David Solomon: Ein DJ rockt die Wall Street
Es ist ein strahlender 4. Juli auf den Bahamas. Im Strandclub ist Party angesagt. Am Mischpult steht ein älterer Mann mit rosa Kapperl und grauem Leiberl namens DJ D-Sol.
So weit, so gewöhnlich – wäre der DJ nicht einer der wichtigsten Männer in der internationalen Finanzwelt. In seinem Brotberuf ist DJ D-Sol alias David Solomon Investmentbanker und derzeit die Nummer zwei von Goldman Sachs. Mit Oktober wird er die Leitung des berühmt-berüchtigten Geldhauses übernehmen. Der 56-Jährige löst dann Lloyd Blankfein ab, den dienstältesten Vorstandschef an der Wall Street.
Vor mehr als 100 Jahren gegründet, ist Goldman Sachs das führende Investmenthaus, das auch die Finanzkrise ohne blaues Auge überstanden hat: Als die Hypothekenkrise 2007/08 ihren Lauf nahm, hatte Goldman Sachs bereits auf fallende Kurse gesetzt. Aufgrund ihrer exorbitanten Bonuszahlungen wurde die Bank zum Inbegriff von Maßlosigkeit in der Finanzwelt.
Der Unternehmenserfolg von Goldman Sachs fußt zum einen auf den engen Verflechtungen zur Politik. Ex-Banker bekleiden mitunter hohe politische Ämter wie etwa Solomons Vor-Vorgänger Hank Paulson, der Finanzminister unter George W. Bush war. Zum anderen ist Goldman Sachs für seine Leistungskultur berüchtigt. Nur wer bereit ist, Nächte und Wochenenden durchzuarbeiten, schafft den sozialen Aufstieg. Solomons Vorgänger Blankfein ist Sohn eines Postboten, der dank Stipendium nach Harvard kam. Auch Solomon stammt aus einfachen Verhältnissen.
Seine Karriere startete er bei Drexel Burnham Lambert, jenem Investmenthaus, das die Ramschanleihen, sogenannte Junkbonds, erfunden haben soll. Nachdem es spektakulär pleiteging, übernahm Solomon die Junkbond-Abteilung bei Bear Stearns und zog 2006 zum Branchenprimus Goldman Sachs weiter. Bevor der verheiratete Bänker dort ab Herbst den Ton angibt, hat er im Juni noch seine erste Single veröffentlicht: "Don’t stop" heißt sie.