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"Paradies" ist ein persisches Wort

Von Edmund Brandner, 25. Juni 2017, 11:00 Uhr
Basar von Shira
Der Basar von Shiraz gilt als einer der schönsten der Welt. In seinem Labyrinth finden Besucher orientalische Gewürze, Teppiche, Kupferhandwerk, Teehäuser und vieles mehr. Bild: ebra

Karawansereien, Rosenwasser und antike Wunder: Der Iran öffnet seinen Besuchern die Augen.

"In den Iran? Du spinnst ja!" Persien-Reisende dürfen zu Hause auf wenig Verständnis hoffen. Zu viele Bilder verbinden wir mit dem Iran. Wobei die meisten davon falsch sind. Das Land ist nicht arabisch. Dieben wird nicht die Hand abgehackt, und Frauen ist es nicht verboten, mit dem Auto zu fahren. Wer das glaubt, verwechselt den Iran mit Saudi-Arabien. Und weil wir schon bei den Frauen sind: 55 Prozent der Studierenden im Iran sind weiblich. Mehr als in vielen westlichen Ländern.

Im Labyrinth des Basars

Höchste Zeit, sich das 2500 Jahre alte Land genauer anzusehen. Beispielsweise auf einer einwöchigen kulturgeschichtlichen Rundfahrt, wie sie das Salzburger Reiseunternehmen GEO (siehe unten) anbietet.

Empfehlenswert ist diese Form der Reise im Iran deshalb, weil der hohe Organisationsaufwand (Visum, Hotelbuchungen, Transport) beim Veranstalter bleibt und deutschsprachige iranische Guides die Reisenden an faszinierende Orte führen: Zum schönsten Basar Persiens in Shiraz etwa, in dessen betriebsamem Labyrinth Safran und Seide, Kurkuma und Keramikkunst angeboten werden. Aber auch zu Hossein Sarli, einem sonnengegerbten Bauern am Rande der Wüste bei Varzaneh, dessen Getreidemühle von einem Dromedar angetrieben wird und der Besuchern stolz sein selbst gemachtes Granatapfelmus kredenzt.

Persienbesucher sollten sich auf ein widersprüchliches Land einstellen, dem unsere oberflächlichen Schwarz-Weiß-Vorstellungen keineswegs gerecht werden. Beherrscht wird der Iran zwar von den Mullahs, die sich auf Gott berufen und auf die Unterstützung der Bauern und der Basari stützen. Der Rest der Bevölkerung wartet aber geduldig ab und trotzt den religiösen Diktatoren Stück für Stück Freiheit ab. Vor 30 Jahren endete das Kopftuch der Frauen noch knapp über den Augenbrauen. Mittlerweile ist das Tuch bis zum Scheitelpunkt zurückgerutscht. Satellitenschüsseln sind zwar verboten, aber auf immer mehr Häusern montiert. Die Jugend ist lernbegierig. "Die Macht der Ayatollahs erodiert", sagt ein Tischnachbar im Teehaus. "Spätestens in zwei Generationen wird unser Land aufblühen."

Aus unserer Sicht sind zwei Generationen eine lange Zeit. Nicht aber in einem Land, das auf die Geschichte Persiens zurückblickt. In Persepolis sind seine antiken Wurzeln zu besichtigen – und sie lösen Gänsehaut aus. Archäologen legten dort eine gigantische Palaststadt frei, die persische Herrscher ab dem 6. Jahrhundert vor Christus errichten ließen.

Von Kyros bis Khomenei

Einer von ihnen, Kyros, ließ sich nicht weit davon entfernt in Pasargade 530 vor Christus ein Grabmal bauen. Als 200 Jahre nach seinem Tod der Makedonier Alexander der Große Persien eroberte und in das Grab eindrang, soll er so ergriffen gewesen sein, dass er es rückwärts gehend wieder verließ.

Spätere Herrscher waren weniger zimperlich. In den Siebzigerjahren des vorigen Jahrhunderts ließ Diktator Schah Pahlavi, der sich als Nachfolger Kyros’ betrachtete, direkt daneben ein Foltergefängnis für Regimegegner errichten. Betrieben wurde es vom Savak, seiner gefürchteten Geheimpolizei, die freundlich von den USA unterstützt wurde.

Nach der Revolution 1979 schickte Ayatollah Khomeini Bulldozer vor, die sowohl das Foltergefängnis als auch Kyros’ Grab zerstören sollten. Letzteres gelang nicht: Die Dorfbevölkerung stellte sich schützend vor die Ruhestätte. Und so wurde es zum inoffiziellen Denkmal für den Freiheitsdrang der Iraner. Egal, ob dieser sich gegen Schahs oder Ayatollahs richtet.

