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"Wenn nur der Preis zählt, wird die Landwirtschaft immer Verlierer sein"

Von Josef Lehner, 12. Dezember 2018, 00:04 Uhr
"Wenn nur der Preis zählt, wird die Landwirtschaft immer Verlierer sein"
Josef Moosbrugger Bild: Landwirtschaftskammer Österreic

WIEN. Kammerpräsident Josef Moosbrugger im OÖN-Interview über hohe Produktionsauflagen und niedrige Entlohnung.

Seit Mai ist der Milchbauer Josef Moosbrugger (52) aus Dornbirn Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich. Er ist in der Interessenvertretung schon ein Urgestein, weil er seit 1999 die Kammer im Ländle leitet.

 

OÖN: Das Dürrehilfspaket der Bundesregierung hat viele Bauern verärgert, weil sie trotz hoher Ernteverluste knapp nicht ins Fördergebiet fallen.

Präsident Moosbrugger: Das Hilfspaket in Höhe von 60 Millionen Euro ist eine starke Leistung. Jeder Landwirt profitiert von der Aufstockung der Elementarversicherung, inklusive Tierversicherung, und das dauerhaft. Für die Direkthilfe in Höhe von 20 Millionen Euro haben wir nicht in Wien ein Einschätzungsmodell definiert, sondern es basiert auf regionalen Zahlen der Hagelversicherung. Wir versuchen, in den Kerngebieten zu helfen. Dass jede Grenze ein negatives Kriterium hat, ist klar. Ich verstehe die Kritik, aber man sollte die Relation sehen.

Ministerin Köstinger hat einen Pakt mit dem Lebensmittelhandel geschlossen, gegen unfaire Handelspraktiken. Warum verlangen Sie noch mehr?

Mit ihm haben wir nun rechtlich eine gute Basis. Es geht aber weiter. Es wird uns viel vorgegeben bei den Produkten, aber der Preis passt nicht. Wenn nur der Preis zählt, wird unsere Landwirtschaft immer der Verlierer sein. Daher brauchen wir eine Herkunftskennzeichnung. Die Konsumenten wollen wissen, woher die Produkte kommen. Es kann das österreichische Produkt aber nicht zum niedrigsten Preis geben. Ich will gar nicht bestreiten, dass viele Lebensmittel im Handel heute teuer sind. Aber wer hat die Spanne? Die österreichischen Bauern haben heuer für Äpfel wegen der großen Erntemenge nur halb so viel bezahlt bekommen wie im Jahr davor. Der Preis im Handel ist aber gleich geblieben.

Auf Österreichs Bauern kommen noch weitere Auflagen zu, weil die Tierhaltung verschärft wird, auch der Pflanzenschutz.

Ja zu höheren Standards, aber das muss sich im Preis spiegeln. Derzeit bekommen Landwirte alles aufs Auge gedrückt, und die Preise sind so niedrig wie gestern. Das hält niemand aus. Das wird die Produktion aus Österreich verdrängen. Wir verlieren Produktion, weil unsere Wettbewerbsfähigkeit verloren geht. Wir müssen uns gegenüber dem Handel strategisch als Partner der Bevölkerung positionieren. Beim Pflanzenschutz sind wir derzeit beim Verbieten schneller als beim Anbieten von Lösungen. Das führt dazu, dass wir in Österreich Dinge verbieten, die dann importiert werden. Das ist doch absurd.

Die EU will die Agrarförderungen in der Periode 2021 bis 2027 kürzen. Wo ist die Schmerzgrenze?

Was derzeit von der EU-Kommission vorliegt, ist kein Vorschlag. Das wäre ein massiver Anschlag auf das, was die Bauern mit so viel Engagement leisten. Wir müssen auch in Österreich diskutieren: Welche Leistungen will man künftig von der Landwirtschaft haben? Diese Leistungen sind so bunt, von Nachhaltigkeit bis hin zu Bio. Ich gehe davon aus, dass wir es schaffen, dass weiter mit Anstand bezahlt wird.

Die Landwirte haben auch Angst vor weiteren Handelsabkommen, etwa Mercosur mit Südamerika. EU-Kommissar Phil Hogan hat gesagt, Agrarimporte nur dann, wenn sie die EU-Standards erfüllen.

