Wofür lohnt es sich, ein Risiko einzugehen?

Für das, was man gerne tut und wovon man überzeugt ist. Sich immer nur in den gleichen Bahnen zu bewegen, wäre kein Anreiz.

Was ist für Sie ein Abenteuer?

Etwa eine tolle Lektüre. Ich brauche das regelmäßig, mich in völlig andere Welten entführen zu lassen.

Wie kommen Sie zu besonderen Stücken?

Es gibt Auktionen zu sogenannten Reliquienstücken bei Sotheby’s und Co. Papa hat so vor einigen Jahren das Fernrohr von Polarforscher Ernest Shackleton ersteigert. Anderes wiederum kriegen wir geschenkt, weil wir es schätzen. Den Felshammer von Paul Preuß bekamen wir von dessen Jugendliebe, als sie schon eine betagte Dame war – mit der Auflage, ihn entweder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen oder ihn mit dem Ableben an einen jungen Alpinisten weiterzugeben, der die gleiche philosophische Einstellung wie er und Preuß vertritt. Er hat sich für Ersteres entschieden.

Wo ist für Sie Heimat?

Dort, wo man verwurzelt ist, wo man das Glück hat, in einer intakten, liebevollen Familie aufzuwachsen. Für mich ist es Südtirol, weil ich gerade hier beruflich meine Zukunft sehe, aber auch wegen der Prägung, der Kultur, der Landschaft, dem Essen.

 

Reinhold Messner: Der am 17. September 1944 in Brixen geborene Südtiroler stand als erster Mensch auf den Gipfeln der 14 Achttausender. Ein weiteres Kapitel Alpingeschichte schrieb er am 8. Mai 1978 mit dem Tiroler Peter Habeler, als die beiden ohne Flaschensauerstoff den höchsten Berg der Welt, den Mount Everest, bestiegen. Später durchquerte der Abenteurer und Buchautor, der sich auch politisch betätigte, zu Fuß die Antarktis (mit Arved Fuchs), Grönland und die Wüste Gobi. Seinen Schatz aus Erfahrung, Wissen, Geschichte und einer enormen Sammlung zum Thema Berge gibt er in den sechs Messner Mountain Museen weiter.

 

Magdalena Messner: Als Verwalterin der sechs Mountain Museen führt die 30-Jährige das Vermächtnis des berühmten Vaters zu dessen Lebzeiten weiter. Magdalena ist das älteste von drei Kindern von Messner und dessen Frau, der Wiener Textildesignerin Sabine Stehle. Die gelernte Werbegrafikerin hat Wirtschaft und Kunstgeschichte in Wien und Rom studiert. Sie ist Autorin der Bücher „Juwel Juval“, in dem sie die kunsthistorische Bedeutung des Familiensitzes betrachtet, und von „Reinhold Messner – Selbstversorger & Bergbauer“, das sich mit den landwirtschaftlichen und kulturellen Projekten des Vaters beschäftigt.

 

MMM Corones

Kronplatz - Der traditionelle Alpinismus

„Wo beginnt der Alpinismus, wenn der Tourismus den Gipfel des Mount Everest erreicht hat?“ steht eine Frage Reinhold Messners am Eingang des Architekturjuwels der vor drei Jahren verstorbenen Zaha Hadid. Auf 2275 Metern Höhe durchstößt der Betonbau das dem Tourismus geopferte Gipfelplateau des Kronplatzes. Dringt man in die Geschoße und die drei aufgefächerten Fensternischen vor, fällt der Blick in jene Richtung, in der die Bergwelt noch in Ordnung ist.

In Gemälden, Reliquien und Zitaten widmet sich das 2015 eröffnete Museum der Geschichte des Bergsteigens, vom Sitz der Götter über den Eroberungsalpinismus bis zur Philosophie des Verzichts, die der legendäre Paul Preuss in einen Satz fasste: „Das Können ist des Dürfens Maß.“ Höhepunkte: großformatige 8000er-Impressionen des österreichischen Malers Herbert Brandl, George Mallorys Eispickel aus der Everest-Expedition 1924, der Felshammer des 1913 am Gosaukamm umgekommenen Kletterpioniers Preuß.

Info: 1. Juni bis 13. Oktober, Ende November bis Mitte April, 10 bis 16 Uhr;

Einkehr: Kronplatzhütte

 

MMM Ripa

Schloss Bruneck - Das Erbe der Berge

Jurten, Hütten, Höfe – wie wohnen Völker in den Bergen dieser Erde, die für sie Kultur- und nicht Freizeit- und Erholungslandschaft sind? Die Menschen, denen die Berge seit Jahrtausenden Lebensraum sind, rückt die Ausstellung im einstigen Sommersitz der Fürstbischöfe im Pustertal in den Fokus.

Zu sehen sind Behausungen, u. a. Jurten der Mongolen, eine afrikanische Behausung aus Baumrinde und Stroh, vergleichbare Architektur, Gebrauchsgegenstände, Ritualinstrumente und Waffen, die Religionen der Völker, aber auch erste Bergsteigerzelte und Schlafsäcke. Höhepunkte: Schnitzereien und Fetischfiguren im Afrika-Gewölbe, Gebäudemodelle vom Himalaya bis zu den Dolomiten, ein tibetisches Festzelt und das Zitat von Ang Dorje Sherpa: „Stille, Tiefe, Erhabenheit – das sind Werte, die zum Buddhismus wie zum Bergsteigen gehören.“

Info: 12. Mai bis 1. November, 10 bis 18 Uhr; 26. Dezember bis 25. April, 12 bis 18 Uhr;

Einkehr: Önothek Bernardi in Bruneck

 

MMM Firmian

Schloss Sigmundskron bei Bozen - Der verzauberte Berg

Ein fordernder Parcours durch Räume, Türme, Höfe und über Treppen erschließt das Herzstück der Mountain Museen, in dem es um das Spannungsverhältnis Mensch – Berg geht.