Überhaupt sind die Iraner alles andere als ein gebeugtes Volk. Fremden begegnen sie mit einer Offenherzigkeit, die entwaffnend und herzergreifend zugleich ist. Man sollte eigentlich sagen: Die größte Tourismusattraktion des Iran sind die Iraner selbst. Als erste Fremdsprache lernen sie in der Schule Arabisch, die Sprache des Korans. Doch privat büffeln viele Englisch, und wollen es unbedingt ausprobieren, wenn sie das Glück haben, einem Touristen zu begegnen. "Where do you come from?", lautet stets die erste Frage. "What do you think about Iran?", ist stets die Frage Nummer zwei.

Karawansereien und Moscheen

Ach, so vieles gäbe es noch zu erzählen. Vom Bauern Masoud Seir zum Beispiel, dessen Brunnen von einem Ochsen angetrieben wird. Das Tier setzt sich aber erst in Bewegung, wenn Masoud zu singen beginnt und zur dritten Strophe vordringt. Von Shiraz, der Stadt der Liebe, der Rosen und der Nachtigallen, in der die Menschen zum Grab des mittelalterlichen Dichters Hafiz pilgern. Von den Weinbauern rund um Shiraz, die nur Essig produzieren dürfen, denen manchmal aber Hefe in den Bottich fällt, sodass versehentlich Wein entsteht und auf wundersame Weise verschwindet. Von den alten Karawansereien in der Stadt Isfahan, die ihre Pracht der Seidenstraße verdankt. Von überwältigend schönen Moscheen, in denen die einen beten, die anderen Musik aus dem iPhone hören oder einfach nur ein Nickerchen machen – und in denen neugierige Touristen herzlich willkommen sind. Von Orangengärten, Rosenwasser und orientalischen Gerichten. Von Hotelzimmern, in denen Koran und Gebetsteppich bereitliegen – und eine Markierung an der Wand in Richtung Mekka weist.

Nicht alles ist schön im Iran. Das Land im Herzen des Orients macht es einem nicht immer leicht. So sind die Straßenränder mit Müll übersät und das Konterfei der Ayatollahs ist allgegenwärtig. Die religiöse Staatsmacht ist mitunter beklemmend. ("Wir Iraner sind gar nicht so religiös", sagte ein Fremdenführer. "Nur unser Staat ist es.")

Doch eine Reise durch das Land zwischen Kaspischem Meer und Persischem Golf öffnet den Horizont und straft viele Vorurteile Lügen. Unsere Kultur verdankt den Persern mehr als wir ahnen. Ihre alten Herrscher etwa nannten ihre prächtigen Gartenanlagen "Pardis". Der persische Begriff sickerte auch in unseren Sprachraum ein, verwandelte sich dabei aber in "Paradies". Wie passend.

 

Die geführte Tour "Zauberhaftes Persien" von GEO Reisen findet von 3. bis 9. Dezember statt und kostet 1299 Euro pro Person. Der Preis beinhaltet auch den Flug sowie sieben Hotelnächte mit Halbpension. Nähere Informationen auf www.georeisen.com/iran.

 

Als Frau im Iran

Wer in den Iran reist, sollte einige Verhaltensregeln beachten, vor allem was die Kleidung betrifft. Männer sollten lange Hosen tragen. Für Frauen ist ein Kopftuch vorgeschrieben und Kleidung, die den Körper nicht betont – also lange Blusen oder Mäntel. Die früher allgegenwärtige Sittenpolizei ist aus den Straßen des Landes so gut wie verschwunden. Zudem wird bei Touristen auch einmal ein Auge zugedrückt. Dennoch sollte man als Gast die Regeln beherzigen. Wer sie verletzt, verletzt auch die Gefühle vieler Iraner.

Absolut unhöflich wäre es im Iran, als Mann einer Frau die Hand zu reichen. Was im Westen gerne als Beleg dafür verwendet wird, dass Frauen im Islam unterdrückt werden, ist in Wahrheit genau das Gegenteil. Männer sollten fremde Frauen nicht berühren, lautet die Regel. Und tatsächlich können sich Touristinnen im Iran ungleich sicherer fühlen als in anderen Ländern – beispielsweise in Nordafrika, wo sie oft belästigt werden. Im Iran begegnen Männer Frauen dagegen mit großer Zurückhaltung. Wer im Gewühl des Basars eine Frau versehentlich streift, schickt sofort eine höfliche Entschuldigung hinterher.

Entsprechend selbstbewusst verhalten sich Frauen auch in der Öffentlichkeit. Selbst als männlicher Tourist darf man damit rechnen, dass man von wildfremden Iranerinnen auf der Straße freundlich gegrüßt und angesprochen wird.

 

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1  Kommentar
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Gugelbua (31.811 Kommentare)
am 25.06.2017 11:21

schöner Werbebericht doch die Realität ist etwas anders zwinkern

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