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Weil Hausärzte fehlen: "Immer mehr Arbeit für die Fachärzte"

Von Friedrich M. Müller, 17. Juli 2018, 00:04 Uhr
Weil Hausärzte fehlen: "Immer mehr Arbeit für die Fachärzte"
Der Orthopäde Franz Hummer Bild: privat

WELS. In Wels sind ab Herbst zwei Arztstellen unbesetzt – über die Ursachen dieser Entwicklung spricht der Orthopäde Franz Hummer

Selbst in den Gemeinden des Zentralraums fehlen Mediziner, erst Recht in ländlichen Regionen – die OÖNachrichten berichteten in der Vorwoche. Nach 27 Jahren als selbstständiger Orthopäde in Wels, versucht Franz Hummer (60) eine Erklärung für diese Entwicklung.

 

Welser Zeitung: Was sind für Sie die Ursachen des Ärztemangels?

Hummer: Mediziner fehlen, weil in den Spitälern die Arbeitszeit gesetzlich eingeschränkt wurde und mehr Personal notwendig ist, weil schon jetzt und in den nächsten Jahren noch mehr Ärzte in den Ruhestand treten, weil sich der persönliche Zeitaufwand in der Praxis vervielfacht hat.

Können Sie Letzters detaillierter erklären?

Die Menschen sind mündiger geworden, wollen mehr Information, Patienten werden durchschnittlich älter – sie sind also hilfsbedürftiger und erfordern von Medizinern mehr Zeit. Vor allem ist es aber die extrem überbordende Dokumentation. Jeder Akt muss so abgefasst sein, dass er auch gegen Klage bestehen kann.

Spielen auch Sprachprobleme eine Rolle?

Ja, wenn Patienten nur schlecht Deutsch sprechen, erhöht sich der zeitliche Aufwand einer Behandlung. In Wels beginnt sich zusätzlich eine Spirale zu drehen: Patienten wollen, dass ich ihnen auch Blutdruck-Medikamente verschreibe, weil sie keinen Hausarzt mehr haben. Die Arbeit wird immer mehr, uns geht die wichtige Grundversorgung für alle verloren.

Verursacht auch die Deckelung der Kassenverträge den Ärztemangel?

Bedingt, es gibt sogenannte "innere Limits": nur eine geringe Zahl von Behandlungen z. B. Akupunktur wird honoriert, selbst wenn ich mehr mache. Daher werden viele Kollegen Wahlärzte, die für ihre tatsächliche Leistung auch tatsächlich bezahlt werden. Bei uns kommt noch der "Gesamtdeckel": eine bestimmte Honorarsumme darf nicht überschritten werden.

Arbeiten Ärzte im Spital in einem "geschützten Bereich"?

Sie arbeiten 47 Stunden und erledigen in der Zeit auch die gesamte Dokumentation. Meine Ordination ist 40 Stunden offen, dann kommt die Bürokratie – weniger als 55 Stunden hat meine Arbeitswoche nie. Der Aufwand raubt uns Energie für unsere ureigenste Aufgabe.

Sind Gruppenpraxen eine Lösung?

Nur bedingt, weil sie ebenso einer Deckelung unterworfen sind und der administrative Aufwand nicht weniger wird. 70 Prozent der Kosten verursacht das Personal.

Sollen also Primärversorgungszentren eingeführt werden?

Wir brauchen ein gerechtes Honorarsystem. Die Primärversorgungszentren haben den großen Nachteil, dass Patienten immer von anderen Medizinern betreut werden – es entsteht keine Vertrauensbasis, die für Heilungsprozesse immens wichtig ist: Kenne ich die Lebenssituation des Patienten – erlebte er Schicksalsschläge wie Todesfall oder Scheidung –, kann ich anders reagieren. Ich erspare ihm möglicherweise eine Reihe von Untersuchungen wegen Beschwerden, die gar keine körperlichen Ursachen haben.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft Ihres Berufsstandes?

Die Arbeitsbelastung sollte so gehalten werden, dass es für junge Mediziner wieder attraktiv ist, eine Kassenpraxis – auch in Landgemeinden – zu führen. Es sollte uns allen klar sein, wie wichtig Bildung und ein gutes, gerechtes Gesundheitssystem für den sozialen Frieden im Land sind: Die niedergelassenen Ärzte sind ein wichtiger Teil davon.

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3  Kommentare
3  Kommentare
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spitalsarzt (541 Kommentare)
am 19.07.2018 16:17

1. Seit wann ist der Kollege nicht mehr im Krankenhaus tätig? - den Hausärztemangel dort anzusiedeln ist schon etwas dreist.
2. Öffnungszeit 40h?? Da kenne ich keinen einzigen Kassenorthopäden ...bitte Müller Friedrich recherchieren. Laut Doc-finder hat der Kollege 23h geöffnet - ist ja ok...warum kommt man im Interview dann auf das fast doppelte?
Fakt ist dass grad in Wels Basisversorgung immer mehr im Spital stattfindet - Stichwort Akutaufnahme - hier gehören Ärzte besser entlohnt, und nicht in der lukrativen Kassenordi plus Akupunktur und Magnetmattenbussln.

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essbesteck (6.034 Kommentare)
am 23.07.2018 17:31

Ein bißchen Luft schnappen und langsam bis 10 zählen.

Ein zweite Orthopäde bis zu seine Pensionierung in Wels hat ähnliche Arbeitspensum gehabt, wie Dr.Hummer obwohl auf der Tür nur 20 Stunde Ordinationszeit angeführt wurde - wie es der OÖGKK für §2 Ärzte als Mindenstordinatioszeit vorschreibt.
Mindestordinationszeit heisst, dass man mehr Arbeiten darf, jedoch nicht weniger und arbeitet man mehr, weil es Notwendig ist.

Basisversorgung im KH findet statt - aber natürlich. Ich weiss wovon ich spreche, ich komme aus Ungarn. Wir (ehemalige Ostblockler) haben nur Ambulanzen gekannt und genau deswegen geht der immer mehr werdende Bevölkerungsschicht in Österreich dorthin, was man kennt. Alles klar?

"Lukrativen Klassenordi"- ich will Dich nichtmal aufklären was das heisst. Mach ein Ordination auf und erwirtschafte zuerst die Ordimiete dann die löhne der Mitarbeiterinnen und die monatliche Ratenzahlung für die Schulden (Ordienrichtung, Geräte...)

Die sind auch Fakten, Spitalsarzt.

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oldcharly (2.292 Kommentare)
am 17.07.2018 10:04

Gratulation an die OÖGKK, Hauptsache deren Mitarbeiter schieben die große Kohle ein . Es fehlen doch eh NUR 20 Praktische Ärzte in O.Ö.
Kann man da nicht diese Chefärzte in den Niederlassungen welche das WORT Arbeit nicht kennen zu anderen Tätigkeiten zwingen den diese schieben die KOHLE wirklich nur fürs NICHTS TUN ein.

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