Neben einem gewaltigen Relief, das die 8000er dreidimensional erfasst, erzählt eine Fotogalerie von den Großtaten des DDR-Kletterers Bernd Arnold, der von den 1960ern bis zu den 1980ern die schwierigsten Routen in der Sächsischen Schweiz meist barfuß erschlossen hat. Das mit Symbolik aufgeladene Areal behandelt auch die Religion als Phänomen der menschlichen Natur, die den Berg als Brücke zum Himmel sieht. Höhepunkte: alpinistische Reliquien wie die Steigeisen von Matterhorn-Erstbesteiger Edward Whymper, das Hauberl des Eiger-Nordwand-Bezwingers Anderl Heckmair und – in einer Gedächtnisnische für tödlich verunglückte Bergsteiger – ein Schuh des Messner-Bruders Günther.

Info: vom 3. Sonntag im März bis zum 2. Sonntag im November, 10 bis 18 Uhr;

Einkehr: 2-Hauben-Restaurant im Hotel Ansitz Rungghof in Girlan-Eppan

 

MMM Juval

Schloss Juval bei Naturns - Mythos Berg

Nur in rund einstündigen Führungen ist das 930 Meter hoch gelegene Wohn- und Museumsschloss im Vinschgau zu besichtigen, zu dem einen Shuttlebusse über eine serpentinenreiche Straße bringen. Teile der Burg, die von der Messner-Familie lediglich in den Sommermonaten bewohnt wird, stammen aus dem 12. Jahrhundert.

Schneelöwen empfangen einen als Wächterfiguren. Ein tibetischer Klosterraum mit Wandbehängen dient der inneren Versenkung. Die Mystik der heiligen Berge, vom Kailash bis zum Olymp, durchdringt die Gemäuer. Höhepunkte: die wie ein Adlerhorst am Fels verankerte Burg an sich, der mit Ausrüstung gefüllte Expeditionskeller, eine beeindruckende Maskensammlung, die animistischen Figuren im Ruinenturm sowie die umfangreiche Abenteuerbibliothek mit dem Arbeitszimmer des Schlossherrn.

Info: vom 4. Sonntag im März bis 30. Juni, 1. September bis 1. Sonntag im November, 10 bis 16 Uhr, Mittwoch Ruhetag;

Einkehr: Gasthaus Schlosswirt u. Weingut Unterortl

 

MMM Ortles

Sulden am Ortler - Im End’ der Welt

Von den Schrecken des Eises und der Finsternis erzählt das auf 1900 Meter Höhe zu Füßen des Ortlers gelegene, unterirdisch aus Stahlbeton angelegte Museum. Ein zickzack in der Decke verlaufender „Riss“, durch den Licht fällt, erweckt den Anschein einer Gletscherspalte.

Das Ortles ist das kunstlastigste Museum. Es beherbergt u. a. die größte Bildersammlung mit Ortler-Darstellungen. Nord- und Südpol sowie der Everest als sogenannter dritter Pol geben die Themen vor. Höhepunkte: Eisgeräte aus zwei Jahrhunderten, der Kocher von Roald Amundsens Südpolexpedition, das Fernglas von Polarforscher Ernest Henry Shackleton, Reinhold Messners Antarktis-Schlitten und vor allem dieses wertvolle Sammelsurium an Gemälden von Edward Theodore Compton bis Gottfried Helnwein.

Info: vom 2. Sonntag im Dezember bis 1. Mai, 4. Sonntag im Mai bis 2. Sonntag im Oktober, 14 bis 18 Uhr; Juli u. August, 13 bis 18 Uhr;

Einkehr: Hofschenke Yak & Yeti beim Museum; Restaurant Gallia in Stilfs

 

MMM Dolomites

Altes Fort am Monte Rite - Das Museum in den Wolken

MMM Dolomites Bild: Tappeiner

Der Erschließungsgeschichte der Dolomiten, die Forscher und Kletterer geschrieben haben, ist das 2002 eröffnete Museum gewidmet. Untergebracht ist es im Fort auf dem Gipfel des 2183 Meter hohen Monte Rite, das im Ersten Weltkrieg der Verteidigung gegen die österreichischen Truppen diente. Man erreicht es ab dem Passo Cibiana entweder mit dem Shuttle-Bus (zwölf Euro) oder über einen Wanderweg (zwei Stunden). Höhepunkte: das Herzstück, eine Galerie mit Dolomiten-Bildern von der Romantik bis heute, und die bei Schönwetter zu genießende Aussicht.

Info: vom 1. Juni bis 30. September, 10 bis 17 Uhr im Juni und ab Mitte September, 10 bis 18 Uhr von Juli bis Mitte September;

Einkehr: Rifugio Dolomites Monte Rite; Restaurant Taula Dei Bos in Cibiana

 

MMM-Eintrittspreise: Ortles u. Dolomites acht Euro, Juval u. Corones zehn Euro, Ripa elf Euro, Firmian zwölf Euro; MMM-Tour-Ticket für alle sechs Museen 40 Euro

messner-mountain-museum.it

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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