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In Ronaldos neuer Heimat

Von Jochen Müssig, 05. August 2018, 15:00 Uhr
In Ronaldos neuer Heimat
Die Piazza San Carlo mit seinen barocken Arkaden gilt als das Herz von Turin. Bild: Müssig

Turin ist kein Star wie Venedig oder Florenz, hat aber die vielleicht beste Küche Italiens und mit Fußballer Cristiano Ronaldo nun sogar einen Superstar.

Antonia steht seelenruhig mitten im Menschengewimmel auf dem Markt der Porta Palazzo. Es ist Samstag. Turin kauft ein: Restposten schicker Modelabels, frisches Gemüse und schwarz-weiße Juventus-T-Shirts, vornehmlich mit Nr. 7, Geschirr, Trüffel und Taralli. "Was ist das?", fragt ein Tourist auf dem lebhaften Markt nahe der Piazza della Republica. Seelenruhig erklärt Antonia, dass diese Kringel feines Gebäck seien, "mit Anis gewürzt". Taralli wurden zwar in Apulien erfunden, sind aber typisch Turin: Beim Essen darf es nur das Beste sein.

In Ronaldos neuer Heimat
Taralli Bild: Müssig

Barolo, einer der edelsten Rotweine, die es gibt, natürlich Trüffel, beides aus dem Piemont, dessen Hauptstadt Turin ist. Aber es gibt auch die knusprigste Pizza – durch die vielen Neapolitaner, die bei Fiat arbeiten – Mortadella aus Bologna, Tortellini aus Valeggio und eben Taralli aus Apulien. "Grissini schmecken doch so fad dagegen", sagt Antonia. Sie lacht: "Früher haben wir uns die Kringel immer in die Nase gesteckt, um andere Leute zu erschrecken".

Was heiliger als Fußball ist

Heute erschreckt in Turin nur noch die Alte Dame andere Leute. Die Alte Dame, das ist Juve – Juventus Turin, eine der besten Fußballmannschaften der Welt, eine Macht zu Hause im Stadio delle Alpi. Juve hat Turin weltweit bekannt gemacht – mehr noch als die Fabbrica Italiana Automobili Torino, kurz Fiat. Und jetzt spielt Cristiano Ronaldo, der wahrscheinlich beste Fußballer der Welt, hier. Fiats Manager sind froh, dass nun Wochen lang kein Mensch über Krise, Arbeitsplätze und dem großen Loch in der Firmenkasse spricht. Da werden doch lieber Witze gemacht und Cartoons gezeichnet. Einer zeigt Ronaldo am Fließband bei Fiat – mit einer Gedankenblase über seinem Kopf: "Was für einen Vertrag habe ich nochmal unterschrieben?" Ronaldo gilt ja als Asket. Da werden ihm die Edelclubs und das turbulente Madrider Nachtleben kaum fehlen, denn beides ist in Turin Mangelware.

In Ronaldos neuer Heimat
Juve-Fanshop Bild: Müssig

Aber vielleicht lernt er nun in Turin, was beste Küche bedeutet? Zum Beispiel im typisch piemontesischen "Monferrato" oder ganz edel im "La Smarrita", und zwar ohne zwischen Antipasti und Dolce fünfmal von der Sportpresse behelligt zu werden. Die Tifosi sind zwar fußballverrückt, aber noch heiliger ist es, dass jeder ungestört essen darf, egal wie man heißt oder wer man ist. Das gilt für die Juve-Fußballer wie für den Agnelli-Clan, also die Fiat-Besitzer. Mehr Prominenz gibt es nicht in der ehemaligen Olympiastadt.

