Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Blaue Haut, schneller Tod: Vor 100 Jahren wütete die Spanische Grippe

14. Mai 2018, 00:04 Uhr
Blaue Haut, schneller Tod: Vor 100 Jahren wütete die Spanische Grippe
Ein Spital in Frankreich. Die Grippepatienten waren 1918 auf der Veranda untergebracht. Bild: Vitalis

Die schlimmste Grippe-Pandemie der Geschichte forderte viele Millionen Tote.

Vor hundert Jahren, als sich der Erste Weltkrieg seinem Ende zuneigte, gewann eine todbringende Seuche an Fahrt – die Spanische Grippe. "Von Tag zu Tag wuchs das Heer der Toten, Epidemiologen sprechen von weltweit 20 bis 50, manche gar von 100 Millionen Grippeopfern", schreibt der österreichische Mediziner Harald Salfellner in seinem Buch "Die Spanische Grippe". Anders als bei anderen derartigen Katastrophen sucht man Denkmäler und Relikte jener Zeit nahezu vergeblich. Medizinhistoriker Salfellner hat es in mühevoller Recherche geschafft, mehr als 250 Abbildungen aufzutreiben und eine umfassende Chronik dieser "größten Gesundheitskatastrophe der Menschheitsgeschichte" zu schreiben.

Die vergessene Pandemie

Erst in jüngerer Vergangenheit ist die Spanische Grippe wieder vermehrt ins Bewusstsein der Menschen gerückt, auch weil sie zum Stoff von Büchern, Filmen und Serien wie "Downtown Abbey" geworden ist. Zuvor war sie nicht viel mehr als eine Fußnote des Weltkriegs. Dabei sollen allein im Deutschen Reich einer Studie zufolge rund 426.000 Menschen der Grippe zum Opfer gefallen sein – das entspricht einer mittleren Großstadt.

Blaue Haut, schneller Tod: Vor 100 Jahren wütete die Spanische Grippe
So wurde damals für Influenza-Schutzmasken geworben. Bild: Vitalis

"Bei unserem heutigen Gesundheitssystem wäre das unerträglich, praktisch nicht vorstellbar", sagt die Grippe-Expertin Silke Buda vom Robert-Koch-Institut in Berlin. Gleichwohl: Indien und Südafrika etwa erwischte es sehr viel heftiger. Und längst nicht aus allen Ländern gibt es überhaupt Daten, an Erfassungen nach heutigem Maßstab war damals nicht zu denken. Aussagen mit letzter Sicherheit sind daher schwierig. Mündlich überliefert ist die Redewendung: "Morgens krank, abends tot; abends krank, morgens tot." Das sollen Einwohner einer Stadt auf Java Forschern in den 1980er-Jahren berichtet haben, schreibt der Berliner Historiker und Oberarzt der Charite, Wilfried Witte ("Tollkirschen und Quarantäne. Eine Geschichte der Spanischen Grippe"). Auch er hat über die Pandemie geforscht.

Alles habe damals relativ harmlos begonnen, sagt Witte. Während der ersten Ansteckungswelle im Frühjahr 1918 – der Erste Weltkrieg ging dem Ende entgegen – erkrankten zwar sehr viele Menschen, aber relativ wenige starben. Im Herbst nahm allerdings eine weitere, diesmal tödliche Welle ihren Lauf. Gerade dort, wo Menschen geballt aufeinandertrafen, wie in Rekruten- und Kriegsgefangenenlagern, hätten sich auf einen Schlag zahlreiche Menschen angesteckt.

"Die meisten sind an einem akuten Lungenversagen gestorben", sagt Witte. Selbst der spanische König soll an dem damals noch unbekannten Erreger erkrankt sein. Das ist wohl der Grund, warum die Pandemie als "Spanische Grippe" in die Geschichte einging. Dass sie nicht von dort kam, ist aber relativ sicher. Um den wahren Ursprung ranken sich mehrere Theorien. Witte zufolge wird angenommen, dass die Grippe im März 1918 zuerst Schüler und Soldaten in Kansas, USA, krank machte. Mit Truppenschiffen soll das Virus auch nach Europa gelangt sein. Die Menschen steckten sich durch winzige Tröpfchen beim Husten oder Niesen reihenweise an, wohl jeder Ort hatte Opfer zu beklagen.

Opfer oft zwischen 20 und 40

Ärzte sahen bei Infizierten gewisse Muster: Nicht nur starben ungewöhnlich oft vermeintlich robuste Menschen zwischen 20 und 40 Jahren. Auch hatte sich die Haut der Erkrankten oft dunkelblau verfärbt – Zeichen der Unterversorgung mit Sauerstoff, wie Witte sagt. Der wahre Auslöser, das Influenza-Virus, sollte erst 1933 entdeckt werden. (bar)

 

Buchtipp

Der österreichische Medizinhistoriker Harald Salfellner, der seit vielen Jahren in Prag lebt, schildert in seinem bilderreichen Band in 30 Kapiteln die unklaren Ursprünge, den Verlauf der einzelnen Wellen und das Krankheitsbild der gefürchteten Lungenentzündungen, denen die Ärzte damals weitgehend hilflos gegenüber- standen.

H. Salfellner: Die Spanische Grippe, Vitalis-Verlag, 167 Seiten, 24,90 Euro.

 

mehr aus Spezial

Online-Abschlussveranstaltung des OÖN-Börsespiels 2021

Forum für pflegende Angehörige: Diskussion und Tipps zu Recht, Finanzen und Alltag

Die Rückkehr der Wildtiere

Ausgebucht! „Der Krieg in der Ukraine: Eine Spätfolge des Zerfalls der UdSSR und ein geopolitischer Konflikt.“

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

0  Kommentare
0  Kommentare
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Aktuelle Meldungen