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Die Königin der Osterinsel

Von Siegfried Weger, 25. November 2018, 13:41 Uhr
Die Königin der Osterinsel
Wai mit einem Österreichschurz vor den kolossalen Steinstatuen. Die Moai erinnern an wichtige Ahnen. Bild: Weger

Waitiare Kaltenegger Icka stammt aus Kössen in Tirol. Sie lebt auf der geheimnisumwobenen Osterinsel und ist für ein Jahr deren Königin.

Eigentlich heißt sie Ariki Waitiare Kaltenegger Icka. Aber ihre Freunde nennen sie nur Wai. Geboren wurde sie in St. Johann in Tirol. Aufgewachsen ist sie in Kössen. Und genau dort besuchen wir sie. Wai ist nämlich zu Besuch bei ihrer geliebten Oma. Der Anlass: Ihre Cousine heiratet – einen Rapa Nui. So nennen sich die Bewohner der Osterinsel, so heißt deren Sprache und auch die Insel selbst. Ehen zwischen Bewohnern Österreichs und der Osterinsel sind bei den Kalteneggers inzwischen Tradition. Begonnen hat dieser gelebte Kulturaustausch 1990 mit einer großen Liebe. Wir setzen uns an den Küchentisch, Wai erzählt, während die Oma am Herd das Mittagessen zubereitet. Es gibt Kasspatzeln.

Tiroler Wurzeln

Nikolaus Kaltenegger, der Vater von Wai, lernte auf einer Reise durch Chile die schöne Maria Icka Araki von der Osterinsel kennen und lieben. Bald wurde geheiratet. Die Flitterwochen verbrachte das Ehepaar in einer Höhle auf der Insel. Inzwischen gibt es drei Töchter: Iti, Kiana und Wai. Die ersten acht Lebensjahre lebte Wai inmitten der Bergwelt Tirols. Sie lernte Skifahren und Rodeln und genoss die Kochkünste ihrer Oma. Lieblingsspeisen bis heute: Tiroler Knödel, Kaiserschmarrn und eben Kasspatzeln. Aber plötzlich hieß es: Wir übersiedeln auf die Osterinsel. Wai sollte auch den mütterlichen Teil ihrer Familie und die Kultur der Inselbewohner kennenlernen.

Die Königin der Osterinsel
So sehen Monarchen aus: die Königin und ihr Krieger. Bild: Miguelangel G. Marvizon

"Ich hatte schon ein wenig Angst. Wie wird es in der neuen Schule sein? Wie werden mich meine neuen Mitschüler aufnehmen?", erinnert sich Wai. Die Sorgen waren unbegründet. Schon bald fühlte sich die neue Inselbewohnerin wohl. Sie liebte das Meer. Immerhin bedeutet Waitiare "Wasserblüte". Mit der Zeit erfuhr sie viel über die Geschichte ihrer neuen Heimat. Sie lernte, dass die Osterinsel ihren Namen vom Niederländer Jakob Roggeveen erhielt. Der Seefahrer landete dort am Ostersonntag im Jahr 1722. Seit 1888 gehört die Insel zu Chile, obwohl sie vom Festland 3500 Kilometer entfernt liegt. Gespannt lauschte die kleine Wai den alten Legenden ihrer Vorfahren. Immerhin stammt ihre Familie, die Ickas, direkt vom sagenumwobenen ersten König der Osterinsel ab – von Hotu Matua. "Auf Rapa Nui sind die alten Mythen noch lebendig. Das Leben und Denken ist sehr spirituell", erklärt Wai. Und dann erzählt sie von ihrer Wahl zur Königin. Aber Waitiare wurde nicht einfach Königin, weil sie von Hotu Matua abstammt. Sie musste sich den Titel hart verdienen.

