US-Richterstreit: Mutmaßliches Opfer wird im Senat aussagen
WASHINGTON. Das mutmaßliche Opfer des US-Höchstrichterkandidaten Brett Kavanaugh hat sich am Samstagnachmittag (Ortszeit) zu einer Aussage im US-Senat bereit erklärt.
Dies berichteten Medien unter Berufung auf den Anwalt der US-Professorin Christine Blasey Ford. Allerdings werde noch über die genauen Bedingungen und den Zeitpunkt der Aussage verhandelt. Der Anhalt wolle eine Anhörung am Donnerstag.
Ford beschuldigt den erzkonservativen Kandidaten für das mächtige Oberste Gericht, in den 80er-Jahren bei einer Schülerparty versucht zu haben, sie zu vergewaltigen. Kavanaugh weist die Anschuldigung zurück. Wegen des Vorwurfs wackelt die Bestätigung des von US-Präsident Donald Trump vorgeschlagenen Abtreibungsgegners durch den US-Senat, in dem die regierenden Republikaner nur eine knappe Mehrheit haben.
Proteststurm nach Trumps Attacke
US-Präsident Donald Trump hatte Kavanaugh als Richter für das höchste Gericht in den USA vorgeschlagen. Am Freitag hatte Trump Fords Glaubwürdigkeit öffentlich in Frage gestellt und Unverständnis geäußert, warum sie den Vorfall - wenn er denn so schlimm gewesen sei, wie sie sage - nicht damals gleich angezeigt habe. Das löste heftige Proteste aus.
Diese Frontalattacke hat im Internet eine Welle der Empörung ausgelöst. Auf Twitter zeigten sich ab Freitag zehntausende Frauen unter dem Stichwort #WhyIDidntReport solidarisch mit Ford.
Erschütternder Bericht
Mit einem erschütternden Bericht über eigene Missbrauchserfahrung hat sich die Tochter des früheren US-Präsidenten Ronald Reagan in die Debatte über den Supreme-Court-Anwärter Brett Kavanaugh eingeschaltet. In der "Washington Post" schrieb die 65 Jahre alte Patti Davis am Freitag (Ortszeit), sie sei vor etwa 40 Jahren vergewaltigt worden. Ein Musikmanager habe sie damals in seinem Büro missbraucht.
"Jahrzehntelang habe ich niemandem davon erzählt - keinen Freunden, keinem Partner, keinem Therapeuten, auch nicht meinem Ehemann, als ich Jahre später heiratete", schrieb sie. "Ich fühlte mich alleine, ich habe mich geschämt, und ich war angewidert von mir selbst."
Deshalb wundere es sie keineswegs, dass die Frau, die Kavanaugh eine versuchte Vergewaltigung vor mehr als 30 Jahren vorwirft, so lange geschwiegen habe, schreibt Davis. Sie äußerte auch Verständnis dafür, dass die Frau nicht alle Details des mutmaßlichen Übergriffs benennen könne. Bei traumatischen Erlebnissen blende die Erinnerung gewisse Dinge einfach aus.
Eine Psychologie-Professorin aus Kalifornien, Christine Blasey Ford, beschuldigt Kavanaugh, er habe versucht, sie nach einer Schülerparty Anfang der 1980er Jahre zu vergewaltigen.