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"Rhein" ins Vergnügen

Von Karin Haas, 14. Juli 2018, 00:04 Uhr
"Rhein" ins Vergnügen
So geht man in Basel in den Rhein und lässt sich von der Strömung flussabwärts treiben. Der „Wickelfisch“ als Kleiderbehältnis und Boje, die sichtbar macht, schwimmt mit. Bild: Schweiz Tourismus/Sam Keller

Der "Wickelfisch" hat mit Kulinarik rein gar nichts zu tun, sondern steht für Schwimmvergnügen. Basel am Rhein bietet aber auch Kultur erster Klasse.

Dass das dünnste Buch der Welt das mit den Schweizer Witzen ist, stimmt nicht. Zumindest nicht für Basel. Diese liebenswerte Stadt am Rhein, eingequetscht zwischen Deutschland und Frankreich, ist ein heiterer Dreiklang der Kulturen. Hier lebt und liebt man. Hier scheffelt man Geld; und spricht nicht darüber.

Dort, wo die Pharmakonzerne Novartis und Roche ihre Hochhäuser gen Himmel strecken, packen auch Banker nach Büroschluss ihren Anzug in ein wasserfestes Ding, das sich "Wickelfisch" nennt, und stürzen sich in die Fluten. "Rhein" ins Vergnügen heißt es an heißen Tagen für Hunderte, die sich kilometerweit in flottem Tempo flussabwärts treiben lassen. "Rheinschwimmen" ist in Basel ein Volkssport geworden.

"Rhein" ins Vergnügen
Muntere Rheinschwimmer Bild: haas

Nach getaner Abkühlung steigt man aus dem gar nicht schmutzigen Wasser, schaut zufrieden auf die drei Brücken zurück, die man von unten gesehen hat, und zieht die Kleider wieder an.

Denn die "Buvetten" rufen. So heißen die "Standln", alias Kioske, an den Gestaden des Rheins, die unkompliziert ausschenken und verköstigen. Billig ist das Vergnügen, in der Schweiz zu sein, für Ausländer allerdings nicht. Wein wird in Zehntellitern ausgeschenkt und kostet ab fünf Euro. Mittagsmenüs sind ab 25 Euro zu haben. In gehobenen Restaurants kosten Hauptspeisen 35 Euro.

Zurück zu den "Buvetten". Dort gibt’s auch Musik und viel zum Schauen gratis dazu. Da ist die Kolonie der im Übermaß Tätowierten. Dort feiert die Mädels-Gang. Dazwischen sitzt das honorige ältere Ehepaar.

Die protzigere und steifere Stadt Zürich ist eine Zugstunde entfernt. Sie wetteifert immer ein bisschen mit Basel, zieht aber bei so viel "savoir vivre" der kleineren Schwester Basel den Kürzeren.

"Rhein" ins Vergnügen
Was wäre Basel ohne Münster, Erasmus von Rotterdam und Buchdrucker-Geschichte? Bild: haas

Unvergleichliche Fondation Beyeler

Ab Linz ist man schnell in der Schweiz, und das komfortabel und Umwelt-grün im Zug. Sparschiene gibt es ab 29 Euro. Die Abfahrt erfolgt während des Tages im Zwei-Stunden-Takt. Edel reist man im "Nachtsprung" im Liegewagen (ab 69 Euro). Doch man sollte sich gleich für den "Swiss Travel Pass" entscheiden, bei dem so gut wie jedes öffentliche Verkehrsmittel und obendrein der Eintritt in die Museen enthalten ist.

Denn wie (fast) alles in der Schweiz ist auch Kultur kein preiswertes Vergnügen. 28 Franken (24 Euro) kostet der Eintritt in die wundersame Kunstsammlung der Fondation Beyeler des 2010 verstorbenen Sammlers Ernst Beyeler in Basel/Riehen, die bequem per Straßenbahn zu erreichen ist.

Das 1997 von Architekt Renzo Piano errichtete Gebäude kuschelt kühl-harmonisch im Berower Park. Seerosen draußen konkurrieren nicht wirklich mit den Seerosen drinnen von Henri Matisse. Bis 2. September läuft eine wundersame Schau mit Werken von Francis Bacon und Alberto Giacometti.

Im Restaurant dort einzukehren ist übrigens nicht nur Nahrungsaufnahme. Die Speisestätte in der Villa Berower Park war früher ein Kloster und senkt die friedliche Stimmung auf Speisen wie Quiche mit Karfiol und Süßkartoffeln und Hirschragout mit Rösti und Flammkuchen.

