Der Beginn einer langen Fernsucht
Am Anfang stand ein Blick nach Casablanca. 35 Jahre später hat Motorradabenteurer Joe Pichler auf seinen Touren so viele Kilometer abgespult, als hätte er die Erde neunmal umrundet.
Es war ein Sommer in den frühen 1980er-Jahren. Der junge Bursch mit den langen blonden Haaren hatte seine erste Motorradtour im Ausland hinter sich. Von Salzburg nach Neapel auf einer einzylindrigen Enduromaschine. Am Abend saß Josef Pichler, den alle Joe rufen, hinter einem Achterl Rotwein und schaute auf seine Europa-Straßenkarte. Ganz unten war der Norden Afrikas noch drauf. Da kam ihm die Idee, doch einmal nach Casablanca, Marokko, zu fahren. "Im Jahr darauf bin ich zu einer Tour rund um die Welt aufgebrochen", sagt Pichler.
Seither ist der Elixhausner viel herumgekommen. Allein die Tourenkilometer außerhalb Europas summieren sich auf 340.000. Auf den meisten Etappen hat ihn seine Frau Renate begleitet, sie ist seit 31 Jahren in seinem Leben, seit 20 Jahren auf dem Sozius seiner Motorräder – ob es durch Afrika ging oder jüngst durch Zentralamerika und nach Kuba.
Reiseeisen aus Mattighofen
Die Pichlers schwören auf die Reiseeisen aus Mattighofen. Jüngst waren sie auf einer KTM 1090 Adventure R unterwegs. Es gäbe zwar noch eine größere Fuhre mit 200 Kubikzentimeter mehr und 160 PS, aber die ist auch schwerer. Vielmehr freut sich der Vielfahrer auf die Mittelklasse-Enduro mit 790 ccm, die bald auf den Markt kommt. "Ich tendiere zu leichterem Gerät. Es wäre geil, mit der eine Geschichte in Afrika zu fahren." Ja, genau. Pichler fährt eine Geschichte – erfährt das Land und erzählt dann darüber. Ein Zweijahresplan des Paares sieht ungefähr so aus: eine Reise über vier bis sechs Monate, dann zwei bis vier Monate Produktionszeit und dann eineinhalb Jahre Tour mit ihren Live-Reportagen durch die Vortragssäle. In prächtigen Farben und Tönen wurde schon von einer Kairo-Kapstadt-Tour berichtet, von einer Reise durch Asien, zum Amazonas oder durch Südamerika. Seit einer Weile ist man aus Zentralamerika zurück. 19.000 Kilometer sammelten sich auf dem Tacho – von Panama nach Mexiko. "Zuerst waren wir auf zivilisierten Straßen unterwegs", berichtet Pichler. In Costa Rica, dann Nicaragua und Honduras verändern sich die Bedingungen. Brücken? Fehlanzeige. In schwankenden Kanus muss die 300-Kilo-Fuhre übergesetzt werden.
Manchmal gibt es gar keine Straße, dann weichen die beiden an den Strand aus, auch wenn der nicht gerade einladend klingt: Moskitoküste. Hier sollte man nicht nur aus naheliegendem Grunde nicht absteigen, hier würde die Flut die Reisenden in arge Bedrängnis bringen, und vom Schwemmgut am Strand geht auch Gefahr aus. Es handelt sich oft um Pakete voller Drogen, die Schmuggler angesichts der U.S. Coast Guard ins Wasser geworfen haben. Wert: 50.000 Dollar und mehr. Die "Narcos" wollen das zurück. Touristen stören da nur ...
Dschungelabenteuer auf den Spuren der Maya wechseln mit einer abenteuerlichen Überfahrt nach Kuba bei hoher See ab. Die kommunistische Insel hat Pichler "recht spannend gefunden". Die Insel lebe "vom Mythos Che und Fidel", man dürfe sich aber nicht von den Hochglanzfotos der Reiseveranstalter täuschen lassen. Neben Havanna, dem Viñalestal und einigen Hotelresorts "gibt es das andere Kuba, von dem man nicht weiß, wie es trotz Embargo funktioniert".
Und wo treibt es die Pichlers nach der anstehenden Multivisionsvortragstour hin? "Noch habe ich keinen Plan", verrät Joe. Vielleicht wieder nach Afrika. "Ich bin ein Saharatyp", sagt er. Und vielleicht kommt er ja doch einmal nach Casablanca.
Termine: Zentralamerika & Kuba: 8. 3. Vöcklabruck Stadtsaal, 9. 3. Bad Ischl Pfarrsaal, 16. 3. Wels Stadthalle, 23. 3. Lembach Alfons-Dorfer-Halle. Beginn jeweils um 19.30 Uhr
Zur Person
Name: Joe Pichler (57), verheiratet mit Renate
Beruf: Abenteurer, Reiseschriftsteller, Fotograf, Filmer
Internet: www.josef-pichler.at
Kanada: Verliebt in die Weiten der Wildnis
Die Landschaft des Goldenen Steigs
Die Insel Amrum: Stille Idylle in der Zwischensaison
Der Reiz des Weitwanderns
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