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„Das könnte unseren Alltag total umkrempeln“

Von Ulrike Rubasch, 19. Mai 2018, 00:04 Uhr
Christoph Anthes, Professor für Virtual und Augmented Reality an der Fachhochschule in Hagenberg

Ein Gespräch über eine Technologie, durch die sich Christoph Anthes mit dem Hologramm von Prinzessin Leia unterhalten und die smarte Linse im Auge seine Wirklichkeit erweitern kann.

Einer der globalen Mega-Trends ist Augmented Reality (AR). Wird diese Technologie überschätzt?

Anthes: Ich glaube, es liegt ein enormes Potential darin, aber auch eine Menge Fallstricke, die gerne übersehen werden. Es könnte – wie damals das Smartphone – eine disruptive Technologie sein, die unser Alltagsleben total umkrempelt. Statt die ganze Zeit in das Smartphone zu starren, könnten wir in der Zukunft einfach durch die Brille schauen.

Welche wirtschaftliche Anwendung davon halten Sie für am erfolgversprechendsten?

Ich denke, „remote support“, also Service und Wartung mit Hilfe von AR. Das kann man sich so vorstellen, dass die Experten bei einem Maschinendefekt nicht selbst in den Betrieb fahren müssen, sondern dass Nicht-Experten vor Ort mit Hilfe einer AR-Brille angezeigt bekommen, welche Arbeitsschritte sie wie machen sollen. Wenn nötig, mit Echtzeit-Infos aus der Ferne oder eben automatisiert.
Die Hard- und Software dafür ist noch nicht optimal, aber in Oberösterreichs Industrie und Forschung sind wir stark dran, das weiterzuentwickeln. Dass das gut in der Praxis funktioniert, ist eine Frage der nahen Zukunft, der nächsten paar Jahre. Alle großen Player haben sich damit schon beschäftigt. Die AR-Brillen sind dabei wahrscheinlich noch nicht der Weisheit letzter Schluss.

Werden wir bald mit den intelligenten Linsen (smart lenses) von Google, IBM, LG, Samsung etc. Dauerinformationen aus dem Internet direkt im Auge haben? Werden beispielsweise Rechtsanwälte im Gerichtsprozess wertvolle Live-Infos aus dem „inneren Auge“ bekommen, oder Autoverkäufer Vorlieben des Kunden, direkt von Google eingespielt – und keiner weiß es?

Technologisch sind wir bei Weitem noch nicht da. Google hat zum Beispiel zwar hier einige Patente, aber noch nicht einmal das Stromversorgungsproblem der Linsen gelöst. Linsen wären praktisch, weil das Problem der AR-Brillen von Meta oder Microsoft (HoloLens) ist derzeit das hohe Gewicht – mit 600 Gramm auf dem Kopf durch die Gegend zu laufen, ist nicht wirklich angenehm – und das relativ kleine Blickfeld.

Wie wirkt AR eigentlich auf den Menschen? Von VR-Brillen oder 3D-Brillen kennen viele Übelkeit als körperliche Reaktion.

Das Problem mit der Fokusebene, dem Scharfstellen der Augen, bereitet der AR-Technik noch Schwierigkeiten. Über mehrere Stunden AR-Inhalte anzusehen, ist nicht angenehm und kann langfristig zu Kopfweh führen. Vom Schlechtsein ist nichts bekannt. An Erleichterungen, um AR im Dauerbetrieb zu verwenden, wird geforscht.

Glauben Sie, dass Menschen mit solchen Brillen durch die Gegend laufen werden?

Vom Design her ist die Google Glass (60 g) 2012 jedenfalls nicht gescheitert. Sie war ja chic. Es war die fehlende soziale Akzeptanz. Niemand wollte, dass die Kamera auf der Brille die ganze Zeit filmt, die Umgebung hätte das nicht akzeptiert. So etwas kann für ein Produkt zu einem echten Problem werden. Aber wer hätte sich gedacht, dass sich Menschen freiwillig eine Abhöranlage namens „Alexa“ (Amazons Heim-Computer, Anm.) ins Wohnzimmer stellen? Wenn der Nutzen groß genug ist, ist der Datenschutz egal.

Welche Anwendung von Augmented Reality würden Sie sich wirklich wünschen?

Mit Hologrammen zu kommunizieren, wie in Star Wars mit der Prinzessin Leia – das fände ich ganz chic. Aber das ist wirklich noch ein Stück weit weg.

Was wird sich durchsetzen: AR oder VR?

Ich sehe es als Miteinander. Es wird Endgeräte geben, die zwischen AR und VR wechseln können. Noch ist das Thema AR nicht bei den Konsumenten angekommen, HoloLens (Microsofts Brille) kostet ja noch rund 3500 Euro. Doch wenn die Technologie mal da ist, dann ist sie da! In der Auto-Branche hat jetzt schon jeder VR im Einsatz. Bei AR kommen wir langsam in dieses Stadium.

 

Christoph Anthes

 

Der Professor für Virtual und Augmented Reality an der Fachhochschule in Hagenberg forschte bis vor einem Jahr noch am Leibniz Supercomputing Centre in München. An der Ludwig-Maximilians-Universität in München lehrte er gleichzeitig fünf Jahre.

 

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