Alle wichtigen Wege führen in Turin entweder ins Stadio delle Alpi, in gute Ristorante oder auf die Piazza Castello. Der Platz, wo die Herrscher Savoyens ihr Schloss erbauten und von wo sie im Rastersystem eine ideale Stadt anlegen wollten. Die schnurgeraden, rechtwinklig angelegten Straßenzüge prägen bis heute das Bild Turins. Doch der Platz zeigt noch ein weiteres Merkmal der Gerade-Mal-Millionenstadt: üppiges Barock. Das prachtvolle Zentrum Turins gilt schließlich als einer der schönsten Plätze Italiens – und das soll etwas heißen. Herrliche Barockpaläste umrahmen ihn: Palazzo Reale, Regio-Operntheater, königliche Bibliothek und der Palazzo Madama, das Schloss des Königshauses von Savoyen.

In Ronaldos neuer Heimat
Fiat, die Marke, die Turin groß gemacht hat Bild: Müssig

Nur Haarspalter meinten, dass die 252 Medaillen, die in Turin bei den Olympischen Winterspielen 2006 vergeben wurden, aus Budgetgründen ein Loch in der Mitte hatten – übrigens erstmals in der Geschichte der Olympischen Spiele. Dabei symbolisiert dieses Loch in der Medaille doch nur die Piazza, das soziale Zentrum jedes italienischen Ortes und die Piazza Castello in Turin im Besonderen.

Graue Maus, reich an Kultur

Turin gilt touristisch trotz alldem ein wenig als graue Maus in Italien. Dabei gehört Torino mit seinen Schlössern seit 1997 zum Weltkulturerbe der Unesco. Die Liste umfasst den Palazzo Reale, Palazzo Chiablese, die Armeria Reale (königliche Waffenkammer) und ein weiteres Dutzend Schlösser in und um Turin. Alles Residenzen des Königshauses von Savoyen, die besichtigt werden können. Schließlich verlagerte sich das Machtzentrum Italiens erst Mitte des 19. Jahrhunderts nach Rom. Auch das Lingotto lohnt einen Besuch: Das ehemalige Zentralgebäude von Fiat und eine Ikone des Industriezeitalters wurde in ein Kultur- und Einkaufszentrum verwandelt.

Die Teststrecke auf dem Dach der einstigen Fabrik, die Le Corbusier als "Kriegsschiff mit Brücken, Schornsteinen, Höfen und Landungsstegen bezeichnete" gibt es immer noch. Eine interessante Ergänzung zur eleganten Via Roma, der ersten Shopping-Adresse der Stadt.

Taralli von Antonia gibt es noch viele, auch einige Trüffel sind übrig geblieben. Komplett ausverkauft sind nur die Juve-Trikots mit der 7 von Cristiano Ronaldo.

 

Tipps

Hotels: Das 4-Sterne-Hotel „Royal Torino“, liegt nur wenige Minuten vom Zentrum und nur zwei Kilometer vom Juve-Stadion entfernt. Angenehme Zimmer mit blauen oder roten Wänden sowie sehr gutem Preis-Leistungs-Verhältnis: DZ ab rund 60 Euro, www.hotelroyaltorino.it

Auch das historische 3-Sterne-Hotel „Roma e Rocca Cavour“ (seit 1854) ist günstig und bietet Zentrumsnähe und angenehm altmodisches Flair: ab 70 Euro, www.romarocca.it

Essen und Trinken:
Das „Monferrato“ in der Via Monferrato 6 bietet klassische Küche aus dem Piemont; es gibt viel Trüffel und Fleisch, aber auch der Branzino (Barsch) aus dem Ofen schmeckt hervorragend. Hauptgerichte zwischen 15 und 20 Euro, www.ristorantemonferrato.com

Im „La Smarrita“ in der Via Cesare Battisti 17 geht es elegant zu: Es gibt vier Säle. In der „Sala degli Specchi“ fühlt man sich wie in einem Schlosssaal. Dazu das 7-Gänge-Menü zu 70 Euro für einen besonderen Abend, http://drupal.lasmarrita.it

Fußball: Alles zu Juventus, Cristiano Ronaldo, Fan-Shops und Stadion: www.juventus.com

Weitere Informationen: www.regione.piemonte.it

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