Hier gibt’s nicht nur "Obatztn"
In Garmisch-Partenkirchen zeigt sich Bayern vielfältig und von seiner genussvollsten Seite. Ein Gourmet-Streifzug mit OÖN-Kulinarikerin Karin Haas.
Doris aus Hamburg tut sich ein bisserl schwer. Das bayrische "o" will nicht so wirklich mundartgerecht über ihre Lippen. Trotzdem nimmt die resche Kellnerin im Gasthaus Fraundorfer im Ortsteil Partenkirchen die Bestellung nach zweimaliger Korrektur huldvoll entgegen. Schon steht der "Obatzte" da.
Diese urbayerische Aufstrich-Spezialität aus reifem Käse, schaumig gerührter Butter, gehackten Zwiebeln, Salz, Pfeffer, Paprika, Kümmel und Bier ist die Inkarnation der "Brotzeit". Gegessen wird hier gerne und viel. Der Radi dazu besteht nicht aus ein paar Blattl’n. Es ist eine ganze Wurz’n, "die wie eine Ziehharmonika geschnitten wird". Es ist die Vielfalt, die Garmisch und Partenkirchen, seit vielen Jahren vereint, so besonders macht. Koch Sascha Horst im Hotel Staudacherhof im Ortsteil Garmisch, hat sich einer besonderen Spielart des Ayurveda verschrieben. Er ist ausgebildet in "Bayurvedisch". Im Staudacherhof wurde es zu Bayurvida, eine Wohlfühl-Philosophie, die das ganze Leben umfasst. Süß, sauer, salzig, scharf, bitter und herb, die sechs ayurvedischen Geschmacksrichtungen, sind dort in Menüs enthalten.
Als Vorspeise kann es schon mal gedünsteten, gefüllten Kohlrabi mit Apfel-Karotten-Salat geben. Oder im Jausenbuffet steht tibetanische Linsensuppe.
Cristian, der Yoga-Lehrer im Staudacherhof, ist wie Koch Sascha Horst, der Beweis, dass Ayurveda schlank macht. Da Sport dabei auch kein Fehler ist, ist bei einem Aufenthalt in Garmisch-Partenkirchen eine Fahrt auf die Zugspitze ein Muss.
Der höchste Berg Deutschlands (2962 Meter) ist ein Mythos. Das erklärt vielleicht auch, dass zu Jahresanfang, als nach längerer Sperre die neue bayrische Zugspitzbahn aufsperrte, es zu erstaunlichen Szenen auf dem überfüllten Parkplatz kam. Entnervte Autofahrer winkten mit 50-Euro-Scheinen, wenn jemand einen bereits eroberten Parkplatz freigab.
Doch das ist Geschichte. Glückliche Urlauber lassen sich nach oben fahren und bestaunen den Schnee. Sogar im Sommer ist die Rodelstrecke offen, die Brotzeit aber wichtiger als der "Zipfelbob".
Wandern auf dem Wank
Für Sport ist der Wank, der Hausberg der Partenkirchner, da, der an sonnigen Tagen gestürmt wird. Im Panorama-Gasthaus von Wirtin Andrea Fraundorfer werden mit Apfelschmarrn die verbrauchten Kalorien wieder hinaufgegessen.
Nicht entgehen lassen sollte man sich das "lebendige Handwerk" im Ortsteil Partenkirchen. Fast alles ist an der Ludwigstraße aufgefädelt.
Dort schaut man der Keramikerin Uschi Winsi über die Schulter und kauft sich ein "Gscheidhaferl" für den Frühstückskaffee. In der Seifensiederei gibt’s auch Bier-Seife. In der Chocolaterie Amelie huldigt Linus Kässer, der in der Villa Joya in Portugal die Patisserie schaukelte, mit Mutter Irene der Kakaobohne. Ums Eck bei Schuhmachermeister Josef Zollner gibt’s Haferlschuhe wie früher. Nagelneu ist die Kaffeerösterei von Leonhard Wild, einem früheren Eishockeyspieler, in der Bahnhofstraße.
Wer abends dem "fine dining" huldigen will, kann sich auf einen Geheimtipp der Einheimischen verlassen. Steffen Koch kocht im von außen unscheinbaren "Koch’s" auf Hauben-Niveau. Gattin Ulrike empfiehlt wundersame Weine.
Genuss-Tipps
Wohnen: Familiengeführt, Wellness, „BAYURVIDA-Küche“, 4 Sterne plus, Hotel Staudacherhof, Höllentalstr. 48, Ortsteil Garmisch, www.staudacherhof.de, pro Pers. im DZ erweiterte HP, ab 100 Euro.
Essen: Im Herzen von Garmisch, modernes Ambiente, traditionelle Küche: Fischer’s Mohrenplatz, Mohrenplatz 4, kein Ruhetag.
Koch’s Restaurant: Ortsteil Garmisch, fine dining, Bankgasse 1, tgl .außer Di. ab 17.30
Gasthof Fraundorfer: bayrisch-uriges Gasthaus mit „Lüftlmalerei“, Ortsteil Partenkirchen, riesige Portionen, vom Obatzn bis Schweinshaxe, Ludwigstr. 24, Di. Ruhetag
Lebendiges Handwerk-Partenkirchen:
Schuhmanufaktur Zollner, Pfarrgasse 3, Mi. Nachm. und Sa. geschlossen. Töpferei Winsi, Ludwigstr. 23, Mo., Di. geschlossen.
Chocolaterie Amelie Ludwigstr. 37.
Die Seifensiederei, Ludwigstr. 38.
Wild-Kaffee: Show-Rösterei, Bahnhofstraße 8
Wäre halt schön zu erfahren dass die Reise vermutlich vom örtlichen Tourismusverband bezahlt wurde. Nur so halt, aus Gründen der Seriosität ......