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Unergründliches Menschenherz

Von Christian Schacherreiter, 17. November 2018, 00:04 Uhr
Unergründliches Menschenherz
Die Mexikaner feiern gern – manchmal auch auf morbide Art und Weise wie am Tag der Toten am 1. und 2. November. Bild: Reuters

Andreas Altmann ist ein ständig durch die Welt reisender Reporter und Weltentdecker. Heute liest er im Posthof aus seinem neuen Mexiko-Buch.

Gäbe es das Reisen nicht, müsste man es erfinden, damit Andreas Altmann seine Reisebücher schreiben kann, denn ohne sie wäre unsere literarische Kultur um eine Kostbarkeit ärmer.

Es sind nicht nur seine Beobachtungsgabe und seine Bereitschaft, sich vorurteilslos auf die Vielfalt der Welt einzulassen, die diese Bücher zum Leseerlebnis machen. Sie beeindrucken uns auch durch die intelligenzgesteuerte Offenheit, mit der Altmann ausspricht, was das Erlebte bei ihm selbst auslöst. Tabus scheut er nicht, und Verlogenheit zugunsten "korrekter" Sichtweisen lehnt er ab. Umgekehrt stellt er für seine persönliche Sicht der Dinge keinen Unfehlbarkeitsanspruch. Im Gegenteil, er macht seine Emotionen zum Gegenstand kritischen Nachdenkens und lädt zur Gegenkritik ein. Mit diesem Autor steht man beim Lesen ständig im Dialog. Das ist ziemlich spannend.

Andreas Altmann war in Mexiko, hat mit öffentlichen Verkehrsmitteln zuerst den Norden bereist, über Monterrey und Chihuahua nach Guadalajara, dann den Süden, um über Oaxaca und Acapulco wieder zurückzukehren. Er hat mit vielen Menschen gesprochen, hat faszinierende Landschaften und herrliche Architektur bestaunt, er hat dumme Zeitungen gelesen, atmosphärisch bezaubernde Orte besucht und grauenhafte TV-Programme über sich ergehen lassen.

Mexiko ist ein Land der Widersprüche und der Extreme: Lebensfreude und Hilfsbereitschaft auf der einen, Kriminalität und unfassbare Brutalität auf der anderen Seite. In keinem Land der Welt wird so oft und so grausam gemordet wie in Mexiko. Die Drogenbosse benehmen sich wie die Herren der Welt und sind es dort und da wohl auch, weil der Polizeiapparat von Korruption durchsetzt ist. Extrem erlebt Altmann auch die Kluft zwischen Arm und Reich, und er scheint selbst schockiert zu sein, wie rasch sich der Reisende an Bilder des Elends und der Gewalt gewöhnen kann.

Wer Andreas Altmanns autobiografisches Buch "Das Scheißleben meines Vaters, das Scheißleben meiner Mutter und meine eigene Scheißjugend" gelesen hat, weiß, woher die radikale Kirchenfeindlichkeit des gebürtigen Altöttingers kommt. Fassungslos steht Altmann der Omnipräsenz der Religion in Mexiko gegenüber, katholische Volksfrömmigkeit, versetzt mit abergläubischen Praktiken aller Art. "Unergründliches Menschenherz", seufzt der Autor.

Andreas Altmanns Sprache entwickelt einen Sog, dem man sich als Leser gerne überlässt. Treffend und klar ist seine Wortwahl, flüssig sein Satzbau, und immer wieder gelingen ihm Pointen von aphoristischer Brillanz: "Die Spanier brachten Blut und Eleganz in dieses Land, und die Mexikaner nahmen beide Vermächtnisse an."

Unergründliches Menschenherz
Die Mexikaner feiern gern – manchmal auch auf morbide Art und Weise wie am Tag der Toten am 1. und 2. November.

Andreas Altmann: "In Mexiko. Reise durch ein hitziges Land", Piper, 288 Seiten, 20,60 Euro Lesung: Altmann liest heute im Posthof Linz, 20.00 Uhr

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