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"Fühlt es sich nicht gut an, dann verändere dich"

Von Thomas Fellhofer, 16. August 2018, 04:41 Uhr
"Fühlt es sich nicht gut an, dann verändere dich"
Ein alter Mercedes und ein Wohnwagen waren die neue Heimat der Mühlviertler Musikerin. Bild: privat

GALLNEUKIRCHEN. Ein Kindermusical und ein Buch sind die neuesten Werke der Mühlviertler Musikerin Birgit "Jampa" Springer.

"Wir haben alles an Besitz verkauft, bis auf ein paar Erinnerungsstücke. Nachdem mein Bruder gestorben war, konnte ich nicht mehr dort anknüpfen, wo ich einmal stand", erzählt die Mühlviertler Musikerin Birgit Springer, Fans besser bekannt als Jampa. Mit Musik versuchte sie den Verlust ihres Bruders zu überwinden. Dennoch spürte sie, dass sie raus musste, raus aus Gallneukirchen, raus aus dem Mühlviertel, um die Welt zu sehen. "Eingefahrene Werte und Muster, die vorgeben, wie wir zu leben haben, die wir von unserer Familie, unseren Mitmenschen und unserer Gesellschaft aufgebürdet bekommen, musste ich immer wieder und wieder überdenken und plötzlich war vieles nicht mehr vertretbar", erinnert sich die Musikerin an die Zeit des inneren Widerstreits.

Als ihr Bruder ein paar Stunden bevor er starb erzählte, dass er am liebsten auf einem Berg gelebt hätte, wusste sie: "Wir haben nicht so lange Zeit, um es zu verstehen, entweder packen wir unseren Mut oder bleiben Schauspieler unseres eigenen Lebens mit einem miesen Drehbuch."

Also fuhr sie los – mit ihren drei Kindern und dem Freund. Ein alter Mercedes und ein Wohnwagen waren ab sofort die Adresse der Familie. "Bevor wir eine Reise ohne Plan angingen, kam ein Angebot von einem Produzenten, nach Berlin zu kommen. Er fand mich interessant und wollte mit mir arbeiten, sobald wir wieder zurück sein würden. Ich wusste aber nicht, wann das sein würde", erzählt Jampa. Sie wusste damals auch nicht, wie schwer es werden würde. Denn unterwegs sollte sie Lieder schreiben, die aus ihrem tiefsten Herzen kommen.

"Fühlt es sich nicht gut an, dann verändere dich"
Der Musik will die Mühlviertlerin treu bleiben, vielleicht mit neuem Künstlernamen und einem neuen Stil. Bild: privat

Der Musik will die Mühlviertlerin treu bleiben, vielleicht mit neuem Künstlernamen und einem neuen Stil.

Ängste kennenlernen

Aber das Leben sah anders aus. Das Geld wurde knapp und der Druck, schöne Lieder zu schreiben, immer größer. "Ich musste lernen, meine Ängste zu überwinden oder in den Griff zu bekommen."

Die Reise ging ein halbes Jahr. Jampa und ihr Freund arbeiteten auf einer Ziegenfarm in den Alpen Frankreichs, besuchten unzählige Museen, Schlösser und Sehenswürdigkeiten, erlebten den Frühling am Strand in Montpellier. Dort bastelten sie aus den angeschwemmten Muscheln, Holz und Glasstücken schöne Dinge und verkauften sie auf dem Markt. "Wir versuchten den Kindern die Welt näherzubringen, die Menschen, die Vielfältigkeit und all die Möglichkeiten. Lernen, Wohnen, Essen, Trinken, Arbeiten: Leben – alles ist auch anders möglich, es sollte sich nur immer gut anfühlen und wenn es sich nicht mehr gut anfühlt, dann verändere dich – sooft du kannst", war die Devise der jungen Familie.

Die Veränderung kam dann auch: Nachdem Freund Raphael auf einem Campingplatz gärtnerte und sie mit ihrer Tochter in einer englischen Bar in Spanien arbeitete, war der Zeitpunkt, zurückzukehren, näher gerückt. Aber nicht nach Österreich, sondern nach Berlin. Mit im Gepäck hatte die Mühlviertlerin viele neue Lieder.

