Auszeit im "bayerischen Hochficht"
Sport und Wellness gehen in Sankt Englmar im Bayerischen Wald eine wohltuende Symbiose ein.
Ich bin ja der Einzige, der den Bagger fahren kann", schreit Franz Wagnermayr aus der Fahrerkabine des wuchtigen Schneeräumgefährts – und manövriert es geschickt durch die Schneemassen der engen Zufahrt seines Angerhofs. Der rüstige Senior ist der Eigentümer des familiengeführten 4S-Wellnesshotels im Bayrischen Wald. "Sonntags hab‘ ich keinen Hausmeister", antwortet er der staunenden Journalistin, "also mach ich es selbst".
So war er immer, selbst anpacken, sich für nichts zu schade sein. 1985 hat der gelernte Koch aus dem Innviertel im Heimatort seiner Frau Maria die 6000 Quadratmeter große Angerwiese gekauft. Mit dem Geld, das er bis dorthin in seinen Wanderjahren als Koch und mit einer Bar im Ort St. Englmar verdient hatte. "Wir haben beide ja nichts geerbt." So eröffneten die beiden ein kleines Hotel mit 13 Zimmern, den Angerhof. Als einer der ersten Touristiker erkannte er den Wellness-Trend und investierte. Dank seiner Fähigkeit zum unprätentiösen Netzwerken, seiner Geradlinigkeit und Hartnäckigkeit steigen bei ihm Gäste ab wie der bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, dessen Stellvertreterin Ilse Aigner und andere Politiker und Wirtschaftsbosse, die die persönliche Atmosphäre im unspektakulären Feriengebiet schätzen.
Aber auch das "gemeine Volk" darf sich in diesem Ambiente wohlfühlen. 2000 Quadratmeter Spa, Bade- und Beauty-Landschaft im Angerhof inklusive Salzstollen und Sole-Glasgrotte garantieren nach den zahllosen sportlich möglichen Aktivitäten winters wie sommers wirkliche Entspannung. St. Englmar – eine halbe Stunde nördlich des Autobahnkreuzes Deggendorf auf 900 Metern Seehöhe mit eindrucksvollem Blick in die Voralpen – gilt als ein Herzstück dieser Urlaubsregion, die dem oberösterreichischen Hochficht in Landschaft und Atmosphäre nahe verwandt ist. Im Winter bis überraschend lang ins Frühjahr hinein locken ein kleines Skigebiet (teuerste Tageskarte 22 Euro) samt Langlauf-Loipen und viele gut beschilderte (Winter)wanderwege.
Die Glasstraße
An touristischen Möglichkeiten mangelt es in diesem Eck Bayerns garantiert nicht. Die Geschichte der Glaserzeugung wird hier häufig wiederbelebt. Nahe der tschechischen Grenze liegt auf der bayrischen Seite des Böhmerwalds Arnbruck, das Weinfurtner Glasdorf, im Zentrum der "Glasstraße". Im Zellertal hat im Laufe der Jahre die Glaskunst ihre Wurzeln geschlagen. Rund 200 Fachleute, Künstler, Kunsthandwerker und Ingenieure vermitteln im Glasdorf das Wissen über diesen Werkstoff und spannen so kunstvoll den Bogen zwischen Tradition und Moderne.
Aber auch die Glashütte Eisch in Frauendorf schafft es, dass die Besucher Feuer und Flamme sind für das zerbrechliche Material. Die gläsernen Gärten von Frauenau gelten mit 30 gläsernen Großstatuen als der weltweit erste gläserne Skulpturenpark (frei zugänglich).
Pfingstritt der Extraklasse
Ein besonderes Highlight in Sachen Brauchtum ist der Pfingstmontag in Bad Kötzing, beziehungsweise im nahe gelegenen Dorf Steinbühl. Der um acht Uhr morgens beginnende Pfingstritt gilt mit mehr als 900 Reitern auf geschmückten Pferden und alten Trachten als eine der größten berittenen Bittprozessionen Europas.
Erlebnis-Card
Mit der Erlebnispluscard.de stehen touristische Attraktionen im ganzen Bayerischen Wald kostenlos oder ermäßigt zur Verfügung: Sommerrodeln, Kletterwald, Baumwipfelwege, Tierparks.
Preisbeispiel für den Angerhof in St. Englmar für Ostern: drei Übernachtungen im DZ für 378 Euro/Person inkl. Frühstück, Nachmittags-, Abendessen, 2000 m2 Wellness-Bereich