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Hoamat am Horn

Von Verena Gabriel, 03. Februar 2019, 00:04 Uhr
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Bildergalerie Hochalpiner Luxus: Skiurlaub am Matterhorn
Bild: vega

Eintausend Meter über dem Schweizer Nobelskiort Zermatt servieren ein Freistädter, eine Gramastettnerin und eine Linzerin Trüffelravioli und Jakobsmuscheln. Verena Gabriel ist eingekehrt.

Langsam verblassen sie, die Lichter im Tal. Zahnräder greifen spürbar ineinander und befördern die Gornergratbahn in die finstere Höhe. Mit jedem Ruckeln, jedem Meter bergauf, verschärfen sich die Konturen des pyramidenförmigen Matterhorns, während sich eine spanische Geburstagsrunde mit DJ Ötzis "Hey Baby" auf die bevorstehende Mondschein-Abfahrt einstimmt.

Die klirrende Kälte färbt die Atemluft in ein tief-weißes Wölkchen, als wir das Bergrestaurant auf knapp 3100 Meter Höhe mit reichlich flüssigem Käse im Magen verlassen. Inmitten von schneebedeckten Bergriesen, die sich vor dem klaren Nachthimmel aneinanderreihen, schnallen wir uns die Skier an. Das Mondlicht lässt die frisch präparierte Piste erahnen, welche die Nachteulen zurück Richtung Zermatt führt.

Angezogen von der Höhe

Das Geräusch dutzender Skier, die über den Hang brettern, begleitet die letzten Schwünge der zweitägigen Erkundungstour durch das hochalpine Skigebiet.

Im "Matterhorn Ski Paradise" in Zermatt liegt die höchste Bergstation Europas auf dem Klein Matterhorn, von der aus nur noch 117 Höhenmeter fehlen, um auf einem Viertausender zu stehen. Seit dieser Wintersaison ist eine neue Seilbahn in Betrieb, die in einer Stunde bis zu 2000 Wintersportler auf 3883 Meter Höhe transportiert.

Hoamat am Horn
Kilometerlange Abfahrt vom 3103 Meter hohen Rothorn ins Tal Bild: vega

Die hochalpine Lage war es, die den Mühlviertler Reinhard Kopler vor 35 Jahren in die Schweiz führte. "Ich hab’ damals im Fernsehen gesehen, dass in Zermatt die höchste Bergstation in Europa gebaut wird", erzählt der gelernte Elektriker. Die Bilder von den steilen Hängen, den langen Abfahrten und dem malerischen Panorama ließen sein Skifahrer-Herz höher schlagen. Also fasste der Freistädter den Entschluss, seine Heimat zu verlassen. Zuerst arbeitete er als Hausmeister in einem Zermatter Hotel, schon drei Jahre später durfte er sich Hüttenwirt der "Fluhalp" nennen.

Bis heute führt der Mühlviertler das Bergrestaurant, und genießt dabei einen Logenplatz in der Walliser Bergwelt."Zum Skifahren hab’ ich jetzt keine Zeit mehr, aber im Sommer geht’s ja hier auch", sagt er. Obwohl die Hauptsaison mit dem Musikfestival "Zermatt Unplugged" am 13. April endet, hat der Skibetrieb am Theodulgletscher keine Pause.

"Da, greift’s zu, eine echte Schweizer Spezialität", scherzt Reinhard Kopler, als er seinen hungrigen Landsleuten ein Brettl mit Bruschetta-Brötchen auftischt. Die tatsächliche Schweizer Spezialität kommt hinten nach: ein großer Teller Walliser Trockenfleisch.

Hoamat am Horn
Die Wirtsleute Reinhard Kopler (Mitte) und Michi Deuerlein mit Andrea Schürz (Service) Bild: vega

"Das ist getrocknetes Rindfleisch aus der Region, in hauchdünnen Scheiben", erklärt Andrea Schürz, ebenfalls mit Mühlviertler Dialekt. Die 26-jährige Gramastettnerin bewirtet die "Fluhalp"-Gäste bereits den fünften Winter. "Ich könnte ein Buch darüber schreiben, was ich da heroben schon alles erlebt hab’", sagt die quirlige Kellnerin, deren Tante schon seit vielen Jahren in Zermatt lebt. "Erst vor Kurzem haben sich Gäste eine Eisstockbahn zur Fluhalp fliegen lassen." Und neben Trockenfleisch bekommen die dann auch Trüffelravioli und Jakobsmuscheln. Vor ein paar Tagen haben Andrea und ihr Chef Reinhard eine dritte Oberösterreicherin auf der Fluhalp begrüßt. Sandra, eine Linzer Frisörin, komplettiert das zwölfköpfige Team.

