Notzeit für das Wild: Warum Gämse, Reh und Hirsch jetzt Ruhe brauchen
HINTERSTODER/LINZ. Lawinengefahr und Nahrungsmangel machen den Tieren das Überleben schwer.
Seit sich der Schnee im Gebirge halbwegs gesetzt hat, wagen sich vereinzelt wieder die Gämsen im Revier von Herbert Sieghartsleitner in Hinterstoder aus ihren Einständen. Mit dem Spektiv kann sie der Bezirksjägermeister von Kirchdorf gut beobachten. Und ihre verzweifelte Suche nach Nahrung.
Auf 1500 Meter liegt der Schnee derzeit noch drei Meter hoch. "Da sieht man keine einzige Gamsfährte", sagt Sieghartsleitner. "Aber wo der Wind den Schnee schon teilweise ausgeweht hat, scharren sie jetzt nach vertrockneten Grasbüscheln, Moos und Flechten." Scharren, fressen, ruhen – und lauschen. Nach dem Knacken und Brechen der Lawinen. Ein Vabanquespiel auf den Hängen: Nur erfahrene Muttertiere wissen es zu deuten und bringen sich rechtzeitig in Sicherheit. Doch unter Jungtieren und geschwächten Alttieren hält der Tod jetzt reiche Ernte. "Wie viele umgekommen sind, zeigt sich erst, wenn im Frühjahr das Gelände ausapert", sagt Sieghartsleitner. Dann wartet auf Fuchs und Adler ein Festschmaus.
Bis zu drei Wochen können Gämsen fasten. Sie ziehen sich in geschützte Gräben und Schluchten und in den Hochwald zurück. Die Futterstellen für die Rothirsche nehmen sie selten an, lieber warten sie auf bessere Zeiten.
Was sie jetzt brauchen, ist Ruhe: Auf ein paar Quadratmeter beschränkt sich ihr Bewegungsradius. Da wird jeder Tourengeher, Variantenskifahrer und Paragleiter zum Todesboten. Unter Aufbietung der letzten Kräfte flüchten die Gämsen panisch durch den Tiefschnee. Bis zur Erschöpfung.
Auch Reh und Hirsch brauchen jetzt Rücksichtnahme, um durch den Winter zu kommen: "Ihre Körperfunktion läuft auf Sparflamme", sagt Christopher Böck, Geschäftsführer des Landesjagdverbandes. Wird das Wild dann in Gebieten, wo es Ruhe sucht, aufgescheucht, muss es die Kraftreserven aufzehren. Der Lärm von Liften und Pisten stört es aber nicht: Dort hält es ohnehin Abstand.
OÖN-TV:
Rücksicht beim Routenplanen
Abstand halten: So lautet auch der Appell des Wildbiologen an Wintersportler vor allem in den Tiefschneegebieten des Mühlviertels und südlichen Berglands.
Sie nutzen jetzt die mühsam von den Jägern freigeschaufelten Wege – und die führen genau zu den Wildfütterungen: "Deshalb ersuchen wir, sich bei der Routenplanung mit dem Bezirksjägermeister abzusprechen", sagt Böck. In Ruhe lassen gilt auch für die Wildschweine. Ihnen macht der Tiefschnee ansonsten nichts aus, zumal sie sich im Herbst durch das Überangebot an Eicheln und Bucheckern eine dicke Fettschicht zulegen konnten.
Jetzt sind sie in Paarungsstimmung. Genauso der Fuchs, der durch helles Bellen die Weibchen anlockt. Doch auch er macht jetzt schwere Zeiten durch.
Zwar kann er durch sein exzellentes Gehör Mäuse bis zwei Meter unter dem Schnee orten. Doch dort sind sie für ihn außer Reichweite und können sich ungestört auf dem Boden unter der Schneedecke an Samen laben. "Schaut ganz danach aus, dass wir heuer eine Mäuseplage bekommen", sagt der Gmundner Naturbeobachter Heinrich Metz.
Vor seinem Haus ist der Schnee schon fast weg. Dafür wachsen Maulwurfshügel. Er schließt daraus auf eine längere Kälteperiode: "Denn die Regenwürmer ziehen sich vor der Kälte tief in den Boden zurück, und die Maulwürfe müssen immer mehr Erde herausschaufeln, um sie zu erwischen."
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Der Mensch hat durch Zersiedelung und Straßenbau dem Wild die natürliche Möglichkeit genommen bei solchen Extrembedingungen in gemässigtere Gebiete auszuweichen, deshalb muss er jetzt auch dafür sorgen dass es überleben kann.
Die Thujenhecken werden den Mgen der Wiederkäuer nicht sonderlich bekömmlich sein, die Meisenringe sind mit Plastik ummantelt, u. die Hundemeute erledigt den Rest.
Das Silofutter der Agrarier ist aber auch nicht erste Wahl.
quo vadis ...
Die Herrschaften der Bundesforste klatschen angesichts der derzeitigen Notlage für das Wild in ihren geschützten Büros ( damit meine ich nicht Schutz vor den Wetterbedingungen) sicher heftigen Beifall und sind in Jubel über diese Verluste verfallen. Dachverband wo bleibst du ???
nicht nur Tiere auch viele Menschen sind arm dran und haben niemand der sich wirklich kümmert.
wenn mir eine bekannte Mobile Pflegerin erzählt wie die Situation teilweise bei zu pflegenden Menschen vor Ort ist wo Sie zwei mal täglich hinkommt dann fragt man sich schon ob das wirklich in Österreich ist.
da sind natürlich ein Theatervertrag und neue Wanderwege oder ein Sauschädel viel wichtigere Themen.
Diese Menschen haben mit ihrer Arbeitskraft das Land mit aufgebaut nach nicht so rosigen Zeiten und dann überlässt man sie einfach ihrem Schicksal.
da gäbe es genügend Handlungsbedarf
Was schlägst du KONKRET vor?
In meiner Jugend gabs halt noch die Großfamilie (mit Licht und Schatten).
Mich hat der Artikel über das Wild im Winter interessiert. Nun werden ja speziell auch Winterfütterung (wenn diese möglich sind) durchgeführt. Aber wäre der "natürliche" Tod für Wild nicht besser? Vielleicht kann ein Fachmann diese Frage in diesem Forum beantworten.
Fachmann? Wer ist Fachmann für Sterben?
Was die Tiere und auch der Mensch ist eines brauchen ist RUHE.
Jedes Jahr die selben Berichte.
Bin mir sicher es gibt über Schicksale in OÖ
etwas zu berichten.
Warum wird nicht berichtet,
was in OÖ schief läuft überall?
Ausser Politisch befohlene Berichte
und 08/15 Widerholungs Berichte
jedes Jahr keine Recherche mehr?
Den Österreichern ist mehr zuzutrauen.
Ich finds eigentlich recht angenehm, bedonders Morgens, die Verhaltensdarstellungen anderer Spezies und nicht nur die Menschliche. Sorry
..."Warum wird nicht berichtet,
was in OÖ schief läuft überall?"....
Find ich auch - ein ausführlicher Bericht über Sozialhängemattenschauckler und Amokfahrer wäre sicher auch in Ihrem Interesse - oder?
Reh und Hirsch sind in ihrer Singularität Stellvertreter für ihre Art, vielleicht „für alle Tiere des Waldes“.
Dann könnte auch die Gams, die wohl am meisten gefährdet ist, als solche dastehen.