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Die Riesen von Pamplona

Von Josef Lehner, 29. September 2018, 00:04 Uhr
Die Riesen von Pamplona
Los Gigantes, die Riesen, marschieren bei den Festen zu Ehren des heiligen Fermin durch die Altstadt von Pamplona. Die Figuren sind alte spanische Volkskultur. Bild: OÖN/lehn

Navarra ist eine kleine Provinz in Nordspanien, Pamplona ist ihre nur 180.000 Einwohner zählende Hauptstadt. Einmal im Jahr wird dort eine der größten Fiestas der Welt gefeiert. Da dreht sich alles um Kampfstiere und um die Gigantes.

Seit 1324 gibt es die Sanfermines, das Fest für den heiligen Fermin, erst am 25. September, denn an diesem Tag soll er in spätrömischer Zeit den Märtyrertod gefunden haben. Seit 1591 wird jeweils vom 6. bis 14. Juli gefeiert, weil das Wetter besser ist.

Dann gehen die Bilder um die Welt vom Stierlauf: Mit dem Zünden einer Rakete jeden Tag um 8 Uhr früh werden sechs Kampfstiere auf die abgesperrte, rund 850 Meter lange, quer durch die Altstadt führende Strecke gelassen, wo 2000 bis 3000 Freiwillige, ganz in Weiß gekleidet, vor ihnen herlaufen. Wer nicht ausweichen kann, wird aufgespießt oder niedergetrampelt. "Wenn du mitmachst, musst du wissen, dass du ein Ticket zum Sterben gelöst hast", sagt Reiseführer José Luis López.

In den vergangenen 100 Jahren hat es 15 Tote gegeben und an manchen Tagen bis zu 50 Verletzte. López: "Wenn an einem Tag nur eine Person aufgespießt wird, sagen die Leute: Das ist ja langweilig. Wenn es aber fünf sind, dann heißt es: Das muss abgeschafft werden." Jeden Tag werden sechs andere Kolosse, 600 bis 700 Kilo schwer, zur Arena getrieben, wo anschließend die Kämpfe stattfinden. Der Erlös ist übrigens sozialen Zwecken gewidmet, auch der vom Verkauf des Stierfleisches.

Die Riesen von Pamplona
Die Buben trainieren schon früh für den Stierkampf. Bild: OÖN/lehn

Nach den Corridas ziehen andere Gigantes die Massen an: Riesige Puppen werden, begleitet von Kapellen, die alte baskische und navarrische Musik spielen, durch die Gassen getragen. Die Riesen sind bis zu drei Meter hoch, in historischen Gewändern. Der Mann, der in der Puppe steckt, muss bis zu 60 Kilo schleppen und zur Musik tanzen.

Heute feiern jedes Jahr im Juli bis zu zwei Millionen Menschen die Sanfermines mit. Denn vor fast 100 Jahren hat ein US-amerikanischer Trunkenbold namens Ernest Hemingway mit Freunden hier gefeiert und darüber den Erfolgsroman "Fiesta" geschrieben. Als er 1926 auf den Markt kam, war das der Beginn einer großen Schriftstellerkarriere. Und, mit kriegerischen Unterbrechungen, der Beginn des navarrischen Tourismuswunders. Hemingway wird mit Denkmälern geehrt. Hotels und Bars, in denen er sich aufgehalten hat, zeigen Devotionalien.

Auf Hemingways Spuren

Mittlerweile kommen aber das ganze Jahr über Touristen aus aller Welt, und zwar nicht nur Pilger, die auf dem französischen Jakobsweg hier durchwandern. Noch 750 Kilometer sind es bis zum Ziel in Santiago. Viele wollen das Flair der Altstadt einatmen und sich den kulinarischen Verlockungen hingeben.

Pintxo und Txikito sind die Schlagworte. Ersteres ist ein kleiner Happen, der mit einem Holzstachel (Pintxo) in die Hand genommen wird. Sagen Sie ja nicht Tapas dazu. "Das ist wie Essen in einem Restaurant mit Michelin-Stern, nur zu leistbaren Preisen", sagt die Tourismuschefin. Es gibt jedes Jahr einen Wettbewerb, der die Bar bzw. das Restaurant mit den kreativsten und besten Pintxos (sprich: Pintschos) krönt. Ein Preisträger ist das Irunazarras, wo neben traditionellen Bissen mit der scharfen Txistorra-Wurst, mit Schinken, Käse und Pilzen auch Kompositionen mit Meeresfrüchten, mit Lammcurry oder Leber serviert werden. Dazu gibt es ein Txikito, ein Gläschen Wein.