Klar, dass auch das Baseler Münster, die bizarr verwinkelte Altstadt neben der "Freien Straße", das Rathaus, das als das prächtigste der Schweiz gilt, und eine Kugel Eis zum Normalpreis vier Franken (3,40 Euro) auf dem Programm stehen müssen. Sammler-Gemüter steuern auch das "Weihnachtsbaumschmuckausstattungsspezialgeschäft" des Originals Johann Wanner an (Spalenberg 14), der manchmal auch wirklich leibhaftig da ist.

"Rhein" ins Vergnügen
Kunstmuseum Basel Bild: haas

Gut ausgeruht und nicht nur so "ein bisschen nebenbei" sollte man das Kunstmuseum Basel betreten. Neben dem klassizistisch-italienischen Bau aus den 1930er Jahren ragt auf der gegenüberliegenden Seite der Neubau der Baseler Architekten Christ & Gantenbein, eröffnet im April 2016, in den Himmel. Von außen erinnert er eher an ein Gefängnis. Innen offenbart sich eine harmonisch-leichte Welt in edlem Grau.

Die superreichen "Mehrbesser"

Glückliches, reiches Basel, das den sogenannten "Teig" beherbergt. Das sind jene Superreichen, zu denen die Bevölkerung auch "die Mehrbesser" sagt. Die Familie Oeri etwa hat das Grundstück für den Zubau des Kunstmuseums gespendet, und 50 Millionen Franken obendrein.

Zwei Picassos offenbaren den wahren Schweizer Geist. Als 1967 das Flugunternehmen Globe Air nach einem Absturz pleiteging und der Eigentümer Peter G. Staechlin jene zwei Picassos, die Dauerleihgabe waren, verkaufen wollte, startete eine beispiellose Rettungsaktion. Man spendete, man sammelte, aber es reichte nicht für die 8,4 Millionen Franken, die zu bezahlen waren.

Der Volksentscheid ging mit großzügiger Mehrheit für den Kauf der Picassos und einen Zuschuss aus Steuergeld von sechs Millionen Franken aus, zu denen der damals noch leibhaftige Picasso gleich drei seiner Werke dazuschenkte. Demokratischer Mut muss belohnt werden. Heute hängen Harlekin und ein Knabenakt aus seiner rosa Phase an einem Ehrenplatz. Ja, auch das Museums-Bistro ist empfehlenswert, und das auch, wenn man nur einen "Café gourmand" nehmen möchte. Um 9,80 Franken (8,40 Euro) gibt es eine Melange mit Dessert-Potpourri.

So gestärkt, kann man das St.-Albans-Quartier unter die Füße nehmen, was so etwas wie das "Alturfahr West" von Basel ist. Fachwerkhäuser, Handwerksbauten und eine frühere, zum Museum umgebaute Papiermühle laden zum Erkundungsgang ein. Mittendrin versteckt sich eine der charmantesten Jugendherbergen, die ich je gesehen habe (St. Alban-Kirchrain 10). Ab 35 Euro wohnt man im Stockbett mit Blick aufs Wasser.

"Rhein" ins Vergnügen
„Pop up“-Hotel im Fischerhäuschen, gegenüber das Hochhaus des Pharmakonzerns Roche.

Viel Wasser sieht man auch in einem früheren Fischerhäusl neben dem Rhein, das zum "Pop up"-Hotel wurde. Man darf sich halt nicht daran stören, dass es keinen Strom gibt, das Wasser im Krug steht zum Waschen bereit. Frühstück gibt’s übrigens in der nahen Jugendherberge. Diesen Purismus kann man im unweiten Gasthof "Zum Goldenen Sternen" wiedergutmachen. Das älteste Wirtshaus von Basel ist ein Gourmetlokal, in dem Entenbrust mit Honig-Lavendelkruste und Kalbsherz um die Gunst der Genießer wetteifern.

 

Tipps

Wohnen: Ibis Styles, Grosspeterstr. 44, www.ibis.com, h9665@accor.com. Trendy, neu, per Bim vom Bahnhof aus einfach zu erreichen (DZ ab 105 Euro pro Nacht inkl. Frühstück für zwei Personen).

Essen: Auf Stelzen über dem Rhein: Le Rhin Bleu, St. Alban-Rheinweg 195, www.lerhinbleu.ch
Gasthof zum Goldenen Sternen, ältestes Lokal von Basel, St. Alban-Rheinweg, www.sternen-basel.ch
Schweiz Tourismus, Schwindgasse 20, 1040 Wien, Tel. 00800 100 200 30 (kostenlos) info@myswitzerland.com, MySwitzerland.com

Basel Tourismus: Aeschenvorstadt 36 Basel, www.basel.com

Swiss Travel System: All-in-One-Ticket 1. Klasse für Bahn, Bus, Schiff, Bim, Museen. www.SwissTravelSystem.com

 

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