Rehkitz Rosi lockt Urlaubsgäste auf Ferienhof
SCHLÜSSLBERG. Mitte Mai fanden Ernst und Traude Roithinger ein einsames Bambi in der Nähe ihres Vitalhofes in Schlüßlberg.
Im Frühling staunte das Ehepaar Roithinger nicht schlecht, als es das mutterlose, erst ein bis zwei Tage alte Bambi fand. Es lag eines Morgens im Mai vor dem Zaun des Grundstückes und machte durch lautes Fiepen auf sich aufmerksam. Die drei Katzen des Hofes hatten sich als Erste neugierig um das junge Reh versammelt, ohne es jedoch in irgendeiner Art und Weise zu verletzen.
Nach Rücksprache mit dem zuständigen Jäger gaben Ernst und Traude Roithinger dem Muttertier bis zum Abend Zeit, zu seinem Kitz zurückzukehren. Schließlich nahmen sie sich nach etlichen Stunden des völlig entkräfteten und noch immer verlassenen Rehkitzes an und kümmern sich seither darum.
"Als wir es fanden, wog das Kitz nur 1,2 Kilo und musste alle zwei bis drei Stunden mit einer Aufzuchtmilch für Lämmer aus der Flasche gefüttert werden. Auch nachts", schildert Ernst Roithinger, der diese Aufgabe vorwiegend übernahm und den das auf den Namen Rosi hörende Reh seitdem als Muttertier ansieht.
Rosi hält ihre "Eltern" auf Trab
Mittlerweile erhält das etwa neun Wochen alte und zehn Kilo schwere Reh nur noch wenige Male am Tag eine Flasche Milch. Es frisst nun bereits Äpfel und Kirschen aus dem Garten sowie, zum Leidwesen der Hausherren, auch die Rosen mitsamt den Blüten.
Rosi springt den ganzen Tag über ausgelassen durch den Garten und kommt angelaufen, wenn sie ihren Namen hört oder hungrig ist. Die Zieheltern stellen es ihrem Schützling frei, zu kommen und zu gehen, wann er will. So tobt das Kitz in der angrenzenden Wiese und im Maisfeld nach Herzenslust.
Nur das Betreten des Hauses ist dem Tier nicht erlaubt. Deshalb verbringt Rosi die Nächte und regnerischen Tage am liebsten in dem für sie gezimmerten Unterstand aus Holz, Zweigen und Laub im Garten. An diese Unterkunft konnte sie sich allerdings erst nach einigen Schwierigkeiten gewöhnen. "Wir mussten ein Kleidungsstück von mir in das Versteck legen, um Rosi dazu zu bringen, dort drinnen zu schlafen", erzählt der Besitzer des Vitalhofes.
Rehkitz als Besucherattraktion
Die Gäste des Vitalhofes inmitten idyllischer Felder und Hügel kommen aus ganz Österreich, um ihren Urlaub in einer der vier Ferienwohnungen zu verbringen. Ein paar Besucher reisen sogar aus weiter entfernten Ländern wie Schweden an.
Besonders die Kinder der Gäste lieben den neuesten Familienzuwachs. Sie versuchen vorsichtig, sich dem Bambi zu nähern, und manchmal gelingt es sogar dem einen oder anderen, es zu streicheln.
"Seit Rosi auf dem Hof lebt, erwähne ich sie in Buchungsanfragen. Das sorgt immer für schnelle Zusagen", sagt Traude Roithinger und lacht.
Zudem freundete Rosi sich mit den Katzen des Hofes an. Gegenseitig jagen sie sich spielerisch durch den Garten. Lediglich Hunde verschrecken das Reh schnell, was auch nötig ist, wenn es schlussendlich als ausgewachsenes Tier eigenständig im Freien überleben soll.
Kurzer Blick in Rosis Zukunft
"Die Rosi hatte bisher keinen Kontakt zu Artgenossen. Es wäre interessant zu sehen, wie sie darauf reagiert", meint Traude Roithinger.
Sie und ihr Ehemann gehen davon aus, dass ihr kleines Reh den Winter bei ihnen verbringen wird. Danach wird es sich im Frühjahr voraussichtlich auf der Suche nach Artgenossen und einem Bock in die Wildnis aufmachen.
Bis dahin genießt die Familie jedoch die gemeinsame Zeit mit ihrem aufgeweckten Schützling, der ihr offensichtlich bereits sehr ans Herz gewachsen ist.