Auch Hallstätter Hotelbetreiber sehen im Massentourismus eine große Gefahr
HALLSTATT. Monika Wenger vom Hotel Grüner Baum fordert einen "verträglichen Qualitätstourismus".
In der berühmten Weltkulturerbegemeinde am Fuß des Dachsteins gärt es. Die 758 Bewohner fühlen sich von mehr als 600.000 Tagesbesuchern pro Jahr überrollt. Jeder weiß, wie wichtig der Tourismus für den Ort ist. Für die Menschen, die hier leben, bedeutet er aber auch einen hohen Verlust an Lebensqualität. Dass die Medien das Dilemma gierig aufgreifen und Hallstatt zum Musterbeispiel für die Auswüchse des Massentourismus erklären, macht die Sache für die Menschen im Ort nicht einfacher.
"Wir sind nicht gespalten"
Zuletzt schlug ein TV-Beitrag in der ORF-Sendung "Am Schauplatz" hohe Wellen. Die Hotelbetreiberin Monika Wenger kritisiert, dass der Film den Eindruck erweckte, der Ort sei gespalten in Opfer (Bevölkerung) und Profiteure (Hoteliers, Gastronomen). "Wir, die Hallstätter Betriebe und Gewerbetreibenden, sehen im Massentourismus ebenfalls eine Gefährdung und unterstützen diesen daher nicht", erklärt Wenger. Stattdessen fordern Wenger und ihre Mitstreiter im Verein "Hall-Statt-Marketing" einen "verträglichen Qualitätstourismus". Den Weg dahin wolle man "gemeinsam mit der Bevölkerung erarbeiten".
Wenger begrüßt die Entwicklung eines neuen Verkehrskonzepts, schlägt darüber hinaus aber auch vor, Reisegruppen zu beschränken. Diesen sollte es nur noch zwischen November und April möglich sein, ohne Reservierung Leitbetriebe wie das Salzbergwerk, die Schifffahrt oder Hotels und Restaurants zu besuchen. Der Verlust an Einnahmen für die Gemeinde (Parkgebühren, Toilettengebühren) dürfe kein Argument sein, restriktive Maßnahmen zu setzen.
SP-Bürgermeister Alexander Scheutz, mittlerweile ein international gefragter Referent in Sachen Massentourismus und Auswirkungen, begrüßt jeden Diskussionsbeitrag. Bauchweh bereitet ihm nur der oft gehörte Vorschlag, das Problem einfach über höhere Preise – beispielsweise bei den Parkgebühren – zu lösen. "Als Sozialdemokrat tut mir das Herz weh, wenn wir damit weniger wohlhabende Menschen praktisch aussperren", sagt er.
Über den ORF-Beitrag war der Bürgermeister auch nicht zu 100 Prozent glücklich. "Die Aussage, die Einheimischen hätten in der Gastronomie nicht einmal mehr Platz für einen Stammtisch, stimmt einfach nicht. Es gibt Stammtische bei uns", sagt er. "Es hat mich auch ein wenig gestört, dass die Hallstätter Jugend überhaupt nicht zu Wort kam. Da entstand der Eindruck, hier leben nur noch alte Menschen. Dabei haben wir derzeit durchaus wieder einen Zuwachs bei der Jugend."
Ich sehe eher eine Gefahr, das der Berg ungeregelt runterkommt.
Das sich Hoteliers Sorgen machen, das ist ja nicht neu, es geht aber eher um Heu.