Es ist keine Seltenheit, das man in Zermatt auf österreichisches Personal trifft. Noch wohler dürften sich aber die Portugiesen am Fuße des Matterhorns fühlen. Die Südländer bilden nach den Schweizern die größte Community unter den 5500 Einwohnern. Abgesehen von der Landschaft, in der zwischen hohen Bergen enge Täler eingepfercht sind, machen vor allem zahlungsfreudige Touristen Zermatt zu einem attraktiven Arbeitsort. Wer den Skiurlaub hier verbringt, sollte besser ein üppigeres Urlaubsbudget einplanen.

Abenteuer für Frühaufsteher

Eine Portion des Nationalgerichts, Rösti, kostet zwischen 24 und 26 Schweizer Franken (rund 22 Euro). Erwachsene zahlen für einen Tagesskipass in Zermatt umgerechnet 70 Euro. Ein stolzer Preis, der den hohen Ansprüchen geübter Skifahrer gerecht wird. Um den Skitag voll auszukosten, schultern wir in aller Herrgotts Früh die Skier, und stampfen vom Hotel Alpenroyal Richtung Seilbahnstation. Nicht einmal das Matterhorn nimmt seine Schlafmütze ab, als die erste Gondel um 7.40 Uhr die "First Tracker" in die Höhe bringt. Auf der Bergstation "Trockener Steg" angekommen, zeigt sich das Horn dann zwar, aber nur von seiner Schattenseite. Dafür brüsten sich jetzt die spitzen Gipfel der gegenüberliegenden Viertausender: Zinalrothorn und Weißhorn.

Bei diesem Anblick ist Selbstbeherrschung gefragt, um bei der ersten Abfahrt nicht vom selben Schicksal wie Hans Guck-in-die-Luft ereilt zu werden. "Wie lange will sie sich denn noch verstecken?", fragt die Sessellift-Nachbarin, und reibt ihre Fäustlinge an den Schenkeln. Die "Liesl" lässt sich nicht zwei Mal bitten. Beim Ausstieg begrüßen sie die ersten Pistenbefahrer mit einem "Juchee!". Dass es aber noch immer zapfig ist, beweist ein Blick auf die Temperaturanzeige: Minus 24 Grad werden an diesem Jännermorgen auf dem Klein Matterhorn gemessen. Da wird das Frühstücksbuffet auf 3883 Metern Seehöhe gerade recht. Während wir uns im Warmen mit Rührei, Schweizer Bergkäse und Müsli stärken, blicken wir auf die Gipfel 38 Viertausender.

Zum Greifen nahe scheint die Spitze des "Horu", wie Einheimische das Matterhorn nennen. "Vom Horu seh’ ich mich nie ab. Es fasziniert mich jeden Tag aufs Neue", sagt July von Zermatt Tourismus. Da ist sie nicht die einzige.

Als der "Glacier Express" auf der Heimreise langsam nach St.Moritz tuckert und in Chur, der ältesten Stadt der Schweiz, hält, fehlt etwas am Horizont.

Hoamat am Horn
Zugreise für Genießer Bild: Glacier Express AG

Reise auf Schiene

Nachhaltigkeit wird in Zermatt groß geschrieben. Im Ort kommen Touristen zu Fuß oder mit Elektromobilen voran. Wer in die 5500-Einwohner-Gemeinde auf 1608 Meter Seehöhe reisen möchte, muss spätestens fünf Kilometer davor, in Täsch, in den Zug einsteigen.

Bequem ist die Anreise mit den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) von Linz bis Zürich. Ein Sparschiene-Ticket für diese Strecke gibt es bereits ab 34,90 Euro. Die Schweizer Bahn (SBB) fährt anschließend über Bern und Visp weiter nach Zermatt. 

Eine luxuriöse Alternative ist der Glacier Express, der langsamste Schnellzug der Welt, der sich von St. Moritz bis Zermatt durch die Schweizer Gletscherwelt schlängelt.

Nähere Informationen für Schweiz-Touristen unter www.myswitzerland.com

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Autorin
Verena Gabriel
Verena Gabriel
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1  Kommentar
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swet100 (43 Kommentare)
am 03.02.2019 20:04

Mein Sohn hat in Zermatt sein 2.Gastronomiepraktikum gemacht und es war toll. Ich liebe Zermatt und ich hoffe wir sehen unseinmal wieder.

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