Bei dieser Zusage habe ich meine Zweifel. Es wird schon in Bereichen importiert, wo wir ein Exportmarkt sind, etwa bei Fleisch. Mich stört, wie die EU industrielle Güter gegen landwirtschaftliche abtauscht. Es ist nicht in Ordnung, dass immer wieder die Landwirtschaft herhalten muss. Daher betrachten wir Handelsabkommen höchst kritisch.

Der Klimaschutz ist derzeit ein Hauptthema. Die Landwirtschaft schneidet in Österreich nicht schlecht ab.

Man sollte alle Verursacherbereiche seriös betrachten. Es gibt Sektoren, wo der CO2-Ausstoß ständig wächst, zum Beispiel im Verkehr. Da wird geschwiegen. Die Landwirtschaft hat nicht nur ihren Anteil reduziert, sie könnte noch einen wesentlich größeren Beitrag leisten mit der Biomasse. Wenn es aber etwas zu kosten beginnt, ist der Klimaschutz plötzlich nicht mehr so wichtig. Das ist ein gefährlicher Ansatz. Je schneller wir zu handeln beginnen, desto günstiger wird es für die Bevölkerung.

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4  Kommentare
4  Kommentare
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cyrill24 (653 Kommentare)
am 12.12.2018 17:58

Was man mit der Landwirtschaft in den letzten 30 Jahren gemacht hat ist sowieso eine Schande!
Man hat Jahrhunderte alte Familienbetriebe zu Grunde gerichtet, nur damit sich der Handel eine goldene Nase verdienen konnte.

Und für alles und jedes in diesem Land hat man den Bauern die Schuld gegeben, und unsere nichtsnutzigen Bauernvertreter stehen daneben und sehen zu!!!!!!!

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BananaJoe (139 Kommentare)
am 12.12.2018 09:51

Was ich nicht verstehen kann, ein Drittel des EU-Haushaltes gehen für Landwirtschaftssubventionen drauf!

Und weil die großen Unternehmen besonders stark von diesen Subventionen profitieren, sollen die kleinen Bauern jetzt noch stärker subventioniert werden, um die Gesamtkostenrechnung für die Erzeugung von Lebensmitteln noch weiter zu verfälschen?

Bauern sind bloße Erzeuger und unterliegen den Spielregeln des Marktes - Angebot und Nachfrage regeln nun einmal den Preis -> wir leben im Kapitalismus!
Aber Fakt ist auch - Qualität setzt sich durch!
Eigenvermarktung birgt sehr hohe Risiken, gleichzeitig aber auch große Chancen - österreichische Qualität kann sich sicher auch im Ausland durchsetzen -> Werbung mit Klischees!

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Biobauer (6.031 Kommentare)
am 12.12.2018 10:26

Mein lieber BananaJoe, genau das ist die negative Propaganda mit der wir in der Landwirtschaft zu kämpfen haben. Ihre Aussage mit dem Eu Budget ist richtig, zu Relativieren ist jedoch das die Landwirtschaft der einzige Bereich ist der EU weit gemeinsam geregelt wird, während andere Bereiche wie Soziales, Bildung, Sport, Kultur, Landesverteidigung etc. die Staaten einzeln regeln und Finanzieren.

Würde man alle öffentlichen Ausgaben der EU Mitglieder in einen Topf werfen und den Anteil der Landwirtschaft heraus rechnen, sind wir nicht mehr bei einem Drittel sondern bei ca. 2 Prozent der öffentlichen Ausgaben für die Nahrungsmittelsichereit innerhalb der EU.

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Biobauer (6.031 Kommentare)
am 12.12.2018 09:17

Unser Thema ist das die Landwirtschaft nur als Produktionsbetriebe wahrgenommen werden und dort selbstverständlich einem Internationalen Markt mit anderen Umwelt und Sozialstandarts ausgesetzt ist.

In Wirklichkeit ist Landwirtschaft vor Ort mit der damit verbundenen Ernährungssichereit die erste Form der Landesverteidigung, den ein Land das sich nicht ernähren kann braucht sich auch nicht mehr zu verteidigen.
Über die anderen Dienstleistungen wie eine gepflegte Landschaft für Einwohner und Tourismus und vieles mehr, möchte ich noch gar nicht sprechen.

Es würde niemand einfallen einen Unserer Landesverteidiger beim Militär zu einem Gehalt wie in Brasilien oder der Ukraine zu bezahlen, blos die erste Stufe der Landesverteidigung, die Landwirtschaft soll im Hochpreisland Österreich mit Internationalen Dumpingpreisen auskommen.

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