FP hält nach "Mein Kampf"-Lektüre weiter an Gschwandegger fest
WAIDHOFEN. Der Spitzenkandidat der Blauen zur Gemeinderatswahl in Waidhofen nannte Hitlers Festungswälzer als sein zuletzt gelesenes Buch.
Josef Gschwandegger hat nichts Verbotenes getan, und die "unfassbaren Menschheitsverbrechen und Gräueltaten der hinter diesem Buch stehenden Ideologie" lehnt er "zutiefst" ab. Mehr hat der FP-Spitzenkandidat für die Gemeinderatswahl am 30. Jänner nicht zu sagen, weshalb er gestern sein Handy ausschaltete.
Weniger fein gedrechselt waren die Worte für einen Word-Rap, zu dem die "Bezirksblätter" den blauen Listenführer ebenso wie alle anderen Rathauskandidaten einluden, die Antwort war eher plump: "Das muss wohl ,Mein Kampf’ gewesen sein", beantwortete er die Steckbrieffrage nach jenem Buch, das er zuletzt gelesen habe. Weil die Antwort klang, wie wenn es sich bei Hitlers Festungswälzer um eine ganz normale Lektüre handle, brach in den sozialen Medien ein Sturm der Empörung über Gschwandegger herein. Dieser hätte die Gelegenheit bekommen, die Dinge ins rechte Lot zu rücken. Aber bei einer Nachfrage des Lokalblattes fiel ihm nur ein: "Ich habe ,Mein Kampf’ schon vor längerer Zeit gelesen. Ich lese generell wenig, vielleicht ein Buch im Jahr."
Danach drehte er im Einklang mit der Landesparteileitung den Spieß um. Über ihn, Gschwandegger, seien "Falschmeldungen" verbreitet worden, man habe "wieder einmal eine Woche vor einer Wahl in Niederösterreich mit Dreck" geworfen, um die Bürger von den "tatsächlichen Problemen – Stichwort Coronachaos – abzulenken".
Die anderen Rathauspolitiker, an der Spitze Bürgermeister Werner Krammer (VP), widersprachen einer Umkehr der Opferrolle heftig: "Tut mir leid, Josef Gschwandegger: ‚Mein Kampf’ als zuletzt gelesenes Buch geht gar nicht", postete Krammer auf Facebook, wo der Kapitän der Piratenliste "FUFU", Martin Dowalil, dem FP-Mann ausrichtete: "Hoffentlich müssen wir uns nicht mit dir im selben Sitzungszimmer wiederfinden!" Vizebürgermeister Armin Bahr (SP) bemühte in einem Zitat Bruno Kreisky: "Lernen S’ Geschichte!" "FUFU"-Spitzenkandidat und Stadtrat Dowalil sprach von einem "dummen Sager" und einer "Prahlerei" Gschwandeggers, die man als Signale an Rechtsradikale deuten könne. Strafbar ist die Lektüre von "Mein Kampf" jedenfalls nicht. Seit 2016 gibt es eine mit aufklärenden Historikerkommentaren versehene Fassung des Buches des "Führers".