"Fühlt es sich nicht gut an, dann verändere dich"
Mit der Familie brach Jampa auf und ließ alles hinter sich. Bild: privat

Mit der Familie brach Jampa auf und ließ alles hinter sich.

Doch dann kam wieder alles anders als geplant. Der Produzent wollte Kindermusik. Damit konnte die Mühlviertlerin nicht viel anfangen: "Ich war verletzt, denn er hatte sich kein einziges meiner Lieder angehört, die ich auf meinen Reisen schrieb. Als wir die nächsten Schritte besprachen, fühlte sich vieles verkehrt an. Warum sollte ich meinen Kindern beibringen, dass sie stets auf ihren Bauch hören sollten, und dann selbst kein gutes Vorbild sein?" Alte und neue Ängste stiegen hoch und Enttäuschung kam hinzu. Das Leben in Berlin war zu Beginn hart und als die Familie dachte, nichts läufe richtig gut, wurde der zweieinhalbjährige Sohn krank und wäre beinahe gestorben. "Dann wurde uns allen wieder klar: Es kommt nicht darauf an, was für ein Auto man fährt, welche schulische Ausbildung man vorzuweisen hat, wie viel Geld auf dem Konto ist, wie viele Erfolge man gefeiert hat. Es geht um Liebe! Leben ist Liebe und wenn wir uns das immer vor Augen halten, dann fühlt sich alles richtig und gut an." Daraufhin begann Birgit "Jampa" Springer, ein Kindermusical zu schreiben, und auch ein Manuskript für ein Buch gibt es schon. Heute bezeichnet sie es als die schönste Aufgabe in ihrer bisherigen musikalischen Laufbahn, die ohnehin eine Berg- und Talfahrt war.

"Es steckt all meine Liebe drin"

Nun arbeitet sie in Berlin – das ihr mittlerweile ans Herz gewachsen ist, mit einer Agentin zusammen, um das Musical auf die Beine zu stellen. Auch ein Verlag für das Buch muss noch gefunden werden. "Ich weiß nicht, was daraus wird, ob es ankommt oder nicht, ich weiß nur, dass darin all meine Liebe steckt, es echt ist und ich aufgeregt bin, wie es sein wird", freut sich die Weltenbummlerin aus Gallneukirchen.

Vom Schlummerdorf in die Welt

Es geht um ein Mädchen, das in Schlummerdorf aufwuchs, einem verschlafenen Ort, wo die Menschen nicht verstehen, dass es da draußen noch mehr gibt. Das Mädchen hat es sehr schwer, denn es ist völlig anders, aber es findet einen Schatz und bereist daraufhin die Welt. Ihr Name ist Tula und das Stück wird "Tulas zauberhafte Reise durch die Welt" heißen. Der Musik will Birgit auf alle Fälle treu bleiben, denn sie hat noch viel vor: "Vielleicht ändere ich meinen Künstlernamen und meinen Musikstil. Mal sehen, wohin mich die nächste Welle trägt."

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3  Kommentare
3  Kommentare
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Betroffener127 (3.704 Kommentare)
am 16.08.2018 21:59

Ich mag Menschen, welche den Sinn des Daseins öfters hinterfragen...und danach auch den Mut zur allfälligen Veränderung aufbringen.

In einer österreichischen Gesellschaft mit festgefahrenen Strukturen und oft von aussen gesteuerter Lebensplanung nach "Schema F " gar nicht so einfach.

Man sieht sie tagtäglich, die Menschen welche wie die Zombies ferngesteuert durch die Straße laufen, kein Lächeln, keine Lebensfreude, nur funktional. Ein Leben in der Karawane der Lemminge. grinsen

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pepone (60.622 Kommentare)
am 16.08.2018 15:15

Das Bild mit Auto und Wohnwagen bedeutet FREIHEIT PUR ! grinsen

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klettermaxl (6.817 Kommentare)
am 16.08.2018 10:10

Wauns zu kompliziert oda gfährli wird oda koa End mehr nimmt, soit ma mit da Söbstfindung aufhean, sogt unsa örtlicha Jesus-Vatreta.

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