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Ein Seemann, immergrün

Von Bernhard Lichtenberger, 19. Jänner 2019, 00:04 Uhr
Ein Seemann, immergrün
Popeye

Popeye ist 90 Jahre alt. Der gezeichnete Matrose mit dem Faible für das Dopingmittel Spinat hat sich erfolgreich in die Populärkultur geprügelt.

Popeye ist schuldig. Schuldig, weil sein Heißhunger auf grünes Kraftfutter aus der Dose Millionen Erziehenden als Löffel diente, mit dem sie dem Nachwuchs ungeliebte Nahrung in den Mund stopften. Es war eine perfide Essensnötigung, verschlagener noch als der Dreh mit dem Suppen-Kaspar, der sich dem Teller verweigerte, bis er am fünften Tage unter der Erde lag. Der Kleinen Widerstand wurde mit den Muskeln des gezeichneten Helden weichgeklopft: "Wenn du brav deinen Spinat isst, wirst du auch einmal so stark wie Popeye!"

Dabei hatte der Seemann mit dem zugekniffenen rechten Auge, der verbeulten Hose, der Matrosenkappe, der Maiskolbenpfeife und den aufgeblasenen Unterarmen selbst noch keinen Appetit auf das grüne Gemüse, als er im Jänner 1929 das Licht der Comicwelt erblickte. Der US-amerikanische Zeichner Elzie Crisler Segar (1894–1938) ließ ihn als Nebenfigur in seinem seit 1919 für das New York Journal entworfenen Comicstrip "Thimble Theatre" auftauchen.

In dem spielten bis dahin der umtriebige Unternehmer Castor Oyl (übersetzt: Rizinusöl), seine leicht neurotische Schwester Olive Oyl (Olivenöl) und der ihr amourös zugetane Müßiggänger Ham Gravy (Bratensaft) die Hauptrollen. Bis Popeye auf die Frage, ob er ein Seemann sei, mit der Sprechblase "Seh’ ich aus wie ein Cowboy?" in ihr kleines Universum drängte.

Leser und Schöpfer schlossen den Neuling ins Herz, und die in der deutschen Fassung Olivia Genannte, drückte ihm alsbald einen Schmatz auf die Wange. Um Popeye ward es geschehen – und auch um Castor und Ham, die er flugs aus den Streifengeschichten schubste. Der kratzbürstige, aber liebenswerte Kerl wurde zum Cartoon-Liebling, der etwas Vergnügen in die tristen Leben der US-Amerikaner während der Wirtschaftskrise in den 1930er Jahren brachte.

Mit Spinat gegen Bluto

Erst ab 1932 dopte Segar seinen Helden mit Spinat, den dieser in Dosenmenge in den Mund schüttet, um zu Superkräften zu kommen. Sind ihm die Hände gebunden, saugt er die grüne Konserve eben durch das Pfeifchen. Ab 1933 entstanden hunderte Zeichentrick-Episoden, in denen Popeye nicht selten mit schwingenden Fäusten seinen Rivalen Bluto in die Schranken weist. Dieser grobschlächtige Kerl hat es auf die Zuneigung der spindeldürren, aber auf großem Fuß (Schuhgröße 57) lebenden Olivia abgesehen. Er schreckt selbst vor Entführung nicht zurück.

Die Sache mit dem Spinat, der kleine Buben und Mädchen groß und stark machen sollte und den Spinatkonsum in den USA um ein Drittel ansteigen ließ, war übrigens ein Schmarrn. Damals war die Ansicht verbreitet, dass ein außergewöhnlich hoher Eisenanteil in diesem Gemüse eine gesunde Entwicklung fördere. Eine Annahme, die auf einem Irrtum beruhte. Die 1890 von einem Schweizer Physiologen bestimmten 35 Milligramm Eisen bezogen sich auf 100 Milligramm getrockneten Spinat. Der Wert wurde später fälschlicherweise frischem Spinat zugeschrieben, der zu rund 90 Prozent aus Wasser besteht und nur 3,5 Milligramm Eisen enthält.

Zum Geburtstag produzierte die Popeye-Firma King Features nun neue Kurzvideos mit einem verjüngten Star. Firmenpräsidentin C. J. Kettler sagte den New York Times: "Er ist nicht alt, er ist nicht jung, er ist irgendwo dazwischen. Aber er ist immer noch stark und fit und widerstandsfähig und ein Champion der Unterdrückten."

Wie gut kennen Sie Popeye? Beantworten Sie die Fragen im Quiz!

 

 

Das Phänomen Popeye

  • New York ehrte den gezeichneten Seemann zu seinem 75. Geburtstag, indem die Spitze des Empire State Building in grünem Licht erstrahlte.
  • Popeye war die erste Comic-Figur, der ein Denkmal errichtet wurde. Seit 1937 ziert seine Statue Crystal City in Texas, das sich Spinat-Hauptstadt der Welt nennt.
  • In Chester im US-Bundesstaat Illinois, dem Geburtsort von Popeye-Schöpfer Elzie Crisler Segar, wird jedes Jahr Anfang September ein Popeye-Picknick mit Parade veranstaltet.
  • Nach dem Tod von E.C. Segar führten mehrere Zeichner und Autoren dessen Werk fort, u.a. sein Assistent Bud Sagendorf.
  • Die Schauspieler Jack Mercer und Margie Hynes, die Popeye und Olivia in der Originalfassung der frühen Zeichentrick-Episoden ihre Stimmen liehen, verliebten sich bei der Arbeit und waren von 1939 bis 1950 verheiratet.
  • Die glänzende Popeye-Edelstahl-Statue von Künstler Jeff Koons wurde 2014 von Casino-Hotel-Tycoon Steve Wynn für 28 Millionen Dollar bei einer Auktion erstanden.
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