Das kleine Fermin-Fest

Weil ihnen der Besucheransturm zu viel geworden ist, feiern die Einheimischen heute auch ein kleines "San Fermin", San Fermin Txikito, Ende September, nur drei Tage, ohne Stiere, jedoch mit Umzügen, Musik, Essen und Trinken. Vergangenes Wochenende wurde wieder drei Tage lang in den Gassen geschlemmt, gelacht, gesungen und getanzt. Wo ist da eine Krise?", fragt sich selbst José Luis López. Das Gedränge war beängstigend.

Denn auch zum Fermin-Txikito kommen ebenfalls schon Touristen, angelockt auch von den vielen weltlichen und sakralen Denkmälern des alten Königreiches Navarra, das sich erst 1512 unter die spanische Krone fügen musste. Sieben Jahrhunderte war es unabhängig und schuf beeindruckende Paläste wie jenen von Olite, wie die Burganlage Cerco de Artajona mit monumentaler Wehrkirche. Hollywood drehte hier einen Robin-Hood-Film mit Sean Connery und Audrey Hepburn.

Die Riesen von Pamplona
Navarra bietet eine Vielzahl an historischen Bauwerken, hier im zauberhaften Olite. Bild: OÖN/lehn

Die frühe Christianisierung der römischen Provinz hinterließ beeindruckende romanische und gotische Kunst. Manche Kathedrale, etwa jene in Tudela am Ebro, liefert mit ihren Altären und Kapellen einen Streifzug von der Romanik bis ins überschießende Barock. Sie wurde nach der Vertreibung der Mauren auf den Grundmauern einer Moschee errichtet. Prunkstück ist das Hauptportal des Jüngsten Gerichts mit einem Heer an Steinskulpturen – leider sind derzeit Restauratoren am Werk.

Die achteckige, romanische Jakobsweg-Kirche in Eunate muss vom Gläubigen dreimal umrundet werden, dann heilen Knochenleiden. Im nahen Puente La Reina gefällt neben der namensgebenden alten Steinbrücke der Königin eine liebliche Altstadt.

Die Riesen von Pamplona
Romantik pur: Die Brücke der Königin aus dem 11. Jahrhundert gab dem Städtchen Puente la Reina den Namen. Bild: OÖN/lehn

Die Wüste des Nordens

Nicht umsonst nennt sich Navarra das Land der Vielfalt. Von den grünen Pyrenäen im Norden reicht es bis zur Halbwüste des Naturparks Bardenas Reales. Hier hat die Erosion von Wasser und Wind im Laufe von Jahrmillionen die Ebene ausgespült und bizarre Riesen stehen lassen. Der berühmteste wird "Burg der Erde" genannt. Auch an dieser Landschaft haben Hollywood-Regisseure Gefallen gefunden. Ein James-Bond-Film und eine Folge von Games of Thrones wurden hier gedreht. Die Giganten der Leinwand im kleinen Navarra.

Die Riesen von Pamplona
Castildetierra in der Halbwüste Bardenas Reales Bild: OÖN/lehn

 

Pamplona

180.000 Einwohner hat die Hauptstadt der autonomen Region Navarra. Die Altstadt ist ein riesiges Museum. Pamplona ist aber auch modern, mit Galerien, Theater und einem VW-Polo-Werk. Navarra ist stark agrarisch, von den Wäldern im Norden bis zu Ackerbau in der Mitte, Weinbergen und Gemüsefeldern im Süden.
Rote Paprika, gekocht und geschält, werden solo serviert und sind Leibspeise der Einheimischen.

Navarra ist ein Gemüseland: Spargel, Artischocken, Pilze, Zwiebeln, Mangold etc. prägen die Speisekarte, neben viel Fisch und auch Fleisch. Das Restaurant 33 in Tudela kocht seit 30 Jahren gemüsebetont, mit Rohstoffen aus eigenem Anbau. www.restaurante33.com

Prächtig nächtigen ist kein Problem: etwa im Grandhotel La Perla an der zentralen Plaza de Castillo in Pamplona, wo Ernest Hemingway residiert und vom Balkon aus den Stierlauf verfolgt hat. www.grandhotellaperla.com.

Die Paradores, staatliche Hotels in historischen Bauten, bieten in ganz Spanien feine Übernachtungen, etwa im Palast in Olite.

Information im Internet:
www.turismo.navarra.es
www.spain.info

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