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Griechen und Pharaonen im früheren Herrenbad

Von René Jo. Laglstorfer, 09. August 2017, 02:31 Uhr
Griechen und Pharaonen im früheren Herrenbad
"Mein Stahltor hält schon seit 50 Jahren stand und wird noch einmal so lange halten", prophezeit Heinrich Madlmayr. Bild: Rejola

GRAMASTETTEN. Aus unserer Serie "Ferien dahoam": Am 15. August feiert das Rodlbad Gramastetten seinen 50. Geburtstag – Seine Ursprünge liegen viel weiter zurück.

"Die arbeiten ja noch wie bei den Pharaonen", rief ein Schaulustiger, als eine Gruppe von jungen Idealisten 1965 begann, riesige Granitblöcke in der Rodl mit Hilfe von Holzpfosten händisch wegzurollen.

Zuvor fand im neuen Schwimmbad des benachbarten Waxenberg eine Feuerwehr-Übung statt, bei der sich die Brüder Hans und Heinrich Madlmayr ärgerten, dass es in ihrer Heimatgemeinde Gramastetten nicht auch so ein schönes Freibad gibt. Nach dem sonntäglichen Gottesdienst beschloss Heinrich, damals 24 Jahre alt, während der traditionellen "Elfi-Mess" am Stammtisch des Gramastettner Kirchenwirtes: "Wir müssen uns selbst ein Bad bauen." Noch am selben Tag fand mit fünf weiteren Mitstreitern ein erster Lokalaugenschein statt.

Seit die Gegend um Gramastetten besiedelt ist, dürfte die Rodl zum Baden genutzt worden sein. Mündlich überliefert ist, dass es an den beiden Enden des heutigen Rodlbades schon um das Jahr 1900 zwei nach Geschlechter getrennte Badetümpel ohne Sichtverbindung gegeben hatte: das Damen- und das Herrenbad. Dabei galt das Baden in ländlichen Gegenden lange als unmoralisch. Noch 1934 rügte die Gemeinde Gramastetten eine Frau und drohte ihr mit gesetzlichen Zwangsmaßnahmen, weil sie von ihrem Haus in Rodlnähe im Badekostüm zum Fluss gegangen war.

Griechen und Pharaonen im früheren Herrenbad
So sah die Badestelle früher aus Bild: privat

So sah die Badestelle früher aus

Um einen Doppelliter gewettet

"Zu Beginn der Bauarbeiten für das Rodlbad hatte es viele Widerstände und nur wenige Helfer gegeben. Viele sagten, das nächste Hochwasser reißt sowieso alles wieder weg, schade um das Geld", erzählt Heinrich Madlmayr (76). Händisch wurde eine Zufahrtsstraße gebaut, um Zement und Schotter zur Rodl-Baustelle zu bringen. 10.000 Schilling bewilligte der Gramastettner Gemeinderat damals für das Bauvorhaben. Gleich im ersten Jahr wurde das Budget um 70.000 Schilling überzogen.

"Als das Bad allmählich Formen annahm, stieg der Glaube an den Erfolg. Viele Menschen, die ursprünglich ihre Zweifel hatten, waren begeistert", erinnert sich Hans Madlmayr (82) über den Zulauf an freiwilligen Arbeitern auch von anderen Orten. Sein Bruder war Schlosser und fertigte das stählerne Tor, das von 18 Männern zur Rodl getragen wurde. "Wenige konnten sich vorstellen, dass unser Plan aufgeht."

Griechen und Pharaonen im früheren Herrenbad
Die "Gründerväter" des Rodlbades: Heinrich (l.) und Hans Madlmayr.

Die "Gründerväter" des Rodlbades: Heinrich (l.) und Hans Madlmayr.

Entsprechend groß war der Jubel, als nach zweijähriger Bauzeit das Rodlbad 1967 erstmals geflutet wurde und eine etwa 100 Meter lange Schwimmfläche entstand. "Ich hatte um einen Doppelliter Bier gewettet, dass das steinerne Becken innerhalb von einer Stunde voll sein wird – und gewonnen", sagt Heinrich Madlmayr und schmunzelt.

Heute bleiben die Stammgäste im Bad, bis es finster wird. "Das Rodlbad ist so nah, kostet nichts und bietet trotzdem alles, was man braucht. Meine drei Söhne und ich sind fast täglich hier", sagt Christine Rohrmanstorfer (41) aus dem Nachbarort Eidenberg. Aus Griechenland reiste die gebürtige Ottensheimerin Claudia Holly (46) mit ihrer fünfköpfigen Familie an. Sie findet es toll, dass es trotz der zahlreichen Besucher im Bad so ruhig und idyllisch ist. "Wenn es hier so viele Griechen wie Österreicher gäbe, wäre es um ein Vielfaches lauter", lacht die Auswanderin, die seit 16 Jahren auf Kreta lebt. Noch bis Ende August hat das Rodlbad Saison. Am 1. September muss das Schleusentor geöffnet werden. Das ist mit der Starhemberg’schen Forstverwaltung so ausgemacht, damit die Fische zum Laichen flussaufwärts wandern können.

Für die Zukunft des Rodlbades haben die Brüder nur einen Wunsch: "Während der Bauarbeiten haben wir den vielen Freiwilligen versprochen: Das Rodlbad wird in aller Zukunft von allen Menschen kostenlos benutzbar sein. Dieses Versprechen soll auch für künftige Generationen gelten."

 

Die OÖN haben sich bei den Besuchern umgehört: 

"Das Rodlbad ist mein Lieblingsbad: Ich kann von der Brücke springen, es gibt kein Chlorwasser, aber dafür einen Wasserfall." - Gregor Rohrmanstorfer (9), Eidenberg

Griechen und Pharaonen im früheren Herrenbad
Gregor Rohrmanstorfer (9), Eidenberg

 

"Mit dem dahinplätschernden Fluss ist das Rodlbad ein beruhigendes Naturerlebnis. Wir werden wieder kommen." - Johann (32), Jonas (1) und Sandra Hirsch (30) aus Stadt Haag (NÖ)

Griechen und Pharaonen im früheren Herrenbad
Johann (32), Jonas (1) und Sandra Hirsch (30) aus Stadt Haag (NÖ)

 

"Die Rodl ist bei uns jetzt stolze 20 Grad warm. Das Bad ist einfach ein Paradies für Kinder." - Margarete Madlmayr (67), Frau des Gründers Heinrich, organisiert das Geburtstagsfest

Griechen und Pharaonen im früheren Herrenbad
Margarete Madlmayr (67), Frau des Gründers Heinrich, organisiert das Geburtstagsfest

 

Das Geburtstagsfest: Am Dienstag, 15. August, wird im Rodlbad der 50. Geburtstag gefeiert: Ab 11 Uhr findet ein Frühschoppen statt, um 14 Uhr werden die fünf noch lebenden Gründerväter des Rodlbades geehrt. Zudem werden Brückenklettern, Volkstanzen und ein Kinderprogramm geboten.

Viele Schaulustige wird wohl das Dirndlspringen anlocken. Jeder Sprung von der Brücke im Dirndl wird mit einem Preis belohnt.

 

 

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