Das große Fest

Einmal im Jahr findet das Tapati statt. Es dauert zwei Wochen, und es gibt Festessen und Wettkämpfe. Zwei Familien-Clans treten gegeneinander an. Es wird jeweils ein Paar ausgewählt, bestehend aus einer Königin (Reina) und einem Krieger (Aito). Es gibt Einzelbewerbe und solche, bei denen die gesamte Familie mithilft. Es gibt Pferderennen, Bananenschlitten-Rennen, Bewerbe im Sportfischen und Speerwerfen. Besonders schwierig: der traditionelle Triathlon ("Tau’a Rapa Nui"). "Man muss in Binsenkanus rudern, schwimmen und schließlich schwere Bananenbündel schleppen", erzählt Wai. Neben den sportlichen Kämpfen gibt es auch Wettbewerbe, bei denen die Inselkultur gepflegt wird. Wai musste traditionelle Tänze aufführen, alte Lieder singen, Muschelketten und Blumenkränze herstellen und Stoffe aus Pflanzenfasern herstellen. Beim Tingi Tingi Mahute zeigte sie, dass sie auch Kleider fertigen kann. Dazu musste sie Pflanzenfasern mit einer Steinwalze plattdrücken, bis daraus ein Stoff entstand. Besonders wichtig: die Kunst, Geschichten zu erzählen. Einmal anhand kunstvoller Körperbemalung. Und dann gibt es auch die Tradition des Kai-Kai. Dabei werden Ereignisse mit Schnüren dargestellt.

Die Königin der Osterinsel
Auch Speerwurf gehört zum Tapatifest. Bild: Miguel A. G. Marvizón

Für das Tapati half die gesamte Familie zusammen. Onkel Vivika, ein Rapa Nui, aber inzwischen in Kössen verheiratet, ist ein bekannter Schnitzer. Er reiste in seine alte Heimat und schnitzte in Rekordzeit beeindruckende Holzskulpturen. Auch Schwester Iti (21), die zurzeit eine Hotellehre im Stubaital absolviert, reiste an, um ihre Wai zu unterstützen. Und tatsächlich: Gemeinsam schafften sie es. Waitiare, die Wasserblüte, wurde zur neuen Königin der Osterinsel gekrönt. Die ganze Familie war stolz – der Rapa-Nui-Teil und der Tiroler Teil. Obwohl man die beiden Teile gar nicht mehr so einfach trennen kann, denn inzwischen sind schon etliche Familienmitglieder dem Vorbild von Nikolaus und Maria gefolgt. Es gibt jetzt schon fünf Rapa-Nui-Tirol-Paare.

Eine Königin mit Auftrag

Die Filmemacherin Wai hat die Filmakademie in Chile absolviert. Sie will die alten Insel-Legenden verfilmen, bevor diese vergessen werden. Zwei Filme gibt es schon. Der erste Film erzählt die Legende des Mädchens Uho de Uka, der zweite Film die Geschichte von Patu. "Der Film ,Rapa Nui‘ mit Kevin Costner hat viel dazu beigetragen, unsere Insel bekannter zu machen. Ich möchte mit meinen Filmen vor allem den Kindern und Jugendlichen der Insel die Schönheit unserer Kultur aufzeigen", sagt die Königin. "Aber ich möchte auch das Verständnis für unsere Kultur in der Welt vertiefen. Viele verstehen nicht, was ein Moai ist. Die Statuen erinnern an wichtige Ahnen und tragen deren Energie in sich."

Das Mittagessen ist fertig. Inzwischen sind auch die Eltern eingetroffen. "Wai muss nun Rapa Nui repräsentieren und die Osterinsel bewerben", sagt die Mutter stolz. Obwohl nur ein Teil der Familie anwesend ist, bemerkt man die Harmonie und die besondere Energie. Und Wai betont: "Der Sieg war nur möglich, weil die ganze Familie zusammengehalten hat."

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1  Kommentar
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Gugelbua (31.930 Kommentare)
am 25.11.2018 17:59

viel Spaß ich wünsche der Insel einen touristen Hype grinsen
so wie in Hallstadt

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