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Singapur statt Summerhill

Von Christian Schacherreiter, 13. September 2018, 00:04 Uhr

Schule: Wer immer beim Selben bleibt, wird mehrmals modern

Mit Beginn dieses Schuljahres gibt es für Raucher keinerlei Ausnahmeregelungen mehr. In der Schule wird nicht geraucht! Basta! Neu ist für mich das nicht. Zu meiner Schulzeit in den Sechzigern galt strenges Rauchverbot, allerdings nur für Schüler. Das fanden wir Achtundsechziger repressiv und reaktionär. Auch am Gymnasium Ried wurde es zu meiner Schulzeit schick, in der Pause am Klo subversiv zu rauchen. In der Kabine daneben lauerte der Schulwart Langenecker, schüttete eine Kanne Wasser ins illegale "Raucherklo" hinüber und rief grinsend: "‘Tschuldigung, i hab g’laubt, es brennt!" Anfang der Siebzigerjahre galt die Einführung von Raucherzimmern als Triumph der Moderne über eine antiquierte Pädagogik. Bald darauf folgte vieles andere, was man im Anschluss an 1968 für zukunftweisend hielt. Am Höhepunkt dieser Entwicklung vertraten schrille Pädagogen die publikumswirksame These, Unterricht habe ständig lustvoll und sinnlich zu sein. Mittlerweile wissen wir, dass wir mit dieser Form von Spaßpädagogik nicht den gebildeten neuen Menschen hervorbringen, sondern inkompetente, narzisstische Daumenlutscher, die nichts können, nichts wissen und auch nichts wollen außer Verwöhnprogramme rund um die Uhr. Vernunft und Augenmaß haben diese Auswüchse glücklicherweise korrigiert. Regierungsdelegationen reisen heute nicht mehr ins legendäre Summerhill, um die Schule des 21. Jahrhunderts kennenzulernen, sie reisen nach Singapur. Außer der überraschenden Erkenntnis, dass IT-Kompetenzen nicht ganz unwichtig sind, bringen sie von dort auch den Eindruck mit, dass Schule in Singapur nicht besonders lustbetont abläuft, sondern ziemlich autoritär und diszipliniert. Stahlhelm-Pädagogen aus den Sechzigern, die ihre Ansichten und Methoden unverändert beibehalten haben, könnten also wieder so richtig modern werden, denn wenn man Singapur folgt, lautet die neue Zauberformel: Fortschritt = Drill + Digitalisierung. Wieder einmal müssen wir darauf hoffen, dass sich nicht schrille Moden, sondern bewährte Klassiker behaupten: pädagogisches Augenmaß und bildungspolitische Vernunft.

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