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Der Nachzipf

07. Juli 2018, 00:04 Uhr
Der Nachzipf
Bild: colourbox.com

Schulschluss ist. Die Freude ist groß, auch wenn es da und dort ein recht unangenehmes Nachsitzen in Form eines Nachzipfs gibt.

Ein Zipf oder Zipfel kann ein mehr oder weniger spitzes Ende eines Gegenstandes sein, eines Hemds oder Halstuchs, einer Schürze oder Jacke, eines Polsters und Tischtuchs, aber auch einer Wurst, eines Grundstücks und Kontinents.

Man will ein Zipferl des Glücks. Die germanische Wurzel ist "tip" und "top". Das althochdeutsche "tip", das im Hochdeutschen durch die Lautverschiebung zu "Zipf" geworden ist, bedeutet wie das englische "tip" oder das schwedische "topp" eine Spitze. Im Niederländischen heißt die Brustwarze "tepel", im Oberösterreichischen ist ein "Dippel" ein mehr oder weniger großes Geschwulst und ein gestandenes bayerisches Mannsbild ist stolz auf sein "Zipferl", sein männliches Anhängsel. Verbindungsstudenten freuen sich über Bier- und Weinzipfe.

Die Wortwurzel steckt auch im "Zopf" und im "Zapfen". Ein Zopf ist die Spitze des Haarschopfs und ein Zapfen ein spitzes Holzstück, das in einen Balken oder ein Fass geschlagen wird. Anzapft ist! Gezapft wird. Es steckt das "zapfen" und "zappeln lassen", das für den "Nachzipf" charakteristisch ist, unmittelbar im Wort drinnen. Wer tip und top ist, ist an der Spitze. Wer einen "Nachzipf" hat, muss erst mit einem unliebsamen "Zapf" dorthin kommen. Der Wiener sagt: Die vier Zipf bringt man nie zusammen. Das heißt: Es geht nicht alles nach Wunsch. Ein fader Zipf hingegen ist ein langweiliger Mensch, ein Spielverderber. Dass eine Wiederholungsprüfung "anzipft", ist klar. Man lässt den Prüfling einen ganzen Sommer lang zappeln, ob er davon kommt oder sitzen bleibt.

Das österreichische Deutsch kann so schrecklich sein. Der Nachzipf gehört in diese Kategorie. Es klingt wie "Zipferl abschneiden". Schon das Wort habe etwas Obszönes an sich, schreibt der selber durch eine "Relegation" geschädigte Alois Brandstetter in seinem Spätwerk "Zur Entlastung der Briefträger", das er 2011 seinem 1974 erschienenen Frühwerk "Zu Lasten der Briefträger" nachgereicht hat. Manche Bildungsforscher bezeichnen das ganze System als ziemlich teuren Unsinn: Ein Nachzipf sei ein unnötiger Sadismus, sagt der Wiener Erziehungswissenschafter Stefan Hopmann: Ein Schulsystem, das Kinder mit einem Nachzipf in die Ferien schickt, verdient selber einen. Aber ein Nachzipf ist immer auch eine zweite Chance, zu der wir allen Betroffenen Erfolg wünschen.

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