Christine Keeler: Das Ex-Callgirl ist tot
FARNBOROUGH. Sie stand in den 1960er Jahren im Zentrum des Profumo-Sexskandals.
Die Britin Christine Keeler ist tot. Sie starb am Montagabend in einer Klinik im südenglischen Farnborough. Keeler litt seit Längerem an einer Lungenerkrankung. Sie wurde 75 Jahre alt.
Bekanntheit erlangte das ehemalige Callgirl in den Sechzigerjahren. Keeler war damals in den sogenannten Profumo-Skandal verwickelt – einer der größten Sex- und Politskandale der Nachkriegszeit. Keeler hatte zum Höhepunkt des Kalten Krieges sowohl mit dem britischen Kriegsminister John Profumo als auch mit Jewgenij Iwanow ein Verhältnis. Dieser war offiziell stellvertretender UdSSR-Marineattaché an der Londoner Botschaft, hauptamtlich jedoch Agent.
Der verheiratete Profumo musste im Juni 1963 zurücktreten, nachdem er das Parlament über seine Beziehung zu Keeler und deren Verbindungen zu Iwanow belogen hatte. Im Oktober stürzte die Regierung von Harold Macmillan.
1963 gab es keine Zeitung, die nicht über den Skandal schrieb. Während die eheliche Untreue Profumos allenfalls missbilligt wurde, richtete sich das Augenmerk bald auf Keeler: Man unterstellte der jungen Frau Verrat. Der russische Marineattaché habe sie dazu überredet, Profumo für die Sowjetunion auszuspionieren. Ein Vorwurf, den Keeler zeit ihres Lebens bestritt.
Gerüchte dementiert
Bizarre Sex-Geschichten wurden später über Keeler erzählt, von Orgien war die Rede und frivolen Sexspielen. In ihrem 2012 erschienenen Buch dementierte Keeler diese Gerüchte: "Sie glauben vielleicht, mein Leben zu kennen." Mit der Realität habe auch die Verfilmung "Scandal" nichts zu tun.
Ende der sechziger Jahre verschwand Keeler von der Bildfläche. Sie heiratete zweimal, beide Ehen hielten nicht lang. Als alleinerziehende Mutter kümmerte sie sich vorrangig um ihre beiden Söhne.
Das Beispiel von Frau Keeler wird Bediensteten im Gastgewerbe Mut machen: Es gibt Scheißjobs, aber man muss sie nicht machen.