Bunte Gästeschar von Jentschke & Kasper
LINZ. Café Jentschke und Kasper-Keller sperren im Jänner zu Die klassenlose Gesellschaft war hier Wirklichkeit.
Es war sehr schön und hat die zahlreichen Gäste sehr erfreut. Doch jetzt geht ein Stück Linzer Lokalgeschichte zu Ende. Diesen Samstag, 13. Jänner, sperrt Wirt Hans Peter Kasper (63) sein an der Ecke Landstraße/Spittelwiese gelegenes Café Jentschke für immer zu, am 26. Jänner ist Schluss im Kasper-Keller. Ab dem heurigen Frühjahr bietet das Linzer Gastronomenpaar Seeber im Jentschke-Lokal spanische und österreichische Imbisse. Was die Seebers aus dem Kasper-Keller machen, steht derzeit noch nicht fest.
Bei den Stammgästen ist Trauer angesagt. "So ein Lokal mit so herzlichem Personal und wunderbarer Hausmannskost zu finden, das wird jetzt sehr schwierig", seufzt ein Rechtsanwalt, der jeden Freitag Gast eines Juristen-Stammtischs war. Wohl fühlten sich im einstigen Lagerkeller des seinerzeitigen Feinkostgeschäfts Jentschke nicht nur Rechtsvertreter.
Obdachlose, Künstler, Ärzte
Ob Verkäufer der Obdachlosen-Zeitung Kupfermuckn, tarockierende Landesbeamte, politisch links beseelte Aktivisten der österreichisch-kubanischen Freundschaftsgesellschaft, Männer und Frauen von Selbsthilfegruppen, Hobbysportler, Münzsammler, ausgeflippte Musiker und Jazz-Fans, Ärzte – im Kasper-Keller waren alle willkommen, hier gab es so etwas wie eine klassenlose Gesellschaft.
Früher war das Jentschke etwas für die sogenannten besseren Leute in Linz. Denn seit 1842 war in dem einstigen Offiziershaus das Jentschke-Feinkostgeschäft etabliert. 1936 erwarb der Großvater des jetzigen Wirts das Feinkostgeschäft. Im Jentschke gab es feinste Lebensmittel. Hans Peter Kaspers Vater Johann etablierte zusätzlich einen Vertrieb von Gabelbissen und eine Niederlassung der Schweizer Käseunion. "Die Käselaibe waren im Keller zum Reifen gelagert", erzählt Hans Peter Kasper.
1954 war der Keller auch zum Gasthaus geworden. Hier gab es damals in Linz noch wenig bekannte Speisen wie Toast Hawaii oder gebackene Champignons. Schüler der seinerzeit an der Spittelwiese gelegenen Tanzschule Horn führten gern Tanzpartnerinnen in den Keller, um guten Eindruck zu machen.
Im Jahr 1978 musste Hans Peter Kasper, der schon als Kind im Geschäft und im Gasthaus mitgearbeitet hatte, den Laden und das Gasthaus übernehmen, denn sein Vater Johann war im Alter von 63 Jahren verstorben.
Vier Feinkostgeschäfte gab es damals noch in Linz: Kasper, Samhaber an der Ecke Land-/Harrachstraße, König in der Bürgerstraße und Narzt in der Rainerstraße.
Gesundheit hat gelitten
"Bis Juli 1979 habe ich noch das Feinkostgeschäft geführt, dann habe ich es zum Café umbauen lassen", sagt der Kasper-Wirt. Nach 39 Jahren im Tag- und Nachtgeschäft macht Hans Peter Kasper nun Schluss mit dem Gastronomiegeschäft. Denn er ist gesundheitlich angeschlagen und muss im Frühjahr zwei große chirurgische Operationen über sich ergehen lassen.
Eine Zentrale der Jazz-Musik
Der Kasper-Keller war 35 Jahre eine Zentrale des Jazz. Los ging es am 22. November 1982. Für diesen Abend engagierte der Wirt und leidenschaftliche Jazz-Kenner Hans Peter Kasper „Zwio“, das Duo des Tiroler Komponisten und Multi-Instrumentalisten Werner Pirchner und des Wiener Gitarristen Harry Pepl.
Nach 80 Jazz-Konzerten im Keller kam es am 2. April 1987 zu einem Höhepunkt, von dem Jazz-Kenner heute noch schwärmen: Der Saxophonist Jim Pepper („Witchi Tai To“) spielte im Keller auf. Von Herbst bis Frühling musizierten viele Jahre lang jeden Dienstag Jazz-Studenten der Bruckner-Uni